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Hat mal wer `nen Euro :D :

Bushs neuer Botschafter
„Super Ranger“ für Deutschland hat deutsche Wurzeln

| 20.07.05 |
Er spricht kein Deutsch, er hat keine diplomatische Erfahrung, aber er ist ein treuer Unterstützer des US-Präsidenten: William Timken soll neuer US-Botschafter in Berlin werden. Von Peter Gruber, Washington


Die Pressemitteilung des Weißen Haus ist kurz und bündig: „Präsident George W. Bush wird William Robert Timken Jr. aus Ohio zum Sonderbotschafter und Generalbevollmächtigten der Vereinigten Staaten in der Bundesrepublik Deutschland ernennen“, heißt es in der am Dienstagabend (Ortszeit) verbreiteten Personalmitteilung. Es folgen vier knappe Sätze zu Timkens Karriere: Wirtschaftsstudium, Chef eines großen Familienunternehmens, seit zwei Jahren im Ruhestand. Dann endet der Text.

Weitere Details über den 67-jährigen verschweigt das Weiße Haus geflissentlich. Etwa die Tatsache, dass Timken wie bereits sein Vorgänger Daniel Coats kein Deutsch spricht. Er hat auch keinerlei diplomatische Erfahrung. Doch der Unternehmer besitzt andere Qualitäten: Er zählt zu den treuesten Unterstützern des US-Präsidenten.

600 000 Dollar für Bush

Allein während des letzten Präsidentenwahlkampfs im Jahr 2004 trommelte Timken bei einer einzigen Spendenveranstaltung (Fund Raiser) im Schlüsselstaat Ohio mehr als 600 000 Dollar für Bush zusammen. Diese Leistung trug ihm den Ehrentitel „Super Ranger“ ein und zugleich die Aufnahme in einen exklusiven Zirkel von Freunden des US-Präsidenten. Denn wer Bushs „Super Ranger“ werden will, muss mindestens 300 000 Dollar in die Kasse bringen. Unter dem „Super Ranger“ gibt es noch den einfachen „Ranger“ (200 000 Dollar) und den „Pioneer“ (100 000 Dollar).

Qualifikation nicht wichtig

Timken ist nicht das erste diplomatische Greenhorn, das für seine Spendenfreudigkeit mit einem Botschafterposten belohnt wird. Andere Präsidenten vor Bush haben es genauso gehalten: „In Amerika kommt es nicht darauf an, welche Voraussetzungen man als Botschafter mitbringen muss, sondern einzig und allein wie viel Geld man gespendet hat“, lautet ein geflügeltes Wort in Diplomatenkreisen.

Traumposten auf Mauritius „erkauft“

Der US-Botschafter in Österreich etwa, W.L. Lyons Brown, hat vor seiner Nominierung 137 000 Dollar in die Kasse der Republikaner überwiesen. Melvin Sembler, der die USA in Rom vertritt, machte immerhin 127 600 Dollar locker. Besonders tief in die Tasche gegriffen hat US-Unternehmer John Price. Er überwies der Partei 585 181 Dollar. Der Dank: Botschafter im Inselparadies Mauritius und auf den Seychellen.
Nach Schätzungen des konservativen „National Journal“ haben die ersten 35 von Bush ernannten US-Botschafter im Durchschnitt 141 000 Dollar für den Präsidenten oder die republikanische Partei gespendet. Inzwischen wachsen jedoch selbst in der US-Regierung Zweifel, ob es angesichts des gegenwärtigen globalen Klimas noch sinnvoll ist, Botschafter nach dem Geldbeutel auszuwählen, anstatt nach ihren Fähigkeiten. Bisher gibt es jedoch keine Anzeichen dafür, dass Bush seinen Kurs ändert.
Timken hat immerhin deutsche Wurzeln

Damit befindet sich Timken in guter Gesellschaft. Und immerhin hat der Mann, der Amerika künftig in Berlin vertreten soll, ja wenigstens deutsche Wurzeln. Seine Urgroßeltern wanderten im 19. Jahrhundert aus Bremen in die USA aus und ließen sich in Ohio nieder. 1899 gründeten sie im Ort Canton ihr Familien-Unternehmen, das sie „The Timken Company“ nannten.

Heute ist „Timken“, das Kugellager für die Öl-, Auto-, Bahn- und Flugzeugindustrie sowie Stahl für den Bau von Öl-Plattformen im offenen Meer herstellt, die Nummer 74 unter den 150 größten Familienbetrieben Amerikas. Das Unternehmen beschäftigt 28 000 Angestellte in 29 Ländern. Der Jahresumsatz lag 2002 bei 3,8 Milliarden Dollar.

Karrierebeginn: 1962

Timken ist in dem Familienbetrieb groß geworden. Er begann seine Karriere dort 1962, unmittelbar nach dem Wirtschaftsstudium an der Stanford- und Harvard-Universität. 1975 stieg er zum Chef auf und leitete das Unternehmen bis 2003. Seitdem ist er Vorsitzender des Verwaltungsrats.

Jetzt muss Timken noch vom US-Senat als neuer Botschafter in Berlin bestätigt werden. Keiner rechnet ernsthaft damit, dass Bushs Mann dort ernsthafte Schwierigkeiten haben wird, heißt es im Kapitol: Timken könne schon mal die Koffer packen.
 
aus der Diskussion: +-+-+ Schnell reich werden - auf Kosten anderer +-+-+
Autor (Datum des Eintrages): Cornelius  (20.07.05 08:04:54)
Beitrag: 116 von 557 (ID:17280098)
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