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Brie kritisiert Lafontaine als "Luxus-Linken"

Streit in Linkspartei um Spitzenkandidaten


von Martin Lutz

Berlin - Luxus-Urlaub auf Mallorca, ein angeblich geplanter Flug mit einem Privatjet - der Lebensstil des Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine stößt in der Linkspartei auf Kritik. "Ich stimme den Kritikern in meiner Partei zu, die Oskar Lafontaine als Luxus-Linken bezeichnen. Die Glaubwürdigkeit des Einsatzes für die sozial Benachteiligten leidet darunter", sagte der Europaabgeordnete und frühere PDS-Wahlkampfmanager André Brie der WELT. Lafontaine sei der "Napoleon von der Saar" gewesen, der es immer verstanden habe, gut zu leben: "Das ist unsereinem fremd. Ich finde das auch fragwürdig." Brie warnte die Spitzenpolitiker seiner Partei davor, sich in "Privilegien zu verirren". Für ihn seien die "Bonusmeilen"-Flüge von Gregor Gysi mit der Lufthansa 2002 eine prägende Erfahrung gewesen. Gysis Äußerung damals, daß ihm seine Privilegien nicht richtig bewußt waren, sei auch für ihn eine deutliche Warnung gewesen. "Und es sollte weit darüber hinaus für Linke eine sein", sagte Brie der Zeitung. Auch vor dem Hintergrund, daß die SED-Oberen den Protz liebten, sollten die Spitzenpolitiker sehr sensibel sein und bescheiden auftreten.

Den Kritikern zufolge paßt vieles nicht zum Image von Lafontaine, der öffentlich als Fürsprecher der Arbeitslosengeld II-Empfänger und Geknechteten auftritt. Gestern einigte sich die Führung der Linkspartei darauf, ihre Mindestlohnforderung auf 1000 Euro monatlich zu reduzieren.

Mitten im Wahlkampf legte Lafontaine einen zehntägigen Urlaub in einer Finca ein, die laut Anbieter für bis zu neun Personen 3000 Euro in der Woche kostet. Während seiner Ferien sollte der frühere SPD-Chef an einem Leserforum der "Bild am Sonntag" an der Saarschleife teilnehmen. Das klappte aus terminlichen Gründen nicht. Anderen Kreisen zufolge sol es keinen bequemen Linienflug gegeben haben. Deshalb sei ein Flug mit einem Privatjet geprüft worden. Dieser hätte 17 500 Euro gekostet, fand der "Tagesspiegel" heraus. Mit einem privaten Charterflug soll Lafontaine laut "Süddeutscher Zeitung" sehr zufrieden gewesen sein. Der Sprecher der Linkspartei, Hendrik Thalheim, bestreitet hingegen vehement, daß Lafontaine einen Privatjet angefordert hat. Die Redaktion habe ihr Angebot zurückgezogen, nachdem klar war, daß ein zeitlich zumutbarer Flug zu hohe Kosten verursacht hätte. Thalheim weist auch Berichte zurück, wonach eine Mitarbeiterin des saarländischen Innenministeriums als Privatsekretärin für Lafontaine Wahlkampftermine koordiniert haben soll. Ein "Terminmanagement" für Fernsehauftritte, Reisen und die Vermarktung von Büchern räumte er aber ein - im Nebenjob nach der Dienstzeit. Das Ministerium hat die Mitarbeiterin zu einer Stellungnahme aufgefordert.

Thalheim spielt die Kritik an Lafontaine herunter. "Auch wer sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt, muß nicht in Sack und Asche gehen", sagte Thalheim der WELT. Es werde versucht, "Sozialneid" zu schüren. Allerdings gefällt sich Lafontaine selbst in der Rolle des Lebemanns. Seine Kritiker führen als bestes Bespiel seine Residenz am Rande des saarländischen Ortes Oberlimberg an, die sie gern als "Palast der sozialen Gerechtigkeit" verspotten. Die gelbe Prunkvilla im Costa-Brava-Stil, die auf einem 20 000 Quadratmeter großen Grundstück steht, hat 280 Quadratmeter Wohnfläche.

[URL Quelle]http://www.welt.de/data/2005/08/24/764541.html[/URL]
 
aus der Diskussion: Oskar Lafontaine ein Luxus-Linker?
Autor (Datum des Eintrages): Stahlbein  (27.08.05 11:28:41)
Beitrag: 1 von 82 (ID:17704105)
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