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Da ich dieses Posting für hochinteressant halte, habe ich mir erlaubt es aus dem Originalthread Thread: OTI On Track - Das Kurstief, die Informationspolitik (?) von Warburg + OTI und eine letzte Wette zu kopieren und hier ins Info- Board zu stellen.

@Der Tscheche: Danke von mir für diese gelungene Zusammenfassung. Sei nicht böse, daß ich Deine Wette hier weggelassen habe, da mir dies zu spekulativ war. Wer sich dafür interessiert, findet ja oben den Originalthread.

==> von Der Tscheche 08.09.00 08:28:12 1775985
Hi Leute,
es tut mir leid, aber dieses Posting ist ewig lang geworden. Ich hoffe, daß sich das Lesen trotzdem lohnt, obwohl ich zu Beginn auch noch etwas aushole und eh nicht mehr weiß, wo hinten und vorne ist, weil ich heute nicht geschlafen habe (nicht wegen OTI sondern einfach nur so) und mir das Ganze jetzt auch noch teilweise abgestürzt ist.

Vor etwas mehr als zwei Wochen habe ich in dem Thread „Gründe für den Kursverfall von OTI und eine Wette“ einen Erklärungsversuch für den bis dahin zu beobachtenden Kursrückgang der OTI-Aktie zur Diskussion gestellt. Mein Eingangsposting lief auf die Zusammenstellung einer Reihe von Faktoren hinaus, deren Zusammenspiel den Kursrückgang aus meiner Sicht hinreichend verständlich machte. Zugleich ließen alle diese (und einige in besagtem Thread zusätzlich genannte) Faktoren die Möglichkeit offen, daß sich an den fundamentalen Aussichten des Unternehmens OTI On Track Innovations überhaupt nichts geändert hatte, so daß ich – auf diese Möglichkeit bauend – mein Eingangsposting mit der Wette abschloß, OTI würde spätestens mit der Bekanntgabe der Halbjahres-Zahlen den Abwärtstrend verlassen (sorry für den Monster-Satz).

Nun sind seit dieser Wette (Glückwunsch an alle, die gegen mich angetreten sind) ca. zwei teilweise sehr ereignisreiche Wochen vergangen und ich möchte heute einige für mich persönlich zentrale Punkte noch einmal zur Diskussion stellen. Es wäre schön, wenn dabei wieder einmal ein sachlich-informativer OTI-Thread zustande käme.

Was ist passiert? Das zumindest auf den ersten Blick wohl wichtigste Ereignis war die Bekanntgabe der Zahlen für das erste Halbjahr 00. Diese wurden bei WO so intensiv diskutiert (siehe vor allem die Threads von stocksailor und Louis_Trenker), daß sich die am 31. August erschienene Kurzanalyse des Konsortialführers M.M.Warburg größtenteils wie eine Zusammenfassung dieser Diskussion liest (Urteil von Warburg: Kaufen, 24€ als fairer Wert, der als Kursziel ausgegeben wurde). Für die WO-User neu war zum einen die Tatsache, daß sich Warburg von OTI ebenso unzureichend informiert fühlte wie wir und zum anderen der Hinweis auf Verkäufe von Aktien seitens des OTI-Managements (wenn auch „keine wesentlichen Abgaben“).

Unglücklicherweise hatte Eden Lev, die neue IR-Verantwortliche bei OTI, in einer Mail an den WO-User Trendfighter einige Tage zuvor erst beteuert, daß das Management „nicht im Traum“ daran denke, Aktien zu veräußern. Für mich persönlich war das zusammen mit der noch eindeutiger unzutreffenden Aussage in einer anderen Mail, daß auch die Beteiligungsgesellschaft ASTRA, von deren Abgaben wir alle schon länger wussten, nicht daran denke, sich von ihren Anteilen zu trennen, der Hauptgrund dafür, mich meinerseits von der Hälfte meiner OTI-Aktien zu verabschieden.

Anschließend fragte ich mich freilich, ob ich das Verhalten von Frau Lev nicht überbewertet habe. Immehin hatte Achim Fehrenbacher von M.M. Warburg ein paar Tage vor der Zahlenbekanntgabe (am 24. 8.) in einer Pressemitteilung den bis dahin schon eingetretenen Kursrückgang unter anderem auf die Angst davor zurückgeführt, daß am 31. August „ein Teil der beim Management liegenden Aktien von der Haltefrist befreit“ werde. Eine über das Ziel hinaus schießende Ereiferung von Frau Lev über unhaltbare „Gerüchte“ im Markt erscheint vor diesem Hintergrund nachvollziehbar, denn die „Information“ von Herrn Fehrenbacher war definitiv falsch. In besagter Kurzanalyse am 31. 8. stellt Warburg dann selbst klar, daß die Lock-Up-Periode für Altaktionäre schon im März 2000 endete, wobei Bashan und Gilboa jeweils nur ein Drittel ihrer Aktien hätten verkaufen dürfen (ein weiteres Drittel ab März 2001 und das letzte Drittel ab März 2002). Insofern erscheint sogar die Frage nicht allzu abwegig, ob das Monieren der Informationspolitik von OTI seitens Warbung nicht von der eigenen Fehlinformation ablenken sollte. Immerhin hatte man ja in der Pressemitteilung vom 23. 8. selbst das Auslaufen der Lock-Up als kursrelevant eingeschätzt, so daß man im nachhinein wohl durchaus sagen kann, daß Warburg selbst dabei eine kursrelevante Falschmeldung produziert hatte!! Hier wäre meiner Meinung nach jedenfalls zumindest eine Entschuldigung angebracht gewesen.

Auf der anderen Seite säte eine schon wenige Tage nach den Zahlen, am 4.9., vermeldete AdHoc von OTI neue Zweifel an der Informationspolitik und damit auch an der Seriosität des Unternehmens. Vermeldet wurde jener 1-Million-Smartcards-China-Deal, der aufmerksamen WO-Usern schon seit Juni geläufig war (damals vom Gomen im Internet ausgegraben). Spätestens an jenem Tag hörte ich persönlich auf, meine Entscheidung für einen Teilverkauf in Zweifel zu ziehen. Hinzu kam (danke an den Hasen100 für den Hinweis), daß aus dem Halbjahres-Geschäftsbericht ersichtlich wird, daß die Mitte Juni vermeldete Übernahme von Intercard schon im Mai erfolgt war. In beiden Fällen frage ich mich jedenfalls, ob OTI nicht ganz klar gegen das Wertpapierhandelsgesetz verstoßen hat (??).

Doch nun noch einmal zu Warburg. Anfang April hat der Konsortialführer seine in den OTI-Threads gefeierte Analyse zu OTI vorgelegt, wo der faire Wert von 55€ als Kursziel ausgegeben wurde. Nach den Zahlen für das erste Quartal wurde dieses Kursziel bekräftigt. In der neuen Kurzanalyse wird vor allem wegen der Zahlen für das zweite Quartal beides auf 24€ heruntergestuft. Gleichzeitig stellt man aber fest, daß OTI im zweiten Quartal den Umsatz, bereinigt um die Einmalerlöse im Zusammenhang mit der Gründung des JVs mit CKI, gegenüber dem ersten Quartal um 163% gesteigert hat!!!
Hätte man da nicht wenn schon dann gleich nach dem ersten Quartal von den 55€ abrücken müssen? Bereinigt um besagte Einmalerlöse hat OTI im ersten Quartal nur 0,8 Mill. $ umgesetzt und Warburg erwartete für das gesamte Jahr 18 Millionen. Trotzdem hielt man nach den Zahlen an der ersten Analyse fest. Das ist für mich persönlich schwer nachvollziehbar. Ich selbst war von den Zahlen für das erste Quartal jedenfalls eher enttäuscht und nach den Halbjahreszahlen trotz des Intercard-Effektes (und immerhin ist das ja auch ein Umsatz, da hat Longus 6 schon nicht ganz unrecht) erleichtert. Was meint ihr dazu?

Ich will hier keine Verschwörungstheorien anregen oder gar selbst entwickeln, aber doch auf das zeitliche Zusammentreffen der ersten Analyse mit dem tatsächlichen Auslaufen der Lock-Up-Frist für die Altaktionäre hinweisen. Gehört da Warburg nicht dazu? Ist wirklich nur als Frage zur Informationssammlung bzw. -klärung gemeint.

Es kann auch sein, daß manche oben genannten „Unregelmäßigkeiten“ nur auf den ersten Blick so wirken und der Rest letztlich vor allem auf Nachlässigkeit oder sonstige zu vernachlässigende Faktoren zurückzuführen ist. Jedenfalls bin ich, obwohl ich mich Warburgs Rüge bezüglich der Informationspolitik von OTI nur anschließen kann, für die Entwicklung des Unternehmens und der Aktie immer noch optimistischer gestimmt als Warburg mit dem 24€-Kursziel. Das Chance/Risiko-Verhältnis stimmt jedenfalls aus meiner Sicht, wenn ich auch nicht mehr bereit bin, OTI eine so herausragende Stellung in meinem Depot zuzugestehen, wie früher..... ZITATENDE

Gruß EccO65HH
 
aus der Diskussion: Infos zu OTI - ungepusht / ungebasht :-)
Autor (Datum des Eintrages): EcCo65HH  (08.09.00 15:27:05)
Beitrag: 97 von 514 (ID:1780544)
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