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Die Fed-Statistiken sind mal wieder entlarvend

Jene, die mit glänzenden Augen von der Unwiderstehlichkeit von Aktien schwärmen, müssen sie fürchten wie der Teufel das Weihwasser.

Denn die gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung der Fed ist dieser Tage eine geradezu entlarvende Statistik. Die Gewinne sprudeln, und die Firmen schwimmen im Geld, lautet eines der Hauptargumente für Aktien. Vereinzelt stimmt das, nur ist der Reichtum ungleich verteilt. Vor Steuern sind die Gewinne laut offizieller Statistik bereinigt um 7,9 Prozent gestiegen, steuerbilanziell um 2,2 Prozent. Da sich die Gewinne der Öl- und Grundstoffwerte fast verdoppelt haben, muss der Bilanzgewinn beim Rest sogar gesunken sein. An der Börse wird uns Plus von 20 Prozent weisgemacht.

Insgesamt haben die nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften in Q4 ihre Bruttoverschuldung um annualisiert 8,4 Prozent ausgeweitet. Nach Dividenden und Investitionen hatten sie ein Finanzierungsdefizit von annualisiert 133 Mrd. $. Natürlich ist dabei die Sonderdividende von Microsoft zu berücksichtigen, die annualisiert 128 Mrd. $ betragen hätte. Von riesigen Mittelüberschüssen kann dennoch keine Rede sein. Dabei stiege die Dividendenrendite im S&P 500 selbst dann bloß auf 2,7 Prozent, wenn die reguläre Ausschüttung der Firmen insgesamt um 128 Mrd. $ wachsen würde.

Nach den Fed-Daten ist der US-Aktienmarkt übrigens teurer als Mitte der 60er Jahre. Real, also nach Abzug der Inflation, hatte er anschließend bis Ende der 80er Jahre stagniert. Europäische Daten sind schwerer zu beschaffen. Aber der MSCI Europa liegt im Verhältnis zum Euro-BIP um drei Fünftel über dem Schnitt zwischen 1977 und 1997.
Ansonsten zeigen die Fed-Zahlen mal wieder, wie stimulierend die Geldpolitik bleibt. Während der US-Bundesstaat mit 7,3 Prozent zugelangt hat, haben die Haushalte neuerlich 9,4 Prozent mehr Kredite aufgenommen. Die Verbraucher können sich die Schulden locker leisten, obwohl die Stundenlöhne real fallen. Denn ihre Aktiva, vor allem Aktien und Immobilien, sind binnen eines Quartals um 2271,5 Mrd. $ gestiegen.

Kein Wunder, dass die Anleger anziehende Zinsen fürchten, da die nicht nur die Bewertung von Aktien und Häusern beeinträchtigten, sondern auch das Ausgabegebaren der Verbraucher, was die Sache nur schlimmer machen würde. Dabei droht dem US-Immobilienmarkt ohnehin die Luft auszugehen. Denn während inzwischen 69 Prozent der Haushalte (tendenziell jene, die es sich leisten können) in den eigenen vier Wänden wohnen, ist das Angebot an neuen Häusern auf einem 25-Jahres-Hoch und sind die Leerstandsraten auf zehn Prozent gestiegen.

Die Anleger sollten sich also kein X für ein U vormachen lassen. Sie wetten nicht auf billige Märkte und ein gesundes Fundament, sondern auf die Kunstfertigkeit der Fed. Selbst die aber kann den US-Bärenmarkt - in Euro gerechnet ist er längst da - kaum noch aufschieben, geschweige denn verhindern.
 
aus der Diskussion: ■■■ TRADING-CAFÉ ● März 2005 ● Kalenderwoche 11 ■■■
Autor (Datum des Eintrages): HSM  (13.03.05 22:27:32)
Beitrag: 66 von 1,261 (ID:16080703)
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