Fenster schließen  |  Fenster drucken

Heute im Platow Brief:

Walter Bau: Insolvenzverwalter fordert von Thailand bis zu 100 Mio.
Dollar

Heute ( 23.09.) findet in Berlin der Wirtschaftstag Thailand statt. Erwartet wird zu dem Treffen hochrangiger Beamter beider Länder auch
der Handelsbeauftragte der thailändischen Regierung. Überschattet
wird das Routinemeeting von einem bereits seit Jahren schwelenden
Streit zwischen der insolventen Walter Bau und dem thailändischen
Staat, der das im Oktober 2004 in Kraft getretene
Investitionsschutzabkommen zwischen Deutschland und Thailand auf eine
ernste Belastungsprobe stellen könnte. Vor wenigen Tagen reichte
Walter Bau-Insolvenzverwalter Werner Schneider eine Klage ein, um ein
im Investitionsschutzabkommen vorgesehenes Schiedsgerichtsverfahren
zu erzwingen. Schneider und der französische Baukonzern Vinci wollen
damit ihrer Forderung nach Schadenersatz vom thailändischen Staat in
Höhe von 50 Mio. bis 100 Mio. Dollar Nachdruck verleihen. Das Geld
will Schneider in die Insolvenzmasse einbringen.

Zankapfel ist die zwischen 1994 und 1996 erbaute und 1998 erweiterte
sechsspurige Mautautobahn, die den internationalen Flughafen mit der
thailändischen Hauptstadt Bangkok verbindet. Das Großprojekt wurde
seinerzeit als Private Public Partnership zwischen Walter Bau, Vinci,
dem thailändischen Staat sowie privaten Investoren aus der Region
konzipiert. Gebaut wurde die Mautstrecke vom deutschen Baukonzern
Dywidag, der von Walter Bau geschluckt wurde. Betreiber ist die Don
Muang Tollway Public Company, an der Walter Bau 10%, Vinci 5% und der
thailändische Staat 40% halten. Die restlichen 45% liegen in den
Händen thailändischer Investoren.

Für Walter Bau und Vinci entwickelte sich das Prestigeprojekt jedoch
zu einem regelrechten Desaster. Seit geraumer Zeit schreibt die
Betreibergesellschaft tiefrote Zahlen, das Kapital der Investoren ist
aufgezehrt und Kredite können nicht mehr bedient werden. Die
Konzession ist somit praktisch wertlos geworden. Als Verursacher der
Malaise machen Walter Bau und Vinci die thailändischen Behörden
verantwortlich. Durch immer neue Auflagen wie unwirtschaftliche
Preise hätten die Behörden einen rentablen Betrieb der Bezahlautobahn
systematisch unterminiert, lautet der Vorwurf.

Seit Herbst 2001 sind auch höchste politische Stellen in Deutschland
in den Streit eingeschaltet, um den thailändischen Staat zur
Schadenersatzzahlung zu bewegen. Bislang jedoch ohne Erfolg.
Wirtschaftsminister Wolfgang Clement hat bereits zweimal in Bangkok
schriftlich interveniert. Zuletzt mahnte Clement am 6.8. in einem
geharnischten Brief mit ungewöhnlich deutlichen Worten eine Lösung
des Konflikts an. Auf eine Antwort wartet der Wirtschaftsminister
bislang jedoch vergeblich. Der deutsche Botschafter in Thailand wurde
in der Angelegenheit sogar schon fünfmal aktiv und selbst der
damalige Bundespräsident Johannes Rau nutzte seine Kontakte, um eine
Einigung herbeizuführen.
 
aus der Diskussion: Walter Bau, der Rebound hat begonnen
Autor (Datum des Eintrages): Miss_Piggy  (23.09.05 09:37:51)
Beitrag: 30,494 von 39,241 (ID:18004211)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE