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Na, da scheint Windwelt ja rechtzeitig noch ein Windprojekt verkauft zu haben bevor die Preise durch Eichels Initiative in den Keller gehen oder aber die Investitionen als stranded investment enden...

Frage mich aber ob das Solarfonds-Geschäft - auch wenn es nicht explizit erwänt ist - nicht auch unter die Regelung fällt.... Was meint ihr?

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Eichel macht Steuersparfonds den Garaus von Jens Tartler, Berlin
Finanzminister Hans Eichel macht Ernst mit der Abschaffung von Steuersparmodellen: Nach einem Gesetzentwurf seines Ministeriums werden alle Anlageformen als solche " Steuerstundungsmodelle" eingestuft, wenn ihre gesamten Verluste zehn Prozent des Eigenkapitals übersteigen.

In solchen Fällen dürfen die Verluste ausschließlich mit Gewinnen in anderen Jahren aus demselben Modell verrechnet werden.
Damit wäre die bisher so beliebte Verrechnung mit anderen Einkünften, etwa aus einer Unternehmer- oder Angestelltentätigkeit, nicht mehr möglich. Das hätte große Auswirkungen auf das Anlegerverhalten. Viele Fonds rechnen sich nämlich heute allein durch den Steuerspareffekt, nicht aber durch real erwirtschaftete Renditen. Eichel hat auch Chancen, diesen neuen Paragraf 15b Einkommensteuergesetz durch den unionsdominierten Bundesrat zu bringen. CDU und CSU haben bereits signalisiert, dass sie die Änderung im Grundsatz unterstützen.

Filme und Windkraft betroffen

" Es sind alle Modelle betroffen, alle Fonds, auch Kapitalanlagen mit Eigentumswohnungen, die modellhaft mit Verlustzuweisungen arbeiten" , sagt Steuerberater Michael Kohl von der Kanzlei Ernst & Young. Medien- und Windkraftfonds seien von der geplanten Gesetzesänderung am stärksten betroffen, weil sie die höchsten Verlustzuweisungen hätten. In Zukunftwürden die Fonds vermutlich eine Verlustzuweisung von genau zehn Prozent anstreben, so Kohl. Heute sind steuerliche Verlustzuweisungen von teilweise
mehr als 100 Prozent des eingezahlten Kapitals sehr verbreitet.

Nicht betroffen von der Änderung sollen Fonds sein, deren Vertrieb an Kunden bereits vor dem 18. März 2005 begonnen hat. Damit will das Finanzministerium dem Vertrauensschutz der Anleger Rechnung tragen. Am 17. März hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder in seiner Regierungserklärung die Änderung angekündigt. Um geschützt zu sein, müssen Anleger den bereits vertriebenen Fonds bis zum 30. September kaufen, so die bisherigen Pläne.

Der Ankündigungseffekt schlug bei einigen Fonds schon am Donnerstag zu Buche. So berichtet Hasso Mansfeld von Boll Medienfonds, dass Finanzvertriebe sich innerhalb von zwei Stunden Fondsanteile im Wert von 53Mio. Euro gesichert hätten. Insgesamt rechne er mit vorgezogenen Investitionen von 200 Mio. Euro in seine Fonds. Mansfeld: " Das reicht für
zweieinhalb Jahre." Durch die Steueränderung würden voraussichtlich 20 bis 30 Prozent weniger Filme gedreht. Dadurch stiegen die Preise - zumindest für attraktive Filme.

Für die Branche würde sich das Geschäft grundlegend ändern. Mansfeld: " Wir werden versuchen, realwirtschaftlich zu arbeiten. Filmfonds wurden bisher ja nur aus Steuergründen gekauft. Das System wie es jetzt ist, kann man ja nicht toll finden." Das meiste Geld der deutschen Anleger sei in den USA geblieben: " Das System Hollywood ist darauf ausgerichtet, sowenig wie möglich zurückfließen zu lassen."

Nische Denkmalschutz

Für einige wenige Fonds gäbe es auch nach der Gesetzesänderung noch eine Überlebenschance. Schiffsfonds könnten so umgestaltet werden, dass sie das für die Reederbranche geltende Privileg Tonnagesteuer ausnutzen könnten. Diese Vorzugsbehandlung wurde erst vor kurzem wieder verlängert.

Außerdem sollen Anleger ungeschoren davon kommen, die in denkmalgeschützte Häuser investieren. Frank Kammerer vom Bauträger Berner & Grasserbauer weist aber darauf hin, dass die Steuerfalle nur umgangen werden kann, wenn keine Werbungskosten nach dem bisherigen Paragrafen 2 b Einkommensteuergesetz anfallen. Das sind zum Beispiel Mietgarantien, Marketingkosten und Finanzierungsvermittlungsgebühren. Der Paragraf 2 b soll zwar durch den 15b ersetzt werden, auf die " Falle" Werbungskosten müssten Anleger aber auch weiterhin achten, warnt Kammerer.

Aus der FTD vom 22.04.2005
© 2005 Financial Times Deutschland
 
aus der Diskussion: Windwelt
Autor (Datum des Eintrages): StLaurent  (24.04.05 22:06:53)
Beitrag: 105 von 121 (ID:16444878)
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