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[posting]17.961.940 von Rhum56 am 20.09.05 10:03:42[/posting]Man redet vom Bürokratismusabbau und macht genau das Gegenteil.

Das ist das eigentliche Problem. Deswegen sage ich, daß wir eine Systemkrise haben. Denn die politische Klasse ist durch die eigenen Lebensbedingungen offenbar abgeschirmt von der Möglichkeit, am eigenen Leibe zu erfahren, wie sich Gewerbe in unseren Tagen "anfühlt". Und offenbar haben unsere Volksvertreter einen so tüchtigen Stab zu ihrer Verfügung, daß sie mit der tagtäglichen Bürokratie überhaupt nicht in Berührung kommen.

Oder aber, denen sagt dies alles nichts, was man tagtäglich erleben kann, sofern man nur etwas die augen offen hält, und etwas Phantasie hat.

Es ist eine Bürokraten- Diktatur geworden, wobei die Schuld nicht bei den Bürokraten liegt, sondern bei denen, die Regeln vorgeben. Die von anderer Stelle, von Lobbyisten wiederum verlangt werden, und so arbeitet jeder vor sich hin, weil unser System niemanden produziert, oder vorhält, der die Phantasie hat, das Gestrüpp zu lichten, und der vor allem auch die Macht dafür nicht hat.

Wenn bei uns ein Charismatiker auftaucht, dann begnügt der sich, die Welt aufzumischen zur alleinigen eigenen Erhöhung.

Je verregelter das System wird, desto unflexibler. Je unflexibler, desto weniger Effizienz. Je uneffektoiver, desto mehr "kleine Leute" geraten an den Rand. Je mehr kleine Leute sich auf den Rand zubewegen, desto größer der Hang, sich sozial gebende Parteien zu präferieren. Je sozialer die Versprechen und deren rechtliche Verankerung, desto verregelter wird das System.

Eine Todesspirale, sofern nicht externe Ereignisse dem entgegenwirken.

Wir hatten den Wiederaufbau als externes Ereignis, und wir haben den Export. Aber wir sehen, daß die Problemstellungen, die auf unser kollabierendes Gesellschaftssystem mittlerweile zukommen, in der herkömmlichen Weise von uns nicht mehr auffangbar sind.

Und im politischen System ist niemand sichtbar, der dies adressieren würde, oder könnte.

Deswegen halte ich jede politische Konstellation, die uns halbwegs in der Schwebe läßt, für einen Gewinn, in der Hoffnung, daß wir irgendwann einen Politiker finden werden, der die Weichen richtig stellt. Andererseits ist jede Schwebe eine Gefahr, die den Leuten ein falsches Empfinden vermittelt dafür, daß wir so weitermachen können.

Ohne eine grundlegende Reform ist die BRD langfristig nicht haltbar. Wenn wir es nicht schaffen, den Menschen die fesseln abzunehmen, daß sie aus eigener Kraft für sich sorgen, und dabei auch Erfolgserlebnisse haben, wird das Siechtum sich vergrößern. Bei der nächsten Abkühlung des Weltwirtschaftsklimas sind wir mit unseren Sozialsystemen bereits fällig.

Ist Euch irgendein Politiker namentlich bekannt, bei dem man annehmen könnte, er wäre derjenige, der die Dramatik, oder die Dynamik der Probleme begriffen hat ?
 
aus der Diskussion: ...ist doch garnicht so schlecht gelaufen....
Autor (Datum des Eintrages): Sep  (20.09.05 10:28:45)
Beitrag: 36 von 41 (ID:17962217)
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