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16. März 2005

von Folker Hellmeyer, Chefanalyst Bremer Landesbank


Euro leichter – TIC-Daten per Januar überraschen mit Nettozufluss von über 90 Mrd. USD

Der Euro eröffnet heute morgen bei 1.3330 unweit den bisherigen Tiefstkursen, die In Asien bei 1,3292 markiert wurden. Der USD hat gegenüber dem JPY leicht an Boden verloren und notiert bei 104.35.

Gestern überraschte der deutsche ZEW-Index per März mit einem Anstieg von zuvor 35,9 auf 36,3 Punkte. Erwartet war ein Rückgang auf 34,0 Zähler. Damit ergab sich der vierte Anstieg in Folge. Dagegen wurde die aktuelle Lage deutlich schwächer beurteilt. Es ergab sich ein Rückgang von –58,7 auf –66,0 Punkte. Die Daten wirkten sich im europäischen Handel auf den Euro unterstützend aus.
Der Jahresbericht der deutschen Bundesbank lieferte folgende Erkenntnisse: Herr Weber übt sich in leichtem Konjunkturoptimismus, gleichzeitig auf Risiken durch den hohen Ölpreis und die außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte (USA) hinweisend. Hinsichtlich des deutschen Arbeitsmarkts nährte er Hoffnungen. Gleiches gilt für die Investitionsneigung deutscher Unternehmen im Inland. Weiterhin betonte Weber, dass der Reformkurs alternativlos und unverzichtbar sei. Den wirtschaftlichen Jahresauftakt stuft Weber als gelungen ein. Der Gewinn der Bundesbank lag bei 676 Millionen Euro. Herr Eichel hatte einen Gewinn in der Größenordnung von 2,0 Milliarden Euro in seinem Haushalt eingeplant. Das Bundesfinanzministerium sieht jedoch keine Probleme, diese Etatlücke zu schließen.
Bundespräsident Köhler hat sich gestern in einer bemerkenswerten Rede beim BDA an die deutsche Politik, die Unternehmer und die Bevölkerung gewandt. Die Rede hat den Druck auf die Politik massiv erhöht, bei den morgen anstehenden Gesprächen zwischen Regierung und Opposition nachhaltige Ergebnisse im Reformprozess zu liefern. Gleichzeitig ermahnte Köhler die Unternehmen, ihren Beitrag zu erbringen. Die Form der aktiven Einmischung von Bundespräsident Köhler ist ein erfrischender Beitrag, um die Handlungsfähigkeit deutscher Politik zu revitalisieren und ermutigt, eine verschärfte Gangart im notwendigen Reformprozess, ob im Bereich des Steuerunwesens, der Sozialpolitik oder der Bildungspolitik zu erwarten. Der Appell an die patriotische Verantwortung aller sollte es den dominanten „Partikularinteressen“ erschweren, ihre egozentrischen Positionen gegen das Allgemeininteresse weiter durchzusetzen oder zu verteidigen!

In den USA legten die Einzelhandelsumsätze im Februar um 0,5% (Jahresvergleich 7,7%) zu. Erwartet war ein Anstieg um 0,6%. Der Vormonat wurde von –0,3% auf +0,3% revidiert. Im Gesamtergebnis wurden damit die Prognosen übertroffen. Wir haben darauf verwiesen, dass diese Daten nicht inflationsbereinigt sind. Im Rohstoffsektor waren die größten Preiszunahmen angefallen. Entsprechend ergab sich bei den Umsätzen an den Tankstellen im Jahresvergleich ein Zuwachs um solide 16,4%. Im Bereich der Baumaterialien lag der Jahreszuwachs bei 13,1%. Die Daten verdeutlichen, dass ein erheblicher Teil des Wachstums der Einzelhandelsumsätze nichts weiter als nicht in den offiziellen Indices (CPI, PPI, Deflator) über Surrogatansatz und Interventionsbereinigung ausgewiesene Inflation darstellt!
Der „NY Empire State Manufacturing Survey“ per März legte geringfügiger als prognostiziert von zuvor 19,2 auf 19,6 Zähler zu. Die Einzelindices spiegeln jedoch ein signifikant anderes Bild. Der Auslieferungsindex sank deutlich von 33,3 auf 21,3 Punkten. Der Auf tragsindex brach von 17,3 auf 7,9 ein. Der Einkaufspreisindex legte von 48,8 auf 53,2 zu. Der Verkaufspreisindex nahm lediglich von 13,2 auf 15,6 Punkte zu (Margendruck!). Positiv fiel der Beschäftigungsindex mit einem Anstieg von 8,9 auf 11,4 auf. Konterkariert wird diese positive Entwicklung jedoch durch den Rückgang des Index der durchschnittlichen Arbeitswoche von zuvor 9,3 auf 8,4 Zähler. Per saldo konnte dieser Index nicht überzeugen und signalisiert eine abnehmende Wachstumsdynamik!
Die US-Lagerbestände per Januar legten um 0,9% zu. Markterwartungen lagen bei 0,8% Zunahme. Dieses Wirtschaftsdatum hatte keinen Einfluss auf das Marktgeschehen.
Die TIC-Daten per Januar überraschten nachhaltig mit einem Nettokapitalzufluss in der Größenordnung von 91,5 Mrd. USD. Im Dezember lag dieser Wert noch bei „nur“ 60,7 Mrd. USD. Diese Entwicklung muss als wesentlicher Katalysator der Korrektur des USD im Januar interpretiert werden. Ausländische Zentralbanken erhöhten ihre Anlagen um 4 Mrd. USD. Markterwartungen lagen bei einer Zunahme um nur 59 Mrd. USD (IDEA). Entsprechend wurde diese Veröffentlichung zum Katalysator der USD-Befestigung. Nachhaltige Wirkung sollte diese Veröffentlichung nicht mit sich bringen. Die Folgen dieser Kapitalzuflüsse sind längst im Januar im Rahmen der USD-Korrektur erfolgt. Offensichtlich müssen die Daten für den März im Zuge der erneuten USD-Schwäche sehr viel problematischer sein!

Heute erwarten wir zunächst die Verbraucherpreise der Eurozone per Februar. Die Prognosen liegen bei 2,0%. Ein Anstieg auf 2,1% ist nicht völlig abwegig im Hinblick auf den Preisdruck, der sich aus dem Energiesektor bereits im Februar ergeben hat.
Aus den USA folgen am Nachmittag „Housing Starts“ und Building Permits“ per Februar. Für beide Werte wird ein moderater Rückgang prognostiziert. Gleichwohl wäre das Niveau unverändert als extrem hoch zu bewerten.
Das US-Leistungsbilanzdefizit per 4. Quartal wird einmal mehr die zunehmende Problematik der strukturellen Defizite beleuchten. Unverändert weisen die USA das höchste Wachstum bei Defiziten aus (Verbraucher –6,6%, öffentl. Hand –8% etc.). Marktteilnehmer gehen von einer Zunahme gegenüber dem 3. Quartal von 164,7 Mrd. USD auf 183,0 Mrd. USD aus.
Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung per Februar beenden den US-Datenreigen. Hier werden leichte Zuwächse um 0,4% respektive 0,2% erwartet. Negative Überraschungen sind im Hinblick auf die Entwicklung der Einkaufsmanagerindices wahrscheinlich!

 
aus der Diskussion: Wochenthread Charttechnik KW 11 / 2005
Autor (Datum des Eintrages): Freund_1  (16.03.05 14:51:27)
Beitrag: 60 von 114 (ID:16108792)
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