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Gebt mir einen Posten im Aufsichtsrat:D


Bis zuletzt galt John Towers als Wunderheiler der Rover Group. Dennoch hielt er das Unternehmen gerade so am Leben und wurde dabei sehr reich.

John Towers führt den Autobauer MG Rover in die Pleite und verdient daran prächtigVor fünf Jahren, nach 48 Stunden Verhandeln ohne Schlaf, war John Towers am Ziel, konnte sich über seinen Erfolg aber nicht freuen. "Ich war zu kaputt, ich hatte keine Gefühle mehr", sagte der Chef des Autokonzerns MG Rover damals. Er war stur geblieben und hatte BMW die verstoßene Tochter Rover für ganze 10 £ abgerungen. Der 57-jährige Ingenieur, der nach seinem Wechsel vom Traktorenhersteller Massey Ferguson Ende der 80er Jahre bei Land Rover arbeitete und es 1994 bis zum Chef der Rover Group brachte, wollte Rover zur Perle der Midlands aufpolieren. Der Konzern sollte wieder der Stolz der alten Autobauergegend um Birmingham sein, und das ohne die Deutschen, die Towers nie akzeptiert hatte. Der Ingenieur aus Durham in Nordengland war damals ein Star, ein Patriot, den die Arbeiter im Hauptwerk Longbridge mit Applaus begrüßten.

Heute nennt man den Familienvater in der britischen Geschäftswelt ganz offen das "unakzeptable Gesicht des Kapitalismus", schimpft ihn einen Raffke und zynischen Firmenausschlachter. Towers gilt nicht mehr als Visionär, sondern als jemand, dem der Sinn für die Realität abhanden gekommen ist. Nicht er, die britische Regierung musste Rover letzte Woche für bankrott erklären. Der Freizeitgolfer sah in den Gesprächen mit den Insolvenzverwaltern während der letzten Tage immer noch nur eine "Finanzberatung" und keine Testamentseröffnung über den letzten britischen Autokonzern. "Wir haben noch Möglichkeiten", beharrte Towers sogar noch am Wochenende auf seiner eigenwilligen Sicht.


Rolle als Wunderheiler gespielt

Bis zuletzt spielt Towers seine Rolle als Wunderheiler für den "englischen Patienten", den Experten bereits im Jahr 2000 nach dem Ausstieg von BMW für klinisch tot erklärten. Er verhandelte mit Autoherstellern aus Polen, Malaysia, Indien und China und tat stets so, als stünde alles zum Besten.

Fünf Jahre lang hielten die "Phoenix Four", wie sich das Team um Towers nannte, Rover gerade noch so am Leben und wurden dabei sehr reich. Während des Siechtums fielen Verluste von Hunderten Millionen Pfund an, die unter anderem mit dem Verkauf des Betriebsgeländes gedeckt wurden. Towers und seine Kollegen erhielten 30 Mio. £, zuzüglich einer Pensionskasse von 16 Mio. £. Sie sicherten sich ein konzerneigenes Schlösschen. Die Renten der 6100 Arbeiter rutschten derweil um 70 Mio. £ ins Minus . Wen wundert es, dass einer von ihnen nun "Hackfleisch" aus Towers machen wollte?


Aus der FTD vom 11.04.2005
© 2005 Financial Times Deutschland, © Illustration:
 
aus der Diskussion: +-+-+ Schnell reich werden - auf Kosten anderer +-+-+
Autor (Datum des Eintrages): Cornelius  (11.04.05 21:43:08)
Beitrag: 41 von 557 (ID:16349391)
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