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Bernhard sieht «große Durststrecke» für VW

Auch abseits der Schmiergeld-Affäre steckt VW nach Ansicht von Markenvorstand Bernhard in einer ernsten Krise. Automobil-Experten sehen den Konzern schon als Übernahmekandidaten.

Der neue Chef für die Marke Volkswagen im VW-Konzern, Wolfgang Bernhard, sieht seinen Bereich in einer ernsten Krise. Die Marke habe eine «relativ große Durststrecke» vor sich, weil «wir im Prinzip unser Modellfeuerwerk weitgehend abgefeuert haben» mit der Einführung von Touran, Golf und Passat, sagte Bernhard dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». Wie das Blatt am Samstag vorab berichtete, will der VW-Markenvorstand aus Kostengründen neue Modelle auf bestehenden Fahrzeugarchitekturen aufbauen. «Etwas völlig Neues zu erfinden ist zu teuer und dauert zu lange», sagte er. Dabei könne er sich auch vorstellen, auf Technologie der Konzernschwester Audi zurückzugreifen.

Bernhard ist seit Mai für die ins Schlingern geratene VW-Kernmarke Volkswagen zuständig. Die Markengruppe VW war 2004 in die roten Zahlen gerutscht. Im ersten Quartal verringerte die Gruppe, zu der neben Volkswagen auch Skoda, Bentley und Bugatti gehören, ihren operativen Verlust von 71 Millionen auf 53 Millionen Euro. Der Konzern hat derzeit massive Absatzprobleme in zentralen Märkten wie China und den USA.

Börse schaut genau hin

Kritiker werfen VW Fehler vor allem bei der Modellpolitik und beim Vertrieb vor. Der Leiter der Bamberger Forschungsstelle Automobilwirtschaft, Wolfgang Meinig, sieht in dem Konzern gar schon einen potenziellen Übernahmekandidat. VW werde es in zehn Jahren in seiner heutigen Form womöglich nicht mehr geben, sagte Meinig der dpa. Auch das VW-Gesetz werde eine Übernahme durch einen anderen Großkonzern oder internationale Finanzinvestoren nicht verhindern. Das Gesetz regelt die Beteiligung des Landes Niedersachsen am VW-Konzern.

Nach Meinigs Auffassung wird die Korruptions-Affäre an der Börse genau beobachtet. «Möglicherweise machen sich einige Leute bereits Gedanken über eine Übernahme», spekulierte Meinig. Der Börsenwert des VW-Konzerns sei mit nur rund 15 Milliarden Euro bei einem Umsatz von 89 Milliarden Euro nicht besonders hoch. Der japanische Konkurrent Toyota beispielsweise habe einen Unternehmenswert von 110 Milliarden Euro bei einem Umsatz von 137 Milliarden Euro. Die Forschungsstelle in Bamberg untersucht regelmäßig das Verhältnis von Händlern und Zulieferern zur Autoindustrie. (nz)

(http://www.netzeitung.de/wirtschaft/unternehmen/347730.html)
 
aus der Diskussion: Volkswagen: langsam wieder interessant ...
Autor (Datum des Eintrages): wo.b  (09.07.05 15:25:14)
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