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VW verschärft den Sparkurs
Markenvorstand Bernhard plant Optimierungs-Klausur für aktuellen Golf


Automobilwoche/5. Juni 2005

Wolfsburg. Die Volkswagen AG unternimmt zusätzliche Anstrengungen, um die angespannte Ertragssituation zu entschärfen. Gemeinsam mit VW-Markenvorstand Wolfgang Bernhard will Konzernchef Bernd Pischetsrieder rasch eine Reihe neuer Sparprogramme auflegen, um die Kostenstrukturen nachhaltig zu verbessern.

So wird Bernhard demnächst mehrere hundert Experten zu einer „Kostenklausur Golf V“ in Wolfsburg versammeln. Im Rahmen des dreitägigen Workshops will Bernhard nach Einsparpotenzialen „in Produkt und Prozessen“ suchen lassen, weiß einer der geladenen Spezialisten. „Das wird vor allem eine Knebelrunde für die Zulieferer“. Hintergrund für Bernhards Fahndung nach Sparvorschlägen ist die aufgrund kostspieliger Incentives erodierende Rendite des neuen Golf. Die Ergebnisse der Produktkostenoptimierung (PKO) sollen möglichst schon im Herbst in die Serienfertigung einfließen. Eine Senkung der Golf-Verkaufspreise jedoch ist momentan nicht geplant.

„Bernhard hat sich in der kurzen Zeit, die er bei VW arbeitet, schon sehr stark bemerkbar gemacht“, lobt ein VW-Aufsichtsrat. Insbesondere im Hinblick auf die Vereinfachung von Fertigungsprozessen wisse der Ex-Daimler-Produktionsexperte zu überzeugen. So wolle Bernhard beim Bau des „3-K-Autos“ , das in einigen Jahren nach China auch in Brasilien hergestellt werden könnte, vermehrt auf standardisierte Montage-Sequenzen setzen. Für teure Komponenten wie die Achsen des neuen Einstiegsmodells ziehe Bernhard „simple, aber pfiffige Neuentwicklungen“ einer Vereinfachung bestehender Module aus Kostengründen vor.

Das Auslandsgeschäft der Volkswagen AG will Konzernchef Bernd Pischetsrieder über Synergieeffekte und eine Stärkung der VW-Werke in anderen Ländern intensivieren. Im Rahmen eines „Weltbebauungsplans“, an dem Pischetsrieder arbeitet, zeichnen sich größere Produktionsvolumina für Mexiko sowie Indien, Malaysia und China ab. So schloss VW jüngst eine Kooperation mit der chinesischen Sinopec-Gruppe, um durch beschleunigte Materialfreigaben den Einkauf bei lokalen Zulieferern erhöhen zu können.

Neue Impulse für das kriselnde China-Geschäft erhofft Pischetsrieder von Winfried Vahland, der seit wenigen Tagen als „President of Volkswagen Group China“ fungiert. Vahland, zuvor als stellvertretender Vorstandsvorsitzender bei Skoda für den kaufmännischen Bereich zuständig, erhält für den Turnaround in China eine bei VW bisher unübliche Machtfülle und berichtet direkt an Pischetsrieder. Als Nachfolger für Vahland soll Skoda Holger Kintscher auserkoren haben, den Finanzchef von VW Nutzfahrzeuge.

Für Unruhe im Werk Wolfsburg haben jüngst Pläne des Managements gesorgt, die Schichtmodelle zu modifizieren. Geplant ist demnach, die Beschäftigten künftig an jeweils drei Tagen pro Woche zehn Stunden arbeiten zu lassen. Von einem Entfall der Nachtschichtzulagen sowie von Sondervergütungen für Einsätze am Sonnabend erhofft sich VW dem Vernehmen nach Einsparungen in Höhe von rund 67 Millionen Euro pro Jahr. „Wir haben nicht vor kurzem einen Tarifvertrag geschlossen, um ihn jetzt zu begraben“, kündigte ein Betriebsrat Widerstand an.
 
aus der Diskussion: Volkswagen: langsam wieder interessant ...
Autor (Datum des Eintrages): codiman  (06.06.05 09:28:42)
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