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Börsenausblick: Rohstoffpreise lasten auf Finanzmärkten

Die hohen Rohstoffpreise, ihre Auswirkungen auf die Inflation sowie das Verhalten der US-Notenbank dürften die Anleger in Atem halten. An den Aktienbörsen stehen die Chancen für eine Aufwärtsbewegung der verkürzten Woche vor Ostern eher schlecht.

Denn steigen die Rohstoffpreise, darunter auch das Öl, weiter, dann schmälert das auch die Gewinnaussichten der Unternehmen. Ein unerwartet hoher Preisanstieg oder scharfe Worte von Seiten der Fed wären für die Kurse von Staatsanleihen wiederum Gift.

In der abgelaufenen Woche verzeichnete der Dax ein Wochenminus von 0,8 Prozent auf 4327,18 Punkte. Der Dow Jones verlor um 1,3 Prozent auf 10.629 Punkte. Am Rentenmarkt fiel die zehnjährige Rendite auf Wochensicht von 3,77 Prozent auf 3,69 Prozent. Der Bund-Future gab um 67 Stellen auf 117,90 Punkte nach.

Eine Frage der Wortwahl

Das zentrale Ereignis der Woche ist die Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank. Als sicher gilt, dass die Fed die Zinsen ein weiteres Mal um 0,25 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent erhöht. Für Spannung sorgt aber die Frage, ob die Notenbanker irgend etwas in ihrer Wortwahl ändern, was auf einen künftig schärferen geldpolitischen Kurs hindeuten könnte, wie ein kritischerer Verweis auf Inflationsgefahren oder der Wegfall des Versprechens, die Geldpolitik in maßvollen Schritten zu straffen.

An den Rohstoffmärkten gibt es keine Zeichen für eine Entspannung. Von 50 befragten Analysten und Strategen einer Bloomberg-Umfrage rechnen 64 Prozent mit einer Fortsetzung des Höhenflugs beim Ölpreis, der vergangene Woche in den USA erstmals die Marke von 57 $ überschritten hat. Der weit beachtete CRB-Rohstoffindex kletterte auf ein 24-Jahres-Hoch, nachdem die Kupfernotierungen ein Rekordniveau erreicht hatten. Internationale Investmentfonds schleusen immer mehr Geld in die Rohstoffmärkte, weil sie derzeit die höchsten Renditechancen bieten.

" Der Aufwärtstrend sollte sich fortsetzen, weil die Fonds weiter kaufen" , sagten Terminhändler. Allerdings gibt es auch warnende Stimmen. " Die schauen nur auf den CRB-Index und kaufen alles und ruinieren damit den Markt" , klagte ein Rohstoffhändler in Chicago. Auch Goldman Sachs geht davon aus, dass beispielsweise die Preise für Basismetalle bis Jahresende wieder sinken werden. Kurzfristig könnte ein sinkender Dollarkurs für eine leichte Entspannung sorgen.

Die Ölpreise hatten bereits in der vergangenen Woche den Aktienhandel an der Wall Street über weite Strecken blockiert. Zwar streiten US-Volkswirte darüber, inwieweit die derzeitigen Preisniveaus die US-Konjunktur bremsen könnten. Allerdings gibt es einen Konsens in der Frage, dass andauernd hohe Preise für den Aktienmarkt zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden. " Die Ölpreise mögen nicht die konjunkturelle Gefahr sein, von der viele Leute zur Zeit reden," glaubt Mark Bryant von der Investmentbank Brean Murray & Co: " Aber weil man der Debatte im Aktienhandel einfach nicht entkommen kann, hat das Thema eine solch große Wirkung auf den Markt."

Analysten gehen davon aus, dass der zuletzt wieder volatile Handel sich vorerst fortsetzt. Die Stimmung im Markt ist schlecht, auch potenzielle Impulse wie starke Ergebnisse der großen Wall Street-Firmen sind zuletzt ignoriert worden. Das deutet darauf hin, dass der Schwung der Ertragssaison des ersten Quartals dahin ist. Die drei großen Kursbarometer befinden sich für 2005 alle wieder im roten Bereich. " Die Aktienkäufer streiken," sagte David Briggs von Federated Investors, " die Anleger sind nicht nur wegen der letzten schwachen Handelswoche verunsichert, und Kapital, das in Fonds fließt, geht zu großen Teilen in internationale Angebote."

Warnung vor US-Aktien

Sowohl DZ Bank als auch die Landesbank Rheinland-Pfalz warnen bei US-Aktien zudem vor weiteren Gewinnwarnungen nach dem Schock durch General Motors (GM). " Besonders gefährdet erscheint der Konsumbereich, aber auch im Finanzsektor könnten Enttäuschungen anstehen" , schreiben die Analysten der DZ Bank. Erst mit Beginn der Berichtssaison im April dürfte sich die Lage wieder entspannen.

Auch an den europäischen Börsen hat sich die Stimmung angesichts hoher Ölpreise und der Gewinnwarnung von GM eingetrübt, auch wenn sie sich insgesamt widerstandsfähig zeigten. In dieser Woche richtet sich die Aufmerksamkeit dabei auf den ifo-Geschäftsklimaindex, der zur Wochenmitte veröffentlicht wird. Zwar gehen die meisten Analysten davon aus, dass die längerfristige Aufwärtsbewegung am Aktienmarkt weiter intakt ist. " Damit er wieder Kurs in Richtung der Anfang März erklommenen Jahreshochs nimmt, bedarf es jedoch einer spürbaren Stimmungsaufhellung, die momentan noch nicht erkennbar ist, schreibt die Bankgesellschaft Berlin in ihrem Wochenspiegel.

Angesichts der gegenwärtig vorherrschenden Inflations- und Zinsängste bedürfte es dazu einer nachhaltigen Trendumkehr auf den Öl- und Rohstoffmärkten. Zurzeit gebe es aber keine Hinweise darauf. Auf besonderes Interesse dürften daher die Preisdaten vor allem in den USA stoßen. Inflation ist das große Thema an der Wall Street. Am Dienstag werden die Erzeugerpreise für Februar veröffentlicht. Für die Renten- und Devisenmärkte noch wichtiger sind die US-Verbraucherpreise, die am Mittwoch bekannt gegeben werden.

Die Verbraucherpreise im Februar sollten in ihrer Kernrate unverändert bei 0,2 Prozent liegen und damit weiterhin eine moderate Teuerung anzeigen. Unter Berücksichtigung der volatileren Preise für Lebensmittel und Energie erwarten die Volkswirte mehrheitlich einen leichten Anstieg der Rate von zuletzt 0,1 auf 0,2 Prozent, was allerdings größere Ölpreis-bedingte Überraschungen ausschließt.

" Das sollte den Markt beruhigen und kein neues Futter für die Inflations-Falken liefern" , meint Kornelius Purps, Rentenanalyst der HypoVereinsbank. Für die Staatsanleihemärkte wäre dies ein gutes Zeichen, da zuletzt Inflationsängste auf den Kursen gelastet hatten. " Die dürften dann erst einmal gebannt sein" , meint Purps, der in der kommenden Woche mit einer Stabilisierung der Renditen auf dem aktuellen Niveau rechnet.

Euro bleibt stark

Der Euro hat in der abgelaufenen Woche im Vergleich zum Dollar leicht abgewertet. " Die Abschwächung des Euro ist ein gesunder Rücksetzer in einem Aufwärtstrend und wird die Basis für eine weitere moderate Euro-Rally sein" , sagt Andreas Hahner, Devisenstratege von Dresdner Kleinwort Wasserstein. Wichtig sei, dass sich der Euro über der Marke von 1,3250 $ halte.

" Die fundamentalen Probleme in den USA haben sich nicht verändert" , betonte Hahner im Hinblick auf das riesige Leistungsbilanzdefizit. Außerdem habe der Markt damit begonnen, risikoreiche Vermögensgegenstände abzugeben. Der schwindende Risikoappetit der Anleger sollte die Gemeinschaftswährung ebenfalls stützen, da der Dollar für problematischer gehalten werde. Ein weiterer Risikofaktor für den Dollar sind nach Meinung der HypoVereinsbank die hohen Rohstoffpreise. Für diese Woche prognostiziert die Bank eine Handelsspanne von 1,3250 bis 1,3450 $.

Neben konjunkturellen Daten legen viele Firmen Zahlen vor. Bei den deutschen Firmen, die diese Woche berichten, rechnet die Landesbank Rheinland-Pfalz nicht mit positiven Überraschungen, die den Aktien zu Höhenflügen verhelfen könnten. Am Dienstag berichten Deutsche Post, Linde, Rheinmetall und Metro, am Mittwoch folgen Lufthansa, TUI, Hochtief und Heidelberger Cement. Kurzfristig böten die Aktien mehr Risiken als Chancen.

In den USA sind neben den Ergebnissen von Oracle (Dienstag) nur wenig absehbare Katalysatoren für den Aktienhandel erkennbar. Abgesehen von den Zahlen dürfte auch die weitere Entwicklung im Bieterstreit mit SAP um die Firma Retek für Schlagzeilen gut sein.

Im Übrigen steht Wall Street im Zeichen des Einzelhandels: Williams-Sonoma (Dienstag), ein HighEnd-Kaufhaus zur Einrichtung und Ausstattung von Küchen, erwartet einen Gewinn von 95 Cent, 10 Cent mehr als im Vorjahr. Mit Limited, das auch die Dessous-Kette Victoria’s Secret betreibt, The Marcus Corporation (Dienstag) und das Modehaus Wet Seal (Donnerstag) veröffentlichen weitere Einzelhändler Zahlen. Die Branchengrößen Wal-Mart, Nordstrom, Saks und Staples (alle Dienstag) halten Analystenkonferenzen ab und dürften über den Stand des laufenden Quartals zwischenberichten. Ein solches Quartals-Update ist auch von Applied Materials (Mittwoch) zu erwarten.
 
aus der Diskussion: ■■■ TRADING-CAFÉ ● März 2005 ● Kalenderwoche 12 ■■■
Autor (Datum des Eintrages): HSM  (20.03.05 23:14:38)
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