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Amerikanisches Handelsbilanzdefizit schwächt den Dollar

Hatten die „Dollarbullen” auf eine Entspannung im amerikanischen Außenhandel gehofft, so dürften sie am Freitag wieder einmal enttäuscht worden sein. Denn die Vereinigten Staaten verbuchten im Januar ein Handelsbilanzdefizit von 58,3 Milliarden Dollar. Das lag nicht nur deutlich über den erwarteten 56,8 Milliarden Dollar, sondern gleichzeitig nur knapp zwei Prozent unter dem Rekorddefizit vom vergangenen November.

Der Dollar reagierte mit zum Teil deutlichen Kursverlusten auf diese Entwicklung. Waren unmittelbar vor der Veröffentlichung der Zahl 1,3420 Dollar nötig, um einen Euro erwerben zu können, so stieg der unmittelbar danach auf bis zu 1,3481 Dollar an. Am späten europäischen Nachmittag liegt der Euro bei 1,3466 Dollar.



„Enttäuschende Handelsbilanzzahlen” ...

Der Dollar dürfte weiterhin unter Druck bleiben, da die amerikanischen Handelsbilanzdaten „sehr enttäuschend” ausgefallen seien, sagte der bekennende „Dollarbär” Folker Hellmeyer als Chefanalyst bei der Bremer Landesbank der Nachrichtenagentur dpa. „Das Handelsbilanzdefizit kann im Februar sogar bis auf 60 Milliarden Dollar steigen”, sagte er weiter. Der jüngste Rohstoffpreisanstieg sei erst im Februar richtig durchgeschlagen. Zudem laste das zuletzt erneut gestiegene Haushaltsdefizit in Amerika auf dem Dollar. Die Defizite in der Handelsbilanz und im Staatshaushalt blieben so die wichtigsten Katalysatoren für die Dollarschwäche.

Zudem sei eine Diversifikation der Devisenreserven zu Gunsten des Euro und anderen Währung ein Thema bei allen Zentralbanken, vor allem in Asien. In den vergangenen Tagen hatten sowohl koreanische, japanische als auch chinesische Stimmen für Nervosität am Devisenmarkt gesorgt. Denn sie deuteten alle ein zunehmendes Mißtrauen mit Blick auf den Wert der amerikanischen Währung an. Damit verbunden waren Andeutungen, die Währungsreserven nicht mehr so stark im Dollar zu konzentrieren wie in den vergangenen Jahren.

... nervöse Dollargläubiger

Die asiatischen Staaten treiben stark zunehmenden Handel mit Europa und Amerika und erzielen dabei zum Teil massive Überschüsse. Diese Entwicklung müßte bei normalen Märkten zu einer Aufwertung vieler asiatischer Währungen führen und auf diese Weise die Exportprodukte teuerer machen. Denn der Nettoverkauf von Waren und Dienstleistungen spiegelt sich auf der Währungsseite wider. Da China und einige andere Staaten ihre Währungen fest an den Dollar gekoppelt haben und da sich Japan mit zum Teil massiven Interventionen gegen die Aufwertung gewehrt hat, kann dieser Anpassungsmechanismus nicht nur nicht spielen, sondern die Staaten häufen immer größere Devisenreserven an.

Lange Zeit tendierten sie dazu, die Reserven an den amerikanischen Wertpapiermärkten anzulegen und auf diese Weise die amerikanischen Defizite zu finanzieren. Nun scheinen sie allerdings langsam nervös zu werden. Denn es gibt bisher keinerlei Anzeichen dafür, daß sich die bedenklichen Trends im amerikanischen Außenhandel stabilisieren oder gar korrigieren. Der in den vergangenen zwei Jahren zumindest gegen den Euro und die „Commodity-Währungen” gefallene Dollar scheint nicht viel zu bewirken. Denn die Importe haben im Januar trotzdem weiter zugelegt.

Das heißt aber, der Druck auf den Dollar dürfte anhalten und auf diese Weise die Anleger und auch die asiatischen Zentralbanken immer nervöser machen. Immerhin verlieren sie Geld, wenn sie in Dollarwerte investieren und die Währung wird immer weniger wert. Sollten sie ihre Dollarkäufe deutlich reduzieren, dürfte sich eine Dollarkrise nicht ausschließen lassen.


 
aus der Diskussion: ■■■ TRADING-CAFÉ ● März 2005 ● Kalenderwoche 11 ■■■
Autor (Datum des Eintrages): HSM  (12.03.05 14:04:56)
Beitrag: 3 von 1,261 (ID:16075217)
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