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KRIMINALITÄT

Steuerfahnder schnappen den 200-Millionen-Dollar-Mann

Ein besonders schwerer Fall von Steuerhinterziehung macht derzeit in den USA Schlagzeilen. Die Steuerbehörden werfen dem amerikanischen Geschäftsmann Walter Anderson vor, rund 450 Millionen Dollar an Einkommen nicht deklariert zu haben. Ein Fall in der Größenordnung ist in der US-Geschichte noch nicht vorgekommen.

Washington - Am Ausgang des Dulles Airport warteten bereits die Beamten der Staatsanwaltschaft. Viel gab es nicht zu besprechen: Aufklärung über die Rechte, ein kurzer Protest, dann war die Sache erledigt. Walter Anderson war kein freier Mann mehr.

Die Ankläger werfen dem Unternehmer nach übereinstimmenden Berichten von "New York Times", "Wall Street Journal" und "Financial Times" Steuerhinterziehung im großen Stil vor. Und bei solchen Vorwürfen ist die amerikanische Justiz nicht zimperlich: Laut "New York Times" drohen Anderson bis zu 24 Jahre Haft, wenn die Jury von seiner Schuld überzeugt ist.


Walter Anderson: Viele Einnahmequellen, niedrige Steuerlast

Steuerzahlung: 494 Dollar

Die Summe, um die es geht, ist allerdings selbst für US-Maßstäbe bemerkenswert. Insgesamt, so zitiert die "New York Times" aus den Ermittlungsakten, soll Anderson mit der Wartung von Telekommunikationssatelliten 450 Millionen Dollar verdient haben, ohne auch nur einen Dollar davon in seiner Steuererklärung zu erwähnen. Allein im Jahr 1998 soll er auf diese Weise 126 Millionen Dollar am Fiskus vorbeigeschleust haben. Sein Einkommen hatte er in diesem Jahr offiziell auf 67.939 Dollar beziffert - und dafür lediglich 494 Dollar Steuern bezahlt.

Bei solchen Summen kann man sich nicht auf ein Versehen herausreden. Nach den Ermittlungsergebnissen der Staatsanwaltschaft war für die Steuerhinterziehung ein weit verzweigtes Netzwerk von Firmen, schwarzen Konten und toten Briefkästen notwendig, das Anderson auf den Britischen Virgin Islands errichtet hatte. Dabei soll er nicht nur falsche Namen verwendet, sondern auch ganz nach Belieben die Staatsangehörigkeit gewechselt haben. Wie die "Financial Times" schreibt, trat er mal unter dem Namen Mark Roth auf, mal gab er sich als Bürger der Dominikanischen Republik aus.

Perfekte Fassade

Nach außen hin wahrte Anderson dagegen über all die Jahre hinweg perfekt die Fassade eines erfolgreichen Geschäftsmannes, der auch Sinn für spektakuläre PR-Aktionen hatte. So machte er vor fünf Jahren Schlagzeilen, als er sich für die Rettung der russischen Raumstation Mir einsetzte. Er besaß einen eigenen Jet und bewegte sich gern auf öffentlichem Parkett, wo er manchmal auch offen seine Verachtung für die Politik bekundete. Beim Auktionshaus Christie`s war er ein gern gesehener Gast, handelte mit Juwelen, teuren Weinen und Kunst.

Doch selbst bei diesen Geschäften soll Anderson Steuern hinterzogen haben, wo es nur ging. Allein beim Verkauf mehrerer Gemälde, darunter eines von Salvador Dalí und mehrere von René Magritte, geht die Staatsanwaltschaft von mehr als 40 Millionen Dollar aus.
Trotz seines öffentlich geführten Luxuslebens schöpften die Behörden jedoch lange Zeit keinen Verdacht, oder sie fanden jedenfalls keinerlei Anhaltspunkte für Ermittlungen. Auf die Spur kamen sie Anderson erst, nachdem dieser sich mit einem Geschäftspartner überworfen hatte. Nach dem Bericht der "New York Times" war es dieser Mann, der den Steuerfahndern den entscheidenden Tipp gab, wo Anderson seine Millionen versteckt haben könnte.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,344221,00.html


mfg B.
 
aus der Diskussion: +-+-+ Schnell reich werden - auf Kosten anderer +-+-+
Autor (Datum des Eintrages): Buddah  (02.03.05 00:05:01)
Beitrag: 22 von 557 (ID:15962219)
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