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@ los amigos: das mit dem Glück ist so eine Sache. Irgendwie scheinst du da eine andere Wahrnehmung zu haben.

Hier ist für dich noch einmal der Original Spielbericht, den Andreas Alf für die dpa von der Partie geschrieben hat:

"König Otto" wird in Griechenland unsterblich. Das Eröffnungsspiel der UEFA EURO 2004 ist zugleich das Endspiel. Die Griechen bezwangen in einer von Dramatik nicht zu übertreffenden Verlängerung die Tschechen im zweiten Halbfinale mit 1:0 und stehen im Finale. Abwehrchef Traianos Dellas köpfte in der 105. Minute das "Silver Goal" und avancierte damit zum Mann des Abends. Die Tschechen hatten in Portos Estádio do Dragão keine Zeit mehr, um den Rückstand aufzuholen. Griechenland trifft am Sonntag im Lissaboner Estádio da Luz auf Gastgeber Portugal.

Offensives Griechenland
"Wir haben nichts zu verlieren und wollen den Tschechen einen schweren Abend bereiten", erklärte Rehhagel unmittelbar vor dem zweiten EURO-Halbfinale. Entsprechend unbekümmert gingen die Griechen mit einem 4-3-3-System in die Partie. Konstantinos Katsouranis bekam im zentralen Mittelfeld den Vorzug vor dem erfahreneren Stylianos Giannakopoulos. Der eher kleingewachsene Mihalis Kapsis sollte sich überraschend um den tschechischen Sturmhühnen Jan Koller kümmern.

Nedved von Beginn an
Brückner ließ seine sich bei dieser EURO erstmals in der Favoritenrolle befindlichen Tschechen mit Mittfeld-Motor Pavel Nedved auflaufen, obwohl dieser mit Gelb vorbelastet war und möglicherweise einen Ausfall im Finale riskieren musste. Der wiedergenesene René Bolf kehrte neben Tomáš Ujfaluši in die Innenverteidigung zurück, Zdenek Grygera ersetzte den an einer Muskelverletzung laborierenden Martin Jiránek.

Starker tschechischer Auftakt
Vom Druck auf die Tschechen war jedoch von Beginn an keine Spur. Im überwiegend von griechischen Fans belagerten "Drachen-Stadion" setzte Tomáš Rosický gleich ein erstes Ausrufezeichen, als er nach drei Minuten einen Volleyschuss aus 17 Metern an die Querlatte setzte. Weitere drei Minuten später zeigte Marek Jankulovski ein sehenswertes Solo über die linke Seite, zog aus spitzem Winkel und acht Metern Tordistanz ab, doch Griechenlands Schlussmann Antonios Nikopolidis parierte glänzend.

Zweikampfstarke Griechen
Fortan bekamen die Griechen die tschechischen Individualisten besser in den Griff und gewannen die Mehrzahl der Zweikämpfe. Dennoch sollte es bis zur 29. Minute andauern, ehe die Rehhagel-Elf zur ersten gefährlichen Einschussmöglichkeit kam: Panagiotis Fyssas tauchte im gegnerischen Strafraum auf, gab das Leder in die Mitte und Torhüter Peter Cech sowie Ujfaluši konnten den heranstürmenden Angelos Charisteas nur mit Mühe am Einschuss hindern.

Nedved verletzt raus
Vier Minuten später sah das Publikum dann eine folgenschwere Szene. Nach einer Hereingabe von Karel Poborský verpassten zunächst Nedved und Konstantinos Katsouranis den Ball, ehe erneut Jankulovski, stärkster Tscheche der ersten 45 Minuten, mit einer Direktabnahme aus elf Metern in Nikopolidis seinen Meister fand. Doch viel schlimmer: Kapitän Nedved verletzte sich im Zweikampf mit seinem Gegenspieler derart schlimm am Knie, dass er in der 40. Minute unter Tränen für Vladimír Šmicer ausgewechselt werden musste.

Griechische Taktik erfolgreich
Das Konzept Rehhagels ging in der ersten Hälfte einmal mehr voll auf: Die Griechen zermürbten ihren Gegner mit rigoroser Disziplin und starkem Zweikampfverhalten. Wenn sie schließlich die Chance zum Angriff hatten, erwiesen sie sich aufgrund ihrer technischen Fähigkeiten als durchaus gefährlich. Der Favorit aus Tschechien kam nur sporadisch zur Entfaltung seines Offensiv-Fußballs.

Koller verpasste Führung
Die zweite Halbzeit begann, wie die erste endete. Die Mannschaft von Trainer Brückner hatte zwar mehr Spielanteile, kam aber nur ganz selten in Tornähe. Erst in der 57. Minute sorgte Poborský für den nächsten Aufschrei im Stadion, doch sein 27-Meter-Freistoß verfehlte das Tor um mehrere Meter. Drei Minuten später hätte der nach einer Poborský-Ecke am langen Pfosten lauernde Koller für die Führung sorgen können, hätte der Angreifer von BV Borussia Dortmund nicht aus vier Metern seinen Sturmpartner Milan Baroš angeköpft.

Kein Raum für Baroš
Apropos Baroš: Der Jungstar, der bislang schon fünf Treffer bei diesem Turnier verzeichnen konnte, ging ihm zwangsläufig zu statischen Spiel der Tschechen völlig unter. Und immer dann, wenn der Mann vom Liverpool FC einmal seine Klasse aufblitzen lassen wollte, wurde er per Foul gestoppt. Schiedsrichter Pierluigi Collina hatte in seinem letzten Spiel in einem internationalen Turnier aufgrund der zweikampfbetonten Gangart der Griechen einen arbeitsreichen Abend.

Rehhagel setzte auf Offensive
Nach einem schönen Charisteas-Kopfball (67.) nach einem Freistoß von Georgios Karagounis, den Cech aber sicher parierte, witterte Griechenland Morgenluft. Fünf Minuten später brachte Rehhagel für den eigentlich stark aufspielenden Angelos Basinas den offensiveren Stylianos Giannakopoulos.

Koller und Baroš im Pech
Doch der griechische Mut zur Offensive wäre fast nach hinten losgegangen. In der 80. Minute bot sich Koller die bis dahin beste Chance des Spiels, als der Angreifer nach doppeltem Doppelpass mit seinem Dortmunder Klubkollegen Rosický aus 14 Metern freistehend zum Schuss kam. Kollers Abschluss zischte aber haarscharf am rechten Torpfosten vorbei. Ebenso wie bei Baroš` Linksschuss nach sehenswertem Solo drei Minuten später. Doch mit einer ebenso konzentrierten wie disziplinierten Leistung retteten sich die Griechen in die Verlängerung.

Griechenland nun dominierend
Um ein Haar wäre die griechische Glückseeligkeit perfekt gewesen, als Giannakopoulos gleich zweimal aussichtsreich vor dem orientierungslos wirkenden Cech an den Ball kam. Doch der quirlige Mittelfeldspieler konnte den Ball nicht zum "Silver Goal" im Tor der Tschechen unterbringen. Ebenso scheiterte Abwehrhühne Traianos Dellas in der 103. Minute per Kopf am tschechischen Keeper. Erstaunlich: Das eher triste Spiel verwandelte sich plötzlich in einen spannenden Fight.

Dellas köpft Griechenland ins Finale
Es sollte eben diesem Dellas gelingen, die Griechen dennoch ins Finale zu bringen. Der Chef der Defensive drückte ausgerechnet in der 105. Minute nach einer Ecke das Leder per Kopf am kurzen Pfosten ins Netz. Die Tschechen hatten keine Zeit mehr, das "Silver Goal" auszugleichen. Die Sensation war perfekt, "König" Otto wird in Griechenland unsterblich.


Das war kein Massel:rolleyes:

Mit Disziplin und Kampfkraft (die sogenannten "deutschen Tugenden") gelang es einem Team einen Gegner mit hohen individuellen Qualitäten zu besiegen.

Ähnlich gewannen die Deutschen ihre WM-Endspiele: Ungarn, die Niederlande und Argentinien waren auch jeweils den Deutschen aufgrund der Qualität ihrer Einzelspieler überlegen. Alles "Massel"? - Ich glaube nicht.

Glück der anderen ist eine häufige Entschuldigung der Unterlegenen. Nikopolidis, der griechische Torwart hat in diesem Spiel einige Super-Paraden gezeigt und damit die Masse der tschechischen Torchancen zunichte gemacht. Ist das Glück? Nein!!! Ein Torwart ist Teil des Teams und wenn der eine Weltklasseleistung zeigt dann siegt das Team verdient.

Wenn Real siegt weil Zidane oder Ronaldo eine Weltklasseleistung zeigen, dann mault doch auch keiner, dass das nur nur Glück war....
 
aus der Diskussion: Wo steht der deutsche Fußball wirklich????
Autor (Datum des Eintrages): Freudenspender  (13.06.05 18:32:07)
Beitrag: 29 von 153 (ID:16879641)
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