Vieleicht fuer einige von Euch noch nicht bekannt! DEUTSCHE BÖRSE AG: Betreuer für marktenge Aktien haben Anleger und Mandanten getäuscht Wenn die Xetra-Kurse lügen ! Im Xetra-Handel soll der Anleger auch bei wenig gehandelten Titeln immer auf Nachfrage oder Angebot treffen. Deshalb ernennt die Deutsche Börse Betreuer, die ständig Kurse stellen. Einige von ihnen haben dabei geschummelt. von Thomas Schmidtutz Wenn es um Eigen-PR geht, kennt die Deutsche Börse keine Selbstzweifel: „Die Investoren“, werben die Frankfurter in einer Broschüre für die Computerplattform Xetra „können darauf vertrauen, betreute Aktien jederzeit zu angemessenen Preisen“ handeln zu können. Doch spätestens seit die Börse unlängst zwei Banken wegen unrealistischer Kurse und mangelnder Liquidität der von ihnen betreuten Aktien abgemahnt hat, ist klar: Von „jederzeitigem“ Handel auf Xetra kann bei kleineren Titeln nicht die Rede sein. Dabei wäre eben das die Hauptaufgabe der so genannten Designated Sponsors. Mit diesem im Oktober 1998 eingeführten Instrument wollte die Börse Xetra auch Privatanlegern schmackhaft machen. Nach den Vorgaben aus Frankfurt sollen die Betreuer, also Banken, Makler-Unternehmen und Wertpapierhandelshäuser, für wenig gehandelte Werte möglichst ständig Kurse auf Xetra-Basis stellen. Das soll die Liquidität, also den flüssigen Handel der Nebenwerte auf Xetra erhöhen. Nutznießer des Betreuer-Systems sollen die Anleger sein: Sollte es beispielsweise gerade keinen Abnehmer oder Anbieter für ein bestimmtes Papier geben, springt bis zu einem individuell zwischen Designated Sponsor und Unternehmen vereinbarten Volumen eben der Sponsor ein – zumindest theoretisch. Was haben die Banken davon? 50000 bis 100000 Mark pro Jahr zahlen die betreuten Unternehmen für diese Dienstleistung. Für die insgesamt 67 Designated Sponsors ist das System auch aus Image-Gründen interessant. Sie können bei der Bewerbung um ein Mandat für Neuemissionen mit erfolgreichen Pflegediensten werben. Die Deutsche Börse hat eigens ein Bewertungsverfahren entwickelt. Darin beurteilt sie seit Jahresanfang die Dauer der Kursstellung, die Spanne der gestellten Kurse (im Fachjargon: Spread) und die Beteiligung an den Xetra-Auktionen. Je enger beispielsweise der Spread ist, desto höher ist die Bewertung. Bei der jüngsten Notenvergabe, dem so genanten Rating, erhielten 31 Designated Sponsors Bestnoten. Zehn Betreuer mit insgesamt 23 betreuten Titeln wurden aus der Wertung genommen, da sie Mindestanforderungen der Deutschen Börse – zum Beispiel bei der Kursstellung – nicht einhielten. Namen wie UBS Warburg, J.P. Morgan, MWB oder die Stadtsparkasse Köln tauchen in dieser Liste auf. Wie man mit Maschinen die Limits austrickst Zwei Banken haben gar systematisch Abschlüsse verhindert. Sie haben die so genannten Quote Machines entsprechend eingestellt. Diese „Kursmaschinen“ sind Software-Programme, die automatisch An- und Verkaufskurse stellen. Zwar wurde weiterhin ständig ein Kurs präsentiert und auf diese Weise die Voraussetzung für ein hohes Rating der Deutschen Börse geschaffen. Aktienbesitzer wurden aber dennoch über den Wert ihrer Papiere getäuscht. Denn bei bestimmten Papieren wurde durch die Programmierung ein Abschluss zum gestellten Kurs im Ernstfall unmöglich gemacht. Ein Beispiel: Ein Anleger will die Aktie der Mustermann AG auf Xetra verkaufen. Aktuell ist sie zu einem Kurs von 90 (Angebot bzw. Geld) zu 92 Euro (Nachfrage bzw. Brief) gestellt. Der Anleger gibt daher ein Limit von 91 Euro ein. Weil aber keine Nachfrage da ist, müsste nun der Designated Sponsor kaufen. Doch das verhindert die Quote Machine. Die ist nämlich so programmiert, dass sie automatisch die Geld/Brief-Kurse auf 89 zu 91 Euro stellt, und damit unter das Limit des Anbieters. Selbst wenn der Anleger sein Limit um einen Euro senkt, kommt kein Abschluss zu Stande. Grund: Die Quote-Machine setzt den Kurs erneut herab. Die Bank vermeidet es so, illiquide Werte ins eigene Depot zu nehmen, die sie zum gestellten Kurs auf absehbare Zeit nicht wieder loszuwerden glaubt. Ein klarer Verstoß der Bank gegen den Betreuervertrag. Aufgeflogen waren die Manipulationen bei der Handelsüberwachung in Frankfurt, weil es selbst bei unlimitierten Aufträgen keinen Abschluss gab. Welches Kreditinstitut von der Börse abgemahnt wurde, ist bislang nicht bekannt. Man könne die Namen aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht bekannt geben, sagt Sylvia Herbrich, Sprecherin der Deutschen Börse. Auch Händler rätseln. „Es gibt nicht einmal Gerüchte“, erklärte ein Händler, der nicht genannt werden will. Zugleich trat er dem Eindruck entgegen, die Manipulation von Quote Machines sei an der Tagesordnung. „Die Praxis dürfte zwar bei mehr als zwei Banken üblich gewesen sein. Aber das sind immer noch Ausnahmefälle.“ Dennoch häuft sich Kritik am System : „Die Designated Sponsors sind nichts anderes als ein Marketing-Instrument für Xetra“, urteilt Joachim Jelko, Vorstand des Wertpapierhandelshauses Kling und Jelko und plädiert für seine Abschaffung. „Wir brauchen das nicht.“ Liquidität könne man auch über das Parkett sichern. Zudem verhinderten die Händler dort allzu große Kursausschläge bei marktengen Titeln zuverlässiger als dies ein Computer-System zu leisten vermag. Auch bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sieht man die Designated Sponsors skeptisch. Zwar sei die Idee „nicht schlecht“, so DSW-Sprecher Jürgen Kurz. Um Liquidität sicherzustellen, sollte die Börse allerdings künftig lieber ihre Zulassungsregeln verschärfen und nur noch größere Emissionen zulassen. „Börsengänge mit kaum zwei Millionen Aktien sind eindeutig zu klein.“ Schließlich könnten dort bereits kleinere Orders für extreme Kursschwankungen sorgen. „Liquidität bekommen Sie da auch mit Designated Sponsors nicht rein“, so Kurz. Daher sollten Anleger genau überlegen, wo sie marktenge Titel ordern, rät der Anlegerschützer. „Auf Xetra ist der Umsatz häufig geringer als auf dem Frankfurter Parkett oder an der Heimatbörse.“ Zudem empfiehlt er Anlegern erneut nachdrücklich dazu, nur limitiert zu ordern. Dies gelte besonders für Xetra. „Dort gibt es Profis, die Anleger bei unlimitierten Aufträgen abfischen, und Aktien zu einem für den Anleger indiskutablen Kurs kaufen oder verkaufen.“ Strafen von Abmahnnung bis Platzverweis Bei der Börse gibt man den Aktionärsschützern in diesem Punkt durchaus Recht. „Wir werden nicht müde, Anlegern zu limitierten Orders bei weniger liquiden Werten zu raten“, so Pressesprecherin Sylvia Herbrich. Doch zu Änderungen am System der Designated Sponsors sehe man keine Veranlassung. Herbrich: „Wir haben den nötigen Strafenkatalog von der Abmahnung über den Mandatsentzug bis hin zu Geldstrafen. Schlimmstenfalls können Marktteilnehmer gänzlich vom Handel ausgeschlossen werden.“ Um das Vertrauen der Investoren zu erhalten, wird der Börse auch kaum etwas anderes übrig bleiben, als schon beim leisesten Verdacht konsequent durchzugreifen. |
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aus der Diskussion: | Wenn die Xetra-Kurse lügen ! |
Autor (Datum des Eintrages): | Canada (02.09.00 03:56:25) |
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