Fenster schließen  |  Fenster drucken



Filmfonds verlieren Steuervorteile
Fiskus verwehrt Victory-Media-Fonds Verlustzuweisungen
- CDU will Modell abschaffen

von Leo Fischer

Düsseldorf - "Die Abschaffung steuerlicher Verluste bedeutet den Tod der Filmfonds", prophezeit Analyst Stefan Loipfinger. An den vorgezogenen Bundestagswahlen scheiterte der Paragraph 15b, mit dem Rot-Grün die Verrechnung von steuerlichen Verlusten beenden wollte. Eine CDU-geführte Bundesregierung will aber mit Wirkung 2006 die Steuersparfonds abschaffen. Doch vielleicht bedarf es gar nicht solcher finanzpolitischer Maßnahmen, um den Filmfonds den Todesstoß zu versetzen. Denn bei einigen früher aufgelegten Filmfonds brennt es lichterloh.

Daß Einnahmeprognosen bei Filmfonds reine Kaffeesatzleserei bedeuten, wurde sogar aus dem Kreis der Initiatoren bestätigt. Und die Fonds, die tatsächlich ihren Anlegern über Ausschüttungen ihren Einsatz zurückbrachten - von einer Rendite gar nicht zu sprechen - lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen. Und ein Filmfondsinitiator, der im Laufe von mehr als zehn Jahren bei einigen Fonds dieses Kunststück fertigbrachte, die Victory-Gruppe, erlebt nun ein Fiasko: Das Finanzamt München hat die steuerlichen Verluste der Victory-Media-Fonds 2 bis 6 nach einer Betriebsprüfung zum größten Teil aberkannt.

Der Attraktivität von Filmfonds für Anleger in hoher Steuerprogression liegt darin, daß 100 Prozent der Kommanditbeteiligung als steuerlicher Verlust geltend gemacht werden können. Wenn der Anteilserwerb teilweise mit Fremdkapital finanziert wird, schnellt diese Quote auf 170 bis 180 Prozent der Bareinlage hoch.

Das Schicksal der Victory-Fonds kann auch noch anderen Filmbeteiligungen drohen. Denn sicher sind die von den Finanzämtern im Emissionsjahr zugewiesenen Verluste erst, wenn die Betriebsprüfung feststellt, daß diese zu Recht gewährt wurden. Und das geschieht in der Regel erst vier bis fünf Jahre nach der Auflegung der Fonds. Vor allem bei Fonds, die nach dem Medienerlaß vom 5.8.2003 konzipiert wurden, besteht das Risiko, daß die Betriebsprüfung in einigen Fällen die steuerlichen Verluste streicht.

Der verschärfte Medienerlaß fordert nämlich für die Nutzung von Verlustzuweisungen den anlegerbestimmten Fonds. Das heißt: Die Anleger müssen über einen Beirat, dem keine dem Initiator nahestehende Person angehören darf, über den Filmstoff, das Budget, die Schauspielerbesetzung und die Drehorte mit entscheiden. Diese Vorschrift hat die Branche wider Erwarten reibungslos umgesetzt. Ob wirklich kein Haar in der Suppe zu finden ist, entscheidet der Betriebsprüfer.

Der Marktführer der letzten Jahre, VIP, wird die erhoffte Sonderkonjunktur des letzten Jahrsendgeschäfts kaum nutzen können: Die Commerzbank, über deren Tresen VIP rund drei Viertel der fast 400 Mio. Euro Kommanditkapital des VIP 4 im Jahr 2004 eingesammelt hat, stellte den Vertrieb der aktuellen VIP-Fonds (5 und 6) ein. Die Entscheidung fiel, nachdem Heinz Gerlach, Herausgeber des Branchendienstes "Direkter Anlegerschutz", der Commerzbank die eklatante Zielverfehlung früherer VIP-Fonds vorgehalten hat. Die tatsächlichen Erträge des VIP 3 entsprächen zwei Prozent der Prognosen. VIP-Chef Andreas Schmid weist als Erklärung darauf hin, daß sich der Drehbeginn der Filme "nach hinten verschoben" habe.

Eine erhebliche Zielverfehlung mußte auch die Chorus-Gruppe den Kommanditisten der in den Jahren 1999 bis 2001 plazierten Apollo Medial-Fonds 1 bis 5 gestehen. Der Münchner Initiator läßt die Anleger aber nicht im Regen stehen, sondern hat eine Restrukturierung aller fünf Fonds in die Wege geleitet, die das Ziel hat, den Anlegern den Einsatz zurückzahlen zu können - unter Berücksichtigung der anfänglichen Steuervorteile. Der Initiator selbst verzichtet auf Forderungen und Managementgebühren von zwölf Mio. Euro. Bei einigen der betroffenen Fonds wähnten sich die Anleger auf der sicheren Seite, weil angeblich eine Erlösausfallversicherung über einen Londoner Broker abgeschlossen worden war. Doch eine solche Versicherung gibt es überhaupt nicht. Auch andere Initiatoren wie Cinerenta sind auf diesen Humbug hereingefallen.

Artikel erschienen am Sa, 3. September 2005

www.welt.de
 
aus der Diskussion: VIP-Medienfonds
Autor (Datum des Eintrages): K1K1  (03.09.05 19:20:16)
Beitrag: 40 von 86 (ID:17778627)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE