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VW startet schwach ins neue Jahr
Vorstandschef Pischetsrieder erwartet Trendwende spätestens im zweiten Halbjahr

Automobilwoche/8. März 2005




Schwacher Start ins neue Jahr - VW hofft auf besseres Ergebnis

Wolfsburg. Europas größter Autokonzern Volkswagen ist nach einem erneut rückläufigen Ergebnis auch in das neue Jahr 2005 schwach gestartet. Der Marktstart von 20 neuen Modellen der Konzernmarken und verstärkte Sparbemühungen sollen jedoch die Wende bringen, kündigte VW-Chef Bernd Pischetsrieder am Dienstag in Wolfsburg an. Dabei stellte er zwar ein Absatzplus und eine Verbesserung des operativen Ergebnisses in Aussicht, nannte aber keine Zahlen. Die VW-Aktie verlor zuletzt 2,22 Prozent auf 36,51 Euro und war damit schwächster DAX-Wert .

"Um wie viel das operative Ergebnis vor als auch nach Sondereinflüssen steigen wird, hängt von heute nicht prognostizierbaren externen Umständen ab", sagte der VW-Chef. Pischetsrieder sprach aber von einer "robusten Prognose". Das operative Ergebnis des ersten Quartals 2005 werde allerdings "nicht befriedigend ausfallen". Eine Trendwende werde aber spätestens im zweiten Halbjahr erwartet, wenn der Konzern seine neuen volumenstarken Modelle auf den Markt gebracht hat. In den ersten beiden Monaten habe der weltweite Absatz wegen deutlicher Verluste in China um 0,5 Prozent unter Vorjahr gelegen, sagte Pischetsrieder.

Auch in diesem Jahr rechnet VW mit weiterhin starken Belastungen durch den starken Euro, anhaltenden Preisdruck und hohe Rohstoffkosten. Gegen steigende Stahlpreise sei VW bereits aber zu einem Großteil durch langfristige Verträge abgesichert, zudem liefen Verhandlungen mit Lieferanten. Um die negativen Wechselkurseffekte zu mindern, kündigte der Konzern eine Ausweitung des "Natural Hedging", also der Produktion im jeweiligen Verkaufsraum, an. So sollen die Fertigungskapazitäten in Brasilien und Mexiko und die Einkaufskapazitäten im Dollarraum stärker ausgenutzt werden. Über Absicherungsgeschäfte sei VW derzeit zu über 70 Prozent gehedgt, sagte der Finanzchef weiter. "Das Restrisiko ist also überschaubar."

Im vergangenen Jahr hatte Volkswagen ein operatives Ergebnis von 2,02 Milliarden Euro eingefahren nach 2,3 Milliarden Euro im Jahr 2003. Nach Sonderposten lag das operative Ergebnis mit 1,62 Milliarden leicht über Vorjahresniveau (1,61 Milliarden Euro). Zwar übertrafen die Wolfsburger ihre eigene Prognose, "dennoch ist das sicherlich kein Ergebnis, mit dem wir zufrieden sein können", sagte Pischetsrieder. Ungünstige Wechselkursverhältnisse hätten das operative Ergebnis mit 800 Millionen Euro belastet.

Schneller als erwartet kam VW mit seinem konzernweiten zweijährigen Sparprogramm "ForMotion" voran, das im vergangenen Jahr einen positiven Effekt von 1,6 Milliarden Euro hatte. Dem standen knapp 400 Millionen Euro an Aufwendungen für das Sparprogramm entgegen. Pischetsrieder zeigte sich zuversichtlich, in diesem Jahr das endgültige Einsparziel von 3,1 Milliarden Euro zu erreichen, kündigte aber weitere Sparbemühungen an. Zur Höhe weiterer Kostensenkungen machte der VW-Chef zwar keine Angaben, verwies aber auf die zur Mitte des Jahres anstehende Budgetierung.

In Deutschland war der Marktanteil des Konzerns im vergangenen Jahr stagniert (30,5%). Wegen des Preisdrucks in den USA und dem Modellwechsel von Jetta und Passat verbuchte Volkswagen in Nordamerika einen operativen Verlust von 907 (Vorjahr: minus 168 ) Millionen Euro. In diesem Jahr rechnet der Konzern durch den Anlauf der beiden Nachfolgevarianten aber mit einer Absatztrendwende. In den USA war der VW-Absatz 2004 um 13,5 Prozent eingebrochen.

Der Marktumbruch in China, zunehmende Konkurrenz und konjunkturdämpfende Maßnahmen der chinesischen Regierung ließen den Marktanteil in China von 30,8 auf 25,2 Prozent in 2004 einbrechen. Das operative Ergebnis rutschte von 561 Millionen auf 222 Millionen Euro. Volkswagen arbeite mit Hochdruck an einem Umbau des dortigen Geschäfts, um seine Marktführerschaft weiter zu behaupten und von der steigenden Nachfrage zu profitieren, sagte der für das dortige Geschäft verantwortliche Folker Weißgerber. VW habe es zunehmend mit einem Wechsel der Nachfrage von Funktionärswagen auf Individualgefährte zu tun, dem der Konzern mit neuen Modellen begegnen müsse. VW will in China in diesem Jahr profitabel sein, gleichzeitig beim Preiskampf aber nicht wie die Konkurrenz mitziehen.

Tiefrote Zahlen schrieb im vergangenen Jahr die Markengruppe Volkswagen, zu der neben VW-Pkw auch Skoda, Bentley und Bugatti gehören. Die Markengruppe verbuchte einen operativen Verlust von 44 Millionen Euro nach plus 486 Millionen Euro in 2003. Der zum Februar neu in den Vorstand gerufene frühere DaimlerChrysler-Manager Wolfgang Bernhard soll die Gruppe wieder in die Gewinnzone führen. Der Manager werde seinen Job als Lenker der Gruppe lange vor dem bisher als spätesten Termin genannten 1. Januar 2006 antreten, betonte Pischetsrieder, nannte aber keinen konkreten Zeitpunkt. Die Markengruppe Audi (Audi, Lamborghini, Seat) steigerte ihr operatives Ergebnis von 1,106 Milliarden auf 1,225 Milliarden Euro. (dpa-AFX)
 
aus der Diskussion: Volkswagen: langsam wieder interessant ...
Autor (Datum des Eintrages): codiman  (08.03.05 14:42:59)
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