Fenster schließen  |  Fenster drucken

06.06.2005 - 09:50
Tor für Zinssenkungen offen?



EZB Ratsmitglied Otmar Issing hat ggü. dem Handelsblatt eingeräumt, daß die derzeitige geldpolitische Strategie eine weitere Zinssenkung nicht ausschließt. Die EZB schätze die Inflationssorgen jetzt geringer und die Wachstumsaussichten schlechter ein als noch im November. Für uns kommt diese Äußerung nicht überraschend. Sollte die EZB ihr derzeitiges Szenario einer Wachstumsbeschleunigung im zweiten Halbjahr nicht mehr aufrecht erhalten können, dann dürfte eine Zinssenkung die Konsequenz sein, um das Wachstum zu stimulieren. Mit einem solchen Schritt ist u. E. erst in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen.

Mehr Schwung im Dienstleistungsbereich: Unerwartet hat sich der Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe im Mai befestigen können. Er stieg von 52,8 auf 53,5 Punkte und deutet damit auf eine Belebung der Wirtschaftstätigkeit außerhalb des verarbeitendes Gewerbes hin. Das Wachstum reicht aber gerade aus, die Beschäftigung aufrecht zu erhalten. Aus den rückläufigen Verkaufspreisen schließen wir, daß die Marktverhältnisse weiterhin recht schwierig sind, aber andererseits keine Gefahren für die Preisstabilität bestehen. Auch die Geschäftsaussichten werden wieder optimistischer eingeschätzt. In Deutschland fiel der Anstieg des Index mit 1,3 Punkten auf 52,6 deutlicher aus als in der Eurozone, die Dynamik hinkt aber noch leicht hinter dem Durchschnitt her. Enttäuschend ist auch, daß weiterhin Druck auf die Beschäftigung besteht.

Enttäuschende US Arbeitsmarktdaten: Deutlich weniger Stellen als erwartet konnte die US Wirtschaft im Mai schaffen. Nach 274.000 im April lag der Zuwachs bei 78.000. In den ersten fünf Monaten wurden 898.000 Stellen geschaffen ggü. 1,118 Mio im entsprechenden Zeitraum 2004. Die unerwartet schwachen Daten stärken die Ansicht, daß die US Notenbank schon bald eine Zinspause einlegen könnte. Auch die über Erwarten deutliche Abschwächung des ISM Non Manufacturing von 61,7 auf 58,5 Punkte deutet in diese Richtung. Am Donnerstag wird sich Fed Chef Greenspan zur Wirtschaftslage in den USA äußern. Vielleicht wird man hier mehr Klarheit bekommen.

Ungeliebter Euro: Auch die jüngsten US Arbeitsmarktdaten konnten kein Gegengewicht zu dem negativen Euro Sentiment bilden. Wenig hilfreich waren auch die Äußerungen aus Italien, wonach die Rückkehr zur Lira eine Alternative wäre. Dies ist nicht ausgedacht und wäre ökonomischer Selbstmord für das Land. Der aufgebaute Euro Pessimismus dürfte in naher Zukunft das bestimmende Element für die Kursentwicklung der Gemeinschaftswährung bleiben. Erst wenn eine neue tragfähige Basis ausgebildet ist, werden andere Themen wieder kursbeeinflussend werden können.

Quelle: SEB
 
aus der Diskussion: Eric Clapton - keiner kann es besser
Autor (Datum des Eintrages): nocherts  (06.06.05 18:02:50)
Beitrag: 91 von 211 (ID:16818639)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE