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DER AKTIONÄR hat den Rohstoffexperten Dietmar Siebholz zur Entwicklung und den Chancen des Silbermarktes befragt.

Das Interview führte Marion Schlegel

DER AKTIONÄR: Herr Siebholz, im Januar 2005 teilten Sie in einem Rundschreiben interessierten Anlegern mit, dass es Zeit sei, in Silber beziehungsweise Silberminenaktien zu investieren. Wie sieht Ihre aktuelle Einschätzung des Silbermarktes aus?

Dietmar Siebholz: Meine Einschätzung bleibt unverändert bestehen. Silber ist und bleibt ein Industriemetall, die Produktion und der Umfang des recycelten Rohstoffes liegen weiterhin wesentlich unter dem weltweiten Verbrauch und die Argumentation, dass digitales Fotografieren den Silberverbrauch reduziere, hat und wird sich nicht als realistisch herausstellen.


Dietmar Siebholz, Edelmetall- und Rohstoffexperte


Wie kommen Sie zu dieser Annahme?

Wenn durch die hohe Rückgewinnungsrate in den entwickelten Ländern das in den Filmen enthaltene Silber zu mehr als zwei Dritteln wiedergewonnen wird, dann schlägt sich ein Rückgang des herkömmlichen Filmabsatzes tatsächlich nur mit einem Drittel beim Verbrauch nieder. Dagegen steigt der Verbrauch von Fotopapier zum Ausdruck der digital erstellten Fotos stark an. Dieses Papier wiederum enthält einen relativ hohen Silberanteil.

Welche Faktoren sind es, die den Silberpreis in den kommenden Jahren stark beeinflussen werden?

Ich behaupte, die drei Faktoren Nachfrage zu Angebot, neue industrielle und medizinische Anwendungen und Nachfrage zur Deckung von Forward-Sales werden dem Markt in den nächsten zwei Jahren enorme Impulse geben.

Welche Anwendungen meinen Sie?

Von wesentlicher Bedeutung ist, dass Silber immer mehr als unverzichtbares Industriemetall nachgefragt wird. Ich nenne hier nur den verstärkten Einsatz als RFID, dem neuen Barcode-Chip für alle Waren und sogar für Geldnoten. Ohne Silber wäre die Herstellung der Milliarden RFIDs nicht möglich. Des Weiteren ist der Einsatz von Silber als Mittel gegen Viren immer mehr im Kommen. Die Universität in Peking beispielsweise hat mit Hilfe schwedischer Spezialisten Silberkolloide auch im Kampf gegen SARS eingesetzt. Ein weiteres Beispiel ist Samsung. Das südkoreanische Unternehmen beschichtet seit kurzem seine Haushaltsgeräte mit Silberkolloiden.

Der Faktor "China" spielt ja an den Rohstoffmärkten derzeit eine wichtige Rolle. Wie wirkt sich Ihrer Einschätzung nach China auf den Silberpreis aus?

Chinas Bedeutung ist unübersehbar. Da Silber ein Industriemetall ist, sich die Industrieproduktion wohl unumkehrbar nach Asien verlagert, spielt China im Silbermarkt nicht nur bei der Erschließung neuer Lagerstätten, sondern vor allem beim Verbrauch eine wesentliche Rolle. Neue Impulse erfährt der Verbrauch in China von der Entwicklung der internen Konsumkonjunktur. Das sollte der Investor sorgfältig beobachten, denn der Nachhol-bedarf der chinesischen Konsumenten ist enorm, und allein die Anzahl der Individuen lässt die Möglichkeiten des Silberverbrauchs im chinesischen Konsum nur erahnen.

Die Notenbanken halten etwa 30.000 Tonnen Gold in ihren Tresoren. Was passiert, wenn sich die verantwortlichen Notenbanker dazu entscheiden würden, diese zu verkaufen? Das käme doch für den Goldpreis einem Todesurteil gleich.

Ich behaupte, die Notenbanken haben heute nicht einmal die Hälfte der in den Büchern ausgewiesenen Tonnen an realem Bestand. Wenn es den Verantwortlichen aber gefallen sollte, zur Imagerettung ihres Papiergeldes alle Goldbestände zu liquidieren, werden sie es tun. Da es kaum eine industrielle Nutzung für Gold gibt, dürfte der Goldpreis darunter leiden. Nur - sollte dies geschehen, würde ich mit vollen Händen Gold kaufen, denn bald wird jeder erkennen, dass der Goldverkauf das letzte Mittel war, die Folgen einer jahrzehntelangen Finanzpolitik und deren Missstände zu kaschieren. Sollte aber schon vorher der breiten Masse klar werden, dass die inneren Werte des Papiergeldes schwinden, dann gilt meine Skepsis nicht mehr. Dann wird Gold zu einem Investment und der Goldpreis nach oben unkontrollierbar.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Wie lauten Ihre Preisziele für Gold und Silber bis Ende 2006?

Da Silber in vielen Bereichen unverzichtbar ist, wird sich der Verbrauch selbst bei einem konjunkturellem Einbruch nur geringfügig reduzieren. Da aber 70 Prozent der Silberförderung abhängig von anderen Basismetallen sind, wird die Förderung bei einem Konjunktureinbruch dramatisch zurückgehen. Nach meinen Analysen steht fest, dass der Förderrückgang bei Konjunktureinbruch wesentlich höher ist als der Rückgang des industriellen Verbrauchs. Den Silberpreis sehe ich Ende 2006 im Bereich von zehn bis zwölf Dollar pro Unze. Der Goldpreis ist bei derzeitigen Produktionskosten von insgesamt 330 Dollar je Unze dort zumindest abgesichert. Nach oben sehe ich unter ängstlichem Blick auf die Politik die Chance, Ende des Jahres 2006 die Marke von 500 Dollar zu erreichen.

Wie sieht ein optimales Silberportfolio Ihrer Ansicht nach aus?

Die nach meiner Meinung richtige Mischung beim Silber-Investment ist folgende: Ein Drittel in Silber-Münzen oder Barren investieren, denn am physischen Markt entscheidet sich die Entwicklung des Silberpreises, und jeder Käufer von physischem Silber verstärkt den Druck auf die Nachfrage. Zwei Drittel in Silberminen, die nicht produzieren, sondern solche, die sichere Reserven solange vorhalten können, bis sie ihre Bestände zu interessanten Preisen veräußern können.


Auszug aus dem Artikel aus DER AKTIONÄR (23/05).
 
aus der Diskussion: Southern Silver Exploration Corp.
Autor (Datum des Eintrages): CompanyInfo  (04.07.05 15:04:01)
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