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Postbank zeigt Interesse an BHW-Kauf

Die Deutsche Postbank hat erstmals öffentlich Interesse am Kauf der zweitgrößten deutschen Bausparkasse BHW signalisiert. Das Kreditgeschäft der zweitgrößten deutschen Bausparkasse würde dadurch gestärkt werden.

" Wir haben uns sehr frühzeitig auf das private Baufinanzierungsgeschäft spezialisiert" , sagte Postbank-Chef Wulf von Schimmelmann im Gespräch mit der Financial Times Deutschland. " Wir schauen uns alles an."

" Nur wenn man sich vieles anschaut, hat man die Chance, am Ende das Richtige zu finden" , sagte Schimmelmann. Die Größenordnung einer solchen Transaktion sei für die Postbank " sicher nicht das Thema" . Allerdings sei die Preisvorstellung der Gewerkschaftsholding BGAG, die ein Großaktionär vom BHW ist, von 3 Mrd. Euro " nicht realistisch" , sagte Schimmelmann weiter. " Dazu scheint mir noch nicht ganz klar zu sein, wie man das Angebot überhaupt an den Markt bringen will - entweder das BHW alleine oder im Paket mit der AHBR."

Auch größere Auslandsbanken unter den Interessenten

Die BHW Holding gilt als das letzte große Finanzvertriebssystem, das auf dem deutschen Markt zu haben ist. Interesse wird daher neben der Postbank auch größeren Auslandsbanken wie der spanischen Großbank Banco Santander nachgesagt. Der BHW-Konzern ist auf die private Vorsorge spezialisiert und bietet Bausparverträge, Lebensversicherungen, Investmentfonds und Hypothekenkredite an.

Die Beteiligungsgesellschaft der Gewerkschaften (BGAG) und der Deutsche Beamtenbund hatten Anfang März angekündigt, ihre Beteiligungen am BHW, dem einstigen Beamtenheimstättenwerk, und der Allgemeinen Hypothekenbank Rheinboden (AHBR) gemeinsam im Paket verkaufen zu wollen. Sie haben die Investmentbank Goldman Sachs mit der Suche nach Käufern beauftragt. Nach Informationen aus Branchenkreisen hat die Postbank bereits im vergangenen Dezember erste Gespräche mit dem damaligen BGAG-Chef Rolf Freyberg geführt. Die Bank hatte dies bislang nicht kommentiert.

Damals war die AHBR in Schwierigkeiten. Die Gewerkschaften mussten zur Abdeckung alter Zinsrisiken 383 Mio. Euro nachschießen. Inzwischen haben die Gewerkschaften die Sanierungsspezialisten Helmut Balthasar und Norbert Massfeller an die BGAG-Spitze gesetzt. Sie sollen die Finanz- und Immobilienbeteiligungen zügig verkaufen.

Übernahmespekulationen treiben BHW-Aktie nach oben

Die BGAG hält 38,9 Prozent der BHW Holding, 36,6 Prozent liegen beim Deutschen Beamtenbund. Die BHW Holding kontrolliert ihrerseits 39,5 Prozent der AHBR. Die Beteiligungen an den Finanzdienstleistern sind die letzten großen unternehmerischen Engagements der Gewerkschaften.

Übernahmespekulationen haben den Kurs der BHW-Aktie seit Jahresbeginn bereits um die Hälfte nach oben getrieben. Am Freitag ging das Papier mit 14,50 Euro aus dem Handel. Die Börse bewertet den Hamelner Vorsorgekonzern mit rund 2,6 Mrd. Euro.

Für die Postbank wäre die Vertriebskraft des BHW interessant. Die 5000 Mitarbeiter betreuen 3,5 Millionen Kunden im In- und Ausland. Zudem sitzt die Postbank auf Kundeneinlagen von rund 70 Mrd. Euro, von denen sie nur die Hälfte in Form von Krediten weiterverleiht. Den Rest muss sie in Finanzanlagen stecken. Um das Kreditgeschäft zu stärken, habe die Postbank zuletzt drei größere Baufinanzierungsportfolios von Bausparkassen, Versicherungen und Hypothekenbanken erworben, sagte Schimmelmann.

Das Gewerbeimmobiliengeschäft der AHBR dürfte die Postbank nicht interessieren. Beobachter gehen davon aus, dass die Postbank die AHBR zwar im Paket mit übernehmen könnte, dann aber am Markt weiterverkauft.
 
aus der Diskussion: ■■■ TRADING-CAFÉ ● März 2005 ● Kalenderwoche 12 ■■■
Autor (Datum des Eintrages): HSM  (20.03.05 23:25:46)
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