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Fit für neue Geschäfte

Der Laborausstatter Sartorius macht wieder gute Gewinne. Jetzt will er sein Produktangebot erweitern

von Frank Stocker

In der Pharmaindustrie jagt ein Skandal den nächsten. Erst vor knapp zwei Wochen mußten die Konzerne Biogen Idec und Elan ihr Multiple-Sklerose-Mittel Tysabri vom Markt nehmen. Wenige Wochen zuvor war es dem amerikanischen Branchenriesen Merck mit seinem Schmerzmittel Vioxx ähnlich ergangen. Und davor hatten die britischen Behörden die Grippeimpfstoffproduktion von Chiron geschlossen.

Doch Joachim Kreuzburg ficht das nicht an. "Für uns hat sich das nicht auf das Geschäft ausgewirkt", sagt der Chef der Sartorius AG, die einen Großteil ihrer Kunden in der Pharma-Industrie hat. "Denn kein einziger Kunde macht mehr als fünf Prozent des Umsatzes aus."

Das Unternehmen besteht aus zwei Sparten. Unter der Überschrift "Biotechnologie" stellt Sartorius vor allem Filter und sogenannte Fermenter her. Sie werden in den Laboren und in den Produktionsanlagen der Medikamentenhersteller benötigt. Im zweiten Geschäftsfeld dagegen, der Mechatronik, waren die Göttinger einst groß geworden. Hier stellen sie Präzisionswaagen und weitere Laborinstrumente her.

Ende der neunziger Jahre hatte der damalige Vorstandsvorsitzende Utz Claassen, der inzwischen Chef des Energieversorgers EnBW ist, mit einer Reihe von Unternehmenszukäufen einen radikalen Expansionskurs eingeschlagen. Darunter litten jedoch die Bilanzen. Seit gut zwei Jahren konsolidiert daher nun Joachim Kreuzburg das Unternehmen.

Der Erfolg des neuen Kurses zeigte sich in den Zahlen zum vergangenen Geschäftsjahr. Der Umsatz war um 5,5 Prozent auf 468 Millionen Euro gestiegen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) hatte sich dagegen von 14,7 auf 32,5 Millionen Euro sogar mehr als verdoppelt.

Doch damit ist Kreuzburg noch längst nicht zufrieden. "Wir haben ein Etappenziel erreicht", sagt er. Der weitere Weg soll Sartorius bis 2007 zu einer Ebit-Marge von elf Prozent führen. "Damit wollen wir mit unseren Wettbewerbern gleichziehen", so Kreuzburg. Er vergleicht sein Unternehmen dabei vor allem mit den amerikanischen Biotech-Zulieferern Pall und Millipore sowie dem schweizerisch-amerikanischen Mechatronik-Konzern Mettler-Toledo.

Derzeit liegt die Ebit-Marge noch bei sieben Prozent, für dieses Jahr peilt Kreuzburg aber schon einen Wert von acht Prozent an. "Haupttreiber dafür wird unser Wachstum sein", sagt Kreuzburg. Durch Skaleneffekte könnten sich die Margen vor allem im Geschäft mit biotechnologischen Produkten weiter verbessern.

Allerdings könnte ihm dabei der Dollarkurs einen Strich durch die Rechnung machen. Im Gegensatz zu seinen Wettbewerbern kalkuliert Sartorius nämlich in Euro, verkauft aber ebenso wie die Konkurrenten einen Großteil seiner Produkte im Dollarraum.

"Freude macht das nicht", kommentiert Kreuzburg daher auch die Entwicklung des Dollars in den vergangenen Monaten. Immerhin wäre der Umsatz im vergangenen Jahr währungsbereinigt um 8,5 statt um 5,5 Prozent gewachsen. "Aber wir reagieren darauf." So hat sich das Unternehmen bereits für 2005 und 2006 voll durch Währungsgeschäfte abgesichert. "Zudem versuchen wir verstärkt, im Dollarraum einzukaufen und so das Risiko weiter zu verringern", sagt Kreuzburg.

Die Aktionäre profitierten von der bislang erfolgreichen Konsolidierung durch einen deutlich gestiegenen Aktienkurs. Dadurch hat sich aber auch die Bewertung stark erhöht. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Zahlen von 2004 liegt immerhin fast bei 20, auf Basis der erwarteten Ergebnisse für 2005 steht es etwa bei 15. "Für ein Technologie-Unternehmen, das Wachstum zeigt und in attraktiven Branchen tätig ist, ist das absolut in Ordnung", findet Sartorius-Chef Kreuzburg allerdings.

Eine Absicherung bietet den Aktionären die Dividende. Für 2004 sollen 42 Cent je Vorzugsaktie ausgeschüttet werden, nachdem sie für 2003 noch 26 Cent betragen hatte. Die Ausschüttungen an die Stammaktionäre sind zwei Cent niedriger.

Insgesamt betrug der Gewinn im vergangenen Jahr jedoch rund 89 Cent je Aktie. Jener Teil, der nicht ausgeschüttet wird, soll dem Eigenkapital zugute kommen. Dadurch macht sich Sartorius fit für eine neue Phase in der Unternehmensentwicklung. "Die zentralen Aufgaben der Konsolidierung haben wir erledigt", so Kreuzburg. "Jetzt geht es darum, uns entlang der Prozeßkette der Kunden neue Geschäftsfelder zu erschließen."

Sind also auch wieder Akquisitionen zu erwarten? Bei dieser Frage windet sich Kreuzburg. "In den letzten beiden Jahren war dieses Thema tabu", sagt er. "Jetzt sind wir zwar ein wenig offener dafür, aber ohne konkrete Pläne."

Keinesfalls wolle Sartorius jedoch neue Kundenkreise erschließen. "Unser Fokus bleibt auf der Pharma-, Chemie- und Lebensmittelindustrie", so Kreuzburg. "Wir wollen in die Tiefe wachsen, nicht in die Breite."

Fester Bestandteil der Unternehmensstrategie wird auch die Tochter Vivascience sein, nachdem der geplante Börsengang im Dezember abgesagt worden war. Diese Entscheidung bereut Kreuzburg auch nun nicht, nachdem das Geschäft mit Neuemissionen wieder in Gang gekommen ist. "Vivascience ist zwar profitabel, hat aber noch nicht die Wachstumsraten, um eine angemessene Bewertung an der Börse zu erzielen."


 
aus der Diskussion: ■■■ TRADING-CAFÉ ● März 2005 ● Kalenderwoche 11 ■■■
Autor (Datum des Eintrages): HSM  (13.03.05 15:11:15)
Beitrag: 47 von 1,261 (ID:16078744)
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