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@550:

"Bernhard hat nicht DaimlerChrysler sondern Chrysler saniert, und zwar mit Erfolg."

Nun, ich würde einen aktuellen Absatzrückrückgang von 6% und Qualitätsproblem nicht als Erfog bezeichnen. Das wird sich nämlich auch bald beim Gewinn bemerkbar machen.

Richtig ist natürlich, dass Bernhard unproduktive Werke geschlossen hat und hat damit die Situation auch nachhaltig bei Chrysler verbessert.

Chrysler ist aber nach wie vor nicht wirklich konkurrenzfähig gegenüber den Japanern oder Koreanern.
Sowohl im Preis als auch in der Qualität.

"Die Probleme bei DC liegen zur Zeit eher bei der Mercedes Car Group,"

Die Qualitätsprobleme bei Mercedes sind natürlich der absolute Supergau und überschatten natürlich die Qualitätsprobleme bei Chrysler.

" deren Chef Bernhard werden sollte, aber nicht durfte, weil er schon vor seiner Ernennung harte Einschnitte angekündigt hatte."

Richtig. Und genau vor diesem Problem steht er auch bei Volkswagen. Ich zitiere nur mal:

"Für Unruhe im Werk Wolfsburg haben jüngst Pläne des Managements gesorgt, die Schichtmodelle zu modifizieren. Geplant ist demnach, die Beschäftigten künftig an jeweils drei Tagen pro Woche zehn Stunden arbeiten zu lassen. Von einem Entfall der Nachtschichtzulagen sowie von Sondervergütungen für Einsätze am Sonnabend erhofft sich VW dem Vernehmen nach Einsparungen in Höhe von rund 67 Millionen Euro pro Jahr. „Wir haben nicht vor kurzem einen Tarifvertrag geschlossen, um ihn jetzt zu begraben“, kündigte ein Betriebsrat Widerstand an."

Wenn schon solche Kleinigkeiten zu "Unruhe im Werk Wolfsburg" führen, wie bitte schön soll Berhard eine
dringenst notwendige Radikalkur für VW durchsetzen?

"Sein Sparkurs hat ergo mit den Qualitätsproblemen bei DC nix zu tun. Deine Kritik ist somit sachlich nicht korrekt."

Im übrigen hat man den Einkauf von DC in weiten Teilen zusammengelegt (d.h. also von Chrysler und MCG). Dies
war sinnvoll, um Kosten zu sparen. Somit muss man sehr wohl einen Herr Bernhard mit in der Verantwortung sehen! Denn
es ist nicht richtig, wenn man bei bereits bestehenden Qualitätsproblemen die Zulieferer noch weiter drückt. So erreicht man natürlich keine bessere Qualität. Denn eine Kette ist nur so stark wie das schwächste Glied!

Es spielt aber nun auch keine große Rolle, ob nun ein Herr Bernhard etwas mehr oder etwas weniger für den Einkauf (bei Chrysler und damit auch bei MCG) verantwortlich ist. Die Zulieferer wurden sowohl bei Chrysler als auch bei MCG nochmals drastisch gedrückt. Und das Ergbnis sieht man bei Chrysler ... und natürlich auch bei MCG.

Wobei der Aufschrei natürlich bei MCG natürlich bedeutend größer ist, da

1. die Qualität bei Chrysler noch nie berauschend war (das wäre so, als ob bei Fiat die Qualität etwas sinkt, was vermutlich auch keinen riesen Aufschrei in der Öffentlichkeit zur Folge hätte) und
2. für eine Marke wie "Mercedes" Qualitätsmängel deutlich mehr Schaden anrichten und somit der Aufschrei in der Öffentlichkeit viel größer ist (als z.B. bei Chrysler), da hiermit ein massiver Image-Verlust verbunden ist! Das ist einfach gefundenes Fressen für die Medien!

Im übrigen kann man dieselbe Entwicklung auch bei BMW erkennen. Man kann nur hoffen, dass man dort schneller als bei DC reagiert.

Aber genau dieser Weg, der bereits unter Piech eingeschlagen wurde, wird bei VW nicht nur weiter gegangen werden, sondern soll nun noch weiter forciert werden! Das ist fatal!

"VW ist ein Massenproduzent und hat es schwerer als z.B. BMW oder DC sich in lukrative Nischen zurückzuziehen."

Bzgl. BMW stimme ich noch zu. Aber ist DC kein "Massenproduzent"? DC ist weltweit der viertgroßte Automobilhersteller der Welt! Also größer als Volkswagen!

"Ich denke, Kosten- und Volumenreduktion als Reaktion auf die aktuelle Überproduktion im Automobilsektor sind leider die wenigen aussichtsreichen Optionen von VW. Grundsätzlich bedeutet Kostenreduktion auch nicht automatisch Qualitätsreduktion, siehe Toyota!"

Die Sitaution bei Volkswagen mit der von Toyota nur ansatzweise in Verbindung zu bringen, zeugt von Unwissenheit!

1. Toyota hat keine Probleme mit Überproduktionen! Toyota hat es noch nichteinmal nötig auf seine neusten und innovativsten Produkte nur einen Cent Rabatt zu
geben. Und ist trotzdem bzgl. der Konkurrenzfähigkeit ungeschlagen. Eben weil man eine GERADLINIEGE und LANGFRISTIGE Strategie fährt und daran festhält!

Toyota hatte nie die Absicht (im Gegensatz zu Volkswagen oder DC) eine marktbeherrschende Rolle zu spielen. Sie
sind halt einfach langsam, aber stetig gewachsen.
Selbst jetzt, wo sie locker einige Konkurrenten leicht aus dem Markt drängen können, schrauben sie zurück, indem sie einfach die Preise erhöhen und noch mehr Gewinn einfahren!
Der "stille Riese" wächst halt einfach so vor sich hin.

Man baut bei Toyota nicht einfach irgendwelche Werke, die
dann vielleicht irgendwann nicht mehr ausgelastet sind, oder vielleicht krampfhaft versuchen muss, diese mit irgendwelchen neuen Modellen auszulasten.

Damit wird einfach ein riesiger Unkostenfaktor vermieden!

Das ist wohl der größte Unterschied von Toyota (oder auch Honda oder Hyundai) zu DC oder Volkswagen. Oder anders ausgedrückt: DC oder Volkswagen müssen deutlich mehr die Zuliefer drücken, um auf dieselbe Kosteneinsparung zu gelangen!

2. Toyota spart Kosten, indem gut geschultes - man kann sogar sagen "gedrilltes" - Personal eingesetzt wird! Ein Fließbandarbeiter verdient bei Toyota umgerechnet 5000 EUR im Monat. Das ist nicht gerade wenig! Aber die sind ihr Geld voll wert!

3. Jeder Manager bei Toyota muss mindestens einen Monat am Fließband arbeiten! Unvorstellbar hier in Deutschland! Aber die japanischen Führungskräfte wissen so, wovon geredet wird und wissen, worüber sie entscheiden. Dazu trägt auch bei, dass mindestens einmal im Monat ein Meeting mit den Arbeitern stattfindet.

3. Toyota (wie auch andere Asiaten) spart Kosten, indem Qualitätsprobleme - also teure Rückrufaktionen vermieden werden! Dies geschieht ganz einfach durch Punkt 2 und 3.

3. Toyota und Honda sind die Kapitalstärksten Unternehmen in der Branche. Da muss man nicht unbedingt auf den "letzten Cent" achten. Sollte die Qualität irgendwo einbrechen, können es sich diese Unternehmen mal eben leisten, eine Gruppe von 200 Ingineuren abzukommandieren, um dieses Problem nicht nur zu beheben, sondern auch deren Entstehung und Ursache genaustens zu analysieren! Davon kann ein Konzern wie DC oder Volkswagen nur träumen!

Diese Punkte lassen sich übrigens auch weitestgehend auf
Honda, Nissan oder Hyundai übertragen-

Nur alleine diese Punkte zeigen, dass dies eine ganz anderen Liga ist und deren Kosteneinsparungen nicht viel gemein haben mit denen bei z.B. DC oder Volkswagen.

"Ich denke, Bernhard ist schon der richtige Mann für VW."

Sagen wir mal so: Es ist derzeit kein Besserer auf dem Markt zu haben. Wie das obige Zitat zeigt, wird er wohl gegen Betonwände anrennen.
 
aus der Diskussion: Volkswagen: langsam wieder interessant ...
Autor (Datum des Eintrages): wo.b  (06.06.05 15:15:16)
Beitrag: 554 von 2,285 (ID:16816543)
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