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Wann es Callahan und Klesch wohl merken werden, was sie da für teures Geld gekauft haben?????

Kabelnetze: Neue Eigner, alte Streitpunkte

Drei Kabelnetze – Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg – sind bereits verkauft, bei den
sechs restlichen steckt die Deutsche Telekom AG noch in Verhandlungen. Doch was die Privatisierung des
Breitband-Kabelgeschäfts den Beteiligten vom Programmanbieter bis zum Endverbraucher letztlich bringt,
ist bislang noch kaum erkennbar. Im Zukunftsforum Kabel 21 will die Baden-Württembergische
Landesregierung nun klären, wohin die Reise geht und im Dialog mit der Callahan-Gruppe, der Telekom,
der Landesanstalt für Kommunikation und weiteren Partnern gemeinsam Lösungen und Strategien
erarbeiten. Zur Auftaktveranstaltung am gestrigen Mittwoch in Stuttgart war der Käufer der Kabelnetze mit
2,2 Millionen Teilnehmern in dem südwestlichen Bundesland, Richard Callahan, persönlich aus Denver
(Colorado) angereist.

Die offenen Fragen sind zugleich die alten Streitpunkte. Dazu gehören insbesondere der
diskriminierungsfreie Netzzugang, die Kanalbelegung bei der Umstellung auf digitale Übertragungstechniken
sowie die Tarifierungspolitik. So sind die Entgelte, die die Telekom bisher für die Kabeleinspeisung
verlangte, den Programmveranstaltern ein Dorn im Auge. "In den USA verlangen die Netzbetreiber kein
Entgelt für die Einspeisung", klagte der ARD-Vorsitzende Peter Voß, aber hierzulande werde "an beiden
Enden der Wurst" kassiert, bei den Sendern und bei den Konsumenten Dagegen hat die ARD gemeinsam
mit dem ZDF eine Beschwerde beim Bundeskartellamt eingereicht.

Bislang eher Gegenspieler der Liberalisierung des Rundfunks und der Telekommunikation, wird jetzt immer
deutlicher, daß öffentlich-rechtliche und private Sender dieselben Probleme plagen. Der Präsident des
Verbands Privater Rundfunk und Telekommunikation, Jürgen Doetz, beobachtet mit Sorge, daß die
Kabelnetzbetreiber unter dem Druck der Refinanzierung ihrer Investitionen selbst Inhalte anbieten müssen
und dann womöglich den eigenen Programmen einen leichteren Zugang zu ihren Netzen verschaffen als
anderen Marktteilnehmern. "Wir werden uns nicht, weil wir auf das Kabel angewiesen sind, zum rechtlosen
Spielzeug der kommerziellen Interessen von Kabelbetreibern degradieren lassen", kündigte er mit starken
Worten an. "Wir produzieren teuren Content und wollen deshalb an den Einnahmen derer partizipieren, die
als Transportunternehmen mit unserem Content Geld verdienen".

Obwohl direkt angesprochen, hielt sich Callahan, der sich selbst als "Breitband-Mann zu Lande, zu Wasser
und in der Luft" beschreibt, zu den Konfliktpunkten der bundesdeutschen Medienlandschaft bedeckt und
äußerte sich nur in Allgemeinplätzen. "Wir werden das mit den Kunden herausarbeiten", erklärte er. Ob
`free` oder `Pay-TV` ist für ihn nicht die Frage; das Ziel sei ein umfassendes Angebot von Programmen und
Diensten. "Wir wollen alles dabeihaben", erklärte er in Stuttgart. "Wir wollen Optionen schaffen, die den
Kunden eine Auswahl bieten und für die sie auch bereit sind zu zahlen." Auf die Details seines
Geschäftsmodells, und wie er sich zu positionieren gedenkt, werden die hiesigen Kontrahenten noch einige
Zeit warten müssen.

Der Dialog mit dem neuen Herrn der Netze in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg wird
jedenfalls fortgesetzt. In vier Foren geht es im Oktober um Inhalte und Vermarktung, im November um die
technischen Fragen des Netzausbaus, im Januar um die Digitalisierung der Rundfunklandschaft und im
Februar um den Nutzen für die Kunden. Interessenten können die Diskussion unter www.Kabel21.lfk.de
mitverfolgen. (Richard Sietmann) (jk/c`t)


CB

http://www.kabelinfo.de
 
aus der Diskussion: PRIMACOM Thread 84
Autor (Datum des Eintrages): Cyberbob  (08.09.00 07:47:20)
Beitrag: 43 von 117 (ID:1775834)
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