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Strategen erwarten Verschnaufpause beim Dax
Enttäuschende Konjunkturdaten sorgen kurzfristig für Eintrübung der Stimmung
von Thomas Exner

Mit beinahe schon unheimlicher Dynamik hat der Dax seinen Anstieg in den vergangenen Handelstagen fortgesetzt. Trotz der Turbulenzen um die Europäische Union und den Euro sowie teils enttäuschender Konjunkturzahlen, markierte der deutsche Leitindex scheinbar mühelos bei 4551 Punkten ein Drei-Jahres-Hoch. Doch allmählich sehen mehr und mehr Strategen die Zeit für eine Konsolidierung gekommen.


Grundsätzlich ist das für Aktien positive Umfeld zwar weiterhin intakt: Der niedrige Eurokurs eröffnet Chancen für Exporttitel, die niedrigen Renditen am Rentenmarkt erhöhen die Attraktivität der Dividendentitel und die geldpolitische Wende im Euro-Raum dürfte nach den jüngsten EZB-Äußerungen in weite Ferne gerückt sein. Mehr noch: In den USA keimen Spekulationen über ein baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus. Doch die Warnzeichen, die auf eine weitere Abschwächung der Konjunktur hindeuten, werden zunehmend unübersehbar. So wies der jüngste US-Arbeitsmarktbericht am Freitag nur 78 000 neue Stellen aus - selbst die Pessimisten unter den Volkswirten hatten mit 115 000 neuen Jobs gerechnet. Solche Nachrichten könnten die Wachstumsängste neu beleben und manchen Anleger in einem ohnehin überkauften Markt kurzfristig zu Gewinnmitnahmen verlocken, lautet das Kalkül vieler Beobachter. Und auch der zuletzt aus dem Blick geratene Ölpreis könnte wieder zum Belastungsfaktor werden. Denn durch den schwachen Euro ist ein neuerlicher Preisanstieg für die europäischen Märkte noch schwerer zu verdauen.


Kursrückschläge dürften sich dabei aber durchaus in einem überschaubaren Rahmen bewegen. Denn in den kommenden Tagen wird es nur wenige richtungsweisende Konjunkturdaten geben. In Deutschland stehen lediglich die vorläufigen Zahlen zum Auftragseingang der Industrie und zur Industrieproduktion im April auf der Agenda (Montag beziehungsweise Dienstag); in den USA wird am Freitag die Handelsbilanz für den April präsentiert.


Mit einiger Spannung wird dagegen der Sprung aufs Parkett von MTU Aero Engines am Montag erwartet. Ein erfolgreicher Börsengang könne positiv auf andere Maschinenbau- und Exporttitel wirken, heißt es. Daneben gibt es aber auch eine ganze Reihe von Hauptversammlungen (unter anderem bei Jenoptik, MG Technologies, AWD, Linde und Freenet) und die Lufthansa legt am Donnerstag Verkehrszahlen für den Mai vor. Eine größere Ausstrahlungskraft wird allerdings den anstehenden Unternehmensberichten zur Quartalsmitte zugebilligt. In den nächsten Tagen warten unter anderem Motorola, Texas Instruments und Intel mit ersten Aussagen zur Geschäftsentwicklung auf. Sollte es zu Enttäuschungen kommen, dürfte dies den Technologiesektor insgesamt bewegen.


Artikel erschienen am Mo, 6. Juni 2005
 
aus der Diskussion: Eric Clapton - keiner kann es besser
Autor (Datum des Eintrages): nocherts  (05.06.05 23:15:11)
Beitrag: 78 von 211 (ID:16812403)
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