Einige Artikel: Focus.de L E K T R O N I S C H E S P A P I E R Goodbye Gutenberg Ultraflache, elektronische Displays sollen in den nächsten Jahren nicht nur bedrucktes Papier ersetzen. Wissenschaftler versprechen: Auch neuartige Computer-Monitore, Auto-Instrumente und Hinweistafeln sind mit dem so genannten E-Paper zu niedrigen Kosten machbar. Elektronisches Papier: Farbdisplays als Poster an der Wand Der Wettlauf der Hersteller: Die erste Rolle E-Paper ist schon produziert Die Technik: Elektronisches Farbspiel Visionen der Forscher: Displays in fast jeder Größe Elektronische Bücher: Die nächste Generation Der Kosten-Vorteil: Niedriger Produktionsaufwand Folker Lück/ee Schöne neue Welt: Zeitungen enden nicht mehr als Altpapier, sondern werden nach Bedarf mit neuem Inhalt geladen. Auf wandgroßen Plakaten wird heute ein Rembrandt-Gemälde abgebildet, morgen ein Landschaftsfoto und zwischendurch pünktlich um 20 Uhr die Tagesschau . Statt einer zwanzigbändigen Enzyklopädie blättert man in einem in Sekundenschnelle von A bis B oder von X bis Z. Auf Fingerdruck erhält der Leser anschauliche Erläuterungen in Form eines kurzen Videofilms. Das sind keine Zukunftsvisionen. Elektronisches „Papier" macht`s heute schon möglich. Erste, fertige Produkte werden bereits in den USA verkauft. Ihr Einsatzgebiet sind derzeit noch Supermärkte, Flughäfen und Bahnhöfe. Hier konkurriert das ultraflache E-Paper bereits mit Anzeigetafeln auf LCD-Basis, die nicht nur teuerer, sondern auch empfindlicher sind. Elektronische Bücher und Zeitungen dürften in spätestens drei bis fünf Jahren marktreif sein. Und in fünf bis zehn Jahren, versprechen die Wissenschaftler, gibt es bereits hochauflösende Farbdisplays, die wie ein Poster an die Wand gehängt oder sogar zusammengerollt werden können. Die Basis soll in allen Fällene elektronische Tinte bilden. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern sich derzeit IBM, Xerox und Lucent, ein Netzwerk-Spezialist, der mit der kleinen Startup-Company E-Ink Corporation kooperiert. Der amerikanische Kopierer-Riese Xerox hat schon die erste Rolle E-Paper produzieren lassen. Hersteller ist 3M, bekannt durch die bunten „Post it!"-Klebezettel. Noch handelt es sich allerdings um eine unerschwinglich teure Vorserien-Version. E-Ink ist einen Schritt weiter und verkauft sein E-Paper bereits unter dem Produktnamen „Immedia". Erstes Einsatzgebiet: Hinweis- und Werbetafeln. Wer in den USA einen Laden der Drogeriemarktkette J. C. Penney betritt, kann die neue Technik bereits bestaunen. Der große Vorteil für die Drogerie: Statt landesweit ständig neue Plakate mit den aktuellen Sonderangeboten aufhängen zu müssen, können die neuartigen Tafeln von einem Zentralrechner per Knopfdruck neu geladen werden. Der besondere Clou: Einmal mit neuem Inhalt gefüllt, verbrauchen die Tafeln keinerlei Energie! An der kleinen Firma E-Ink mit Sitz in Cambridge bei Boston sind neben Lucent der Handy-Riese Motorola und die deutsche Veba beteiligt. <<<<<<< Die neuartige E-Paper-Technologie ist gleichermaßen genial wie einfach und basiert auf Farbpigmenten. Was der Mensch als gedruckten Text wahrnimmt, sind in Wirklichkeit unzählige, jeweils 250 Mikrometer winzige Kapseln, gefüllt mit Farbstoff. Schwache elektrische Impulse sorgen bei der einfachsten Kapsel-Variante dafür, dass sich diese dreht und entweder die Farbe Schwarz oder Weiß nach oben zeigt. Der Grundbestandteil des E-Paper: „elektronische Tinte" Das Trägermaterial ist lediglich zweieinhalb Mal dicker als herkömmliches Zeitungspapier, sieht aus und fühlt sich an wie beschichtetes Papier. „Unser Ziel ist es, einen papierähnlichen Film zu produzieren, der genauso flexibel und leicht zu lesen ist wie Tinte auf Papier", sagt Pierre Wiltzius, Forscher an Lucent`s Bell Laboratories. Nach dem heutigen Stand lassen sich auf Papier dieser Machart Buchstaben und Grafiken mit einer Auflösung von etwa 100 Bildpunkten pro Inch (dpi) darstellen – gut geeignet für ein Werbeplakat im Supermarkt, aber noch nicht ausreichend für eine Zeitungsseite. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher Laserdrucker schafft 600 Bildpunkte, ein Photodrucker bis zu 1440 Bildpunkte pro Inch. <<<<<<<<<< Unter Hochdruck arbeiten die Spezialisten namhafter Forschungszentren wie dem Massachusetts Institut of Technology (MIT) in Boston oder dem Palo Alto Research Center (PARC) im kalifornischen Silicon Valley an elektronischem Papier. Kein Wunder: Hinter den Forschungsarbeiten steht die geballte Finanzmacht der Riesen Lucent, Xerox oder IBM. Entwickler arbeitet, macht seinem Arbeitgeber den Mund wässrig: „Die Stärke unseres zukünftigen Produktes ist seine absolute Flexibilität. Die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten lässt sich heute noch gar nicht einschätzen." Dem stimmt auch der deutsche Wissenschaftler Dr. Friedrich Georg Schmidt zu, der als Projektleiter der am E-Ink-Projekt beteiligten Veba-Tochterfirma Creavis arbeitet. „Die jetzt bereits erhältlichen Hinweistafeln aus E-Paper entsprechen etwa dem Forschungsstand vor einem halben Jahr. Für hochauflösende Farbdisplays brauchen wir noch fünf Jahre", verspricht der Forscher. Sollte er mit dieser Prognose Recht behalten, könnte das Ergebnis das Leben in den kommenden Jahren stark verändern: „Der gigantische Vorteil ist, dass wir mit der elektronischen Tinte ein Display in nahezu jeder Form und Größe herstellen können", erläutert Schmidt seine Vision. Selbst ein Rollo-artiger Bildschirm oder eine Anzeige im Lack eines Autos seien machbar. <<<<<<<<< Neben Anzeigetafeln aus E-Paper sollen bald neuartige, elektronische Bücher folgen. Zwar sind elektronische Bücher schon seit vergangenem Jahr erhältlich, ein Verkaufsschlager sind sie bisher aber nicht gerade. Das Problem: Die heutigen E-Books ähneln eher einem Handheld-PC wie dem Palm. Zum Lesen muss auf dem Graustufen-Display per Knopfdruck nach unten gescrollt werden. Die nächste Modellgeneration, sagen die zukünftigen Hersteller, soll den konventionellen Büchern zum Verwechseln ähnlich sein. Im E-Book der zweiten Generation kann der Leser ganz normal umblättern. Die Seiten sind leuchtend weiß, die Buchstaben schwarz. Selbst einen kleinen Knick soll das hochmoderne elektronische Papier nicht übel nehmen. Schon jetzt arbeitet E-Ink mit dem strategischen Partner Lucent an dieser zweiten Modellgeneration. E-Ink will in weniger als einem Jahr einen Prototyp vorstellen. In drei bis fünf Jahren will die Firma bereits das fertige Produkt einschließlich Zubehör wie Smart-Cards verkaufen. Auch bei Xerox und 3M tut sich etwas: Mit ihrem Produkt Gyricon (zusammengesetzt aus „gyro", griechisch für rotieren, und „icon", englisch für Symbol) scheinen die Amerikaner jetzt in den Startlöchern zu stehen, doch noch hüllt man sich offiziell in Schweigen. Erste konkrete Ergebnisse sollen aber möglicherweise im Mai auf der weltgrößten Druckerei-Messe DRUPA in Düsseldorf zu sehen sein. <<<<<< Wer heute einen TFT-Flachbildschirm kaufen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Unter 1500 Mark ist bislang kaum etwas zu machen. Der Grund dafür liegt in den Kosten für die Einrichtung einer Halbleiterfabrik zur Produktion von TFT-Displays: Stolze zwei Milliarden Mark müssen dafür eingesetzt werden. Für die Zukunftstechnologie E-Paper sind die anstehenden Investitionskosten wesentlich geringer. Nach Prognosen der Firma E-Ink soll der Aufbau einer Fabrik lediglich zwei Millionen Mark kosten. Falls die Vorhersagen der Forscher stimmen, könnte die Zeitung aus elektronischem Papier dann für einen einmaligen Betrag zwischen zwei und zwanzig Mark zu haben sein. Ohne Abnutzungserscheinungen ließe sich die Elektro-Zeitung mehrere tausend Mal neu aufladen. Und falls E-Paper in einigen Jahren die Bildqualität heutiger Computer-Monitore tatsächlich erreicht, dürfte ein ultraleichtes, ultradünnes und sogar biegsames Display ebenfalls für wesentlich weniger Geld als heutige Flachdisplays zu haben sein. 6. Juli 1998 (ek) "Elektronisches Papier", eine Technologie, die die Vorteile von Flachbildschirmen und Druckerfarbe auf Papier vereint, kommt in Kürze aus dem Versuchslabor heraus, um in Feldversuchen getestet zu werden. Russ Wilcox, Präsident der Entwicklefirma E-Ink, kündigte für 1999 ein Testprodukt mit niedriger Auflösung an, ohne daß das besondere Papier jedoch kommerziell eingesetzt werden soll. Mikroskopischer Blick auf das "elektronische Papier": Die schwarze Seite der Farbkapsel zeigt nach oben, die weiße ist vom Betrachter abgewendet. Das "elektronische Papier" funktioniert, indem kleinste Farbkapseln mit mindestens zwei Farben - etwa Schwarz und Weiß - auf einer Papierfläche je nach elektrischer Ladung an einer einzelnen Stelle mit der einen oder der anderen Seite nach oben zeigen. Die Lage jeder Kapsel soll sich individuell bestimmen lassen. Alle Punkte ergeben wie die Pixel eines PC-Bildschirms dann das Gesamtbild. Einmal erzeugt, kommt das Druckbild ohne elektrischen Strom aus. Es flackert nicht und läßt sich innerhalb von Minuten durch ein neues Muster elektrischer Ladungen ersetzen. Wegen der anfangs geringen Auflösung ist zunächst an den Einsatz bei Werbeplakaten gedacht, mit zunehmender Reife sind Zeitungen oder Bücher aus dem Stoff denkbar. "Verglichen mit Leuchtdioden-Displays ist unser Material billiger, dünner und sieht besser aus", sagte Wilcox. <<<<<<<< 07/99 Xerox will Display-Technologie revolutionieren / Marktreife des Produkts offenbar in weiter Ferne Die Xerox-Corporation hat ein Produktionsabkommen mit 3M unterzeichnet, um sein "Electronic Paper" zur Marktreife zu führen. Es handelt sich um ein neuartiges elektronisches Display, das nur wenig dicker als konventionelles Papier, aber in etwa genauso flexibel und wiederbeschreibbar sein soll. Xerox sieht als Anwendungsmöglichkeit insbesondere den Bereich Online-Tageszeitungen. Es sei damit denkbar, Schlagzeilen zu aktualisieren, noch während der Leser die Seite betrachtet, sagt Bob Sprague, Manager des Document Hardware-Labors bei Xerox. Die in vierjähriger Forschungsarbeit in Palo Alto entwickelte Innovation basiert auf der "Gyricon"-Technologie. Tonerähnliche Partikel werden dabei durch elektronische Aufladung für die Darstellung von Schrift und Grafik benutzt. Nach Angaben von Sprague ist noch nicht absehbar, wann "Electronic Paper" tatsächlich den Weg in den Massenmarkt findet. Xerox arbeite zwar auf Kooperationen mit Hardware-Herstellern und Content-Produzenten hin, vor 2001 sei aber in keinem Fall mit konkreten Resultaten zu erschwinglichen Preisen zu rechnen. Dafür müßte der Herstellungsprozeß zunächst noch "erheblich optimiert" werden. (ar) <<<<<<<<<<<<<<< 10/99 Lucent und E Ink entwickeln elektronisches Papier Lucent Technologies und E Ink kündigten an, gemeinsam dafür sorgen zu wollen, dass eBooks und Zeitungen in naher Zukunft auf elektronischem Papier in Form von faltbaren Plastikbögen erscheinen. Die beiden Unternehmen wollen damit das erste flexible, elektronische Plastik-Display entwickeln, dessen Herstellung dem Druck von Tinte auf Papier mehr ähnelt als die teuere Herstellung von Silizium-Chips. Die Technologie führt damit zu ultradünnen, leichen Displays, die in Zukünftigen Generationen von Mobiltelefonen und PDAs Verwendung finden könnten. Das Schlüsselelement des elektronischen Papiers wird der Plastik Transistor sein, der in Lucents Bell Labs entwickelt wurde, sowie E Inks elektronische Tinte. Die Transistoren sorgen durch elektrische Felder für eine Änderung der Tintenfarbe, wodurch Bilder entstehen. Lucent und E Ink wollen die Plastik Transistoren auf flexible Plastik Filme, überzogen mit elektronischer Tinte, auftragen. An einem ähnlichen Projekt arbeitet auch Xerox, die im Juni ankündigten, zusammen mit 3M zu produzieren, man sucht aber noch nach einem geeigneten Produktionsprozess für die Massenfertigung. <<<<<<<<<<<<<<< Nr. 33/1999 Das digitale Tintenfass Wer bringt als erster elektronisches Papier auf den Markt? Der Wettlauf hat begonnen Von Ludwig Siegele Der große blaue Bottich könnte in jedem Keller stehen. Die kleine Metallscheibe, die darin rotiert, ähnelt einer Kreissäge. Und die beiden dünnen Röhren, die in die Achse der Scheibe führen, scheinen einem alten Campingkocher entnommen. Wie Feinmechanik wirkt die Apparatur nicht gerade, die im Untergeschoss des Xerox Palo Alto Research Center (Parc) steht, des berühmten Forschungsinstituts der Kopiererfirma im Silicon Valley. Aber sie produziert extrem kleine Plastikperlen, die eine Hälfte schwarz, die andere weiß. Mit der Maschine hat Xerox auch gute Chancen, ein Wettrennen zu gewinnen, das derzeit ein Dutzend Firmen weltweit austragen: als erste elektronisches Papier auf den Markt zu bringen - ein Material, das biegsam und billig ist wie Papier, aber doch immer wieder beschrieben werden kann wie ein Computerbildschirm. Die meisten dieser Unternehmen arbeiten unter strengster Geheimhaltung. Einige lassen sich zumindest teilweise in die Karten schauen, vor allem Xerox und das amerikanische Jungunternehmen E-Ink. E-Ink hat auch bereits einen Prototypen enthüllt: ein Poster in einem Kaufhaus im amerikanischen Bundesstaat Massachusetts, das aktuelle Sonderangebote und andere Informationen anzeigt. Für Nicholas Sheridon ist das freilich nur geschickte PR. Der Parc-Forscher ist davon überzeugt, dass seine Firma das Rennen machen wird. Aber ein bisschen ärgert ihn der scheinbare Vorsprung der Konkurrenz schon. Denn die Idee für elektronisches Papier hatte er bereits 1978. Damals wollten die Xerox-Oberen, dass er sich anderen Dingen widmet. Erst seit ein paar Jahren beschäftigt er sich wieder mit Gyricon, wie er die Technik nennt. Der Name verrät das Prinzip: "Gyro" kommt aus dem Griechischen und steht für rotieren. Sheridons "Papier" ist eine Folie aus transparentem Silikon-Gummi mit Millionen von winzigen, ölgefüllten Hohlräumen, in denen jeweils ein schwarz-weißes Kügelchen steckt. Weil ihre Hälften unterschiedlich stark positiv geladen sind, drehen sie sich wie Kompassnadeln, wenn sie in elektrische Felder geraten. Werden diese Felder gezielt angelegt, etwa durch ein Netz von kleinen Elektroden, lässt sich ein Bild auf die Folie zaubern: An bestimmten Stellen zeigen die schwarzen Hälften nach oben, an anderen die weißen. Die Kügelchen verharren in ihrer Position, selbst wenn die Felder verschwinden. Elektronisches Papier braucht also nur Strom, wenn es etwas Neues anzeigen soll. Noch trickreicher ist die Herstellung der Schreibfolie, vor allem die billige und massenhafte Produktion der Kügelchen. Nach mehreren vergeblichen Anläufen erfand Sheridon die Apparatur mit der Metallscheibe: Während diese mit 3000 Umdrehungen pro Minute rotiert, wird geschmolzenes weißes Plastik auf ihre obere Seite und schwarzes auf die untere gepumpt. Die Zentrifugalkraft treibt die beiden Stoffe an den Rand der Scheibe, wo sie sich zu Kügelchen zusammenschließen, die dann wegfliegen und in der Luft trocknen. MIT-Forscher arbeiten schon am "letzten Buch" Ebenso erstaunlich ist, wie Sheridon seine Perlen verpackt. Zunächst mischt er sie mit geschmolzenem Silikon-Gummi, durchsichtig wie Fensterglas, und schneidet die getrocknete Mixtur in dünne Folien. Diese lässt er dann in Öl aufquellen. Dabei bilden sich Hohlräume um die Kügelchen, in die das Öl eindringt. "Das Silikon zieht sich nicht mehr zusammen, wenn Sie es dann aus dem Öl nehmen und waschen", erklärt Sheridon und zeigt stolz ein Blatt seines Papiers vor. Fettig fühlt es sich tatsächlich nicht an, eher wie eine etwas dickere Lackfolie. Unter der Lupe sind die winzigen schwarz-weißen Kügelchen deutlich zu sehen, dünn wie ein menschliches Haar. Und sie drehen sich tatsächlich. Auf einem tellergroßen Display in Sheridons Labor erscheint und verschwindet das Xerox-Logo. Zwar lassen Kontrast und Auflösung noch zu wünschen übrig. Aber der Forscher versichert, schon weiter zu sein - Genaues darf er nicht verraten. Bald will er die Qualität von Zeitungspapier erreichen. Für farbige Bilder habe er ebenfalls bereits eine Lösung parat. Wird er mit seiner Technik den Wettkampf gewinnen und als erster mit elektronischem Papier auf den Markt kommen? Ende Juni verkündete Xerox, es werde Gyricon gemeinsam mit dem Folienkonzern 3M herstellen und vermarkten. Konkurrent E-Ink scheint aber mindestens ebenso weit. Und setzt dabei auf eine ähnliche Technik: winzige, mit einer schwarzen Flüssigkeit gefüllte Kapseln, in denen weiße Farbpigmente schwimmen. Elektrische Felder können diese Pigmente anziehen oder abstoßen und so eine Kapsel entweder schwarz oder weiß erscheinen lassen. Ein weiterer Unterschied des Verfahrens: Die Kapseln werden nicht in Silikon eingebettet, sondern mit einem Lack vermischt, der sich auf viele verschiedene Oberflächen auftragen lässt. Die Technik, an der Forscher in den legendären Bell Labs arbeiten, scheint dagegen noch lange nicht serienreif. Sie regen ein aus Salzwasserbakterien gewonnenes Protein mit elektrischen Feldern dazu an, entweder lila oder gelb zu erscheinen. Der große Nachteil dieses Ansatzes bisher: Mit weniger als 4000 Volt reagiert die Substanz nicht, was das Lesen zu einem wahrhaft elektrisierenden Erlebnis machen würde. Wer auch immer das Rennen macht - dem Gewinner winkt ein großer Preis. Der Computerkonzern Hewlett-Packard schätzt, dass Kopierer, Faxmaschinen und Drucker allein in den Vereinigten Staaten im Jahre 1996 über 860 Milliarden Seiten ausgespuckt haben. Das Unternehmen, das auch nur einen kleinen Teil dieses Marktes erobert, macht ein Riesengeschäft. Die neue Technik wird wohl zunächst in Supermärkten auftauchen - in Form von Schildern, die sich auf Knopfdruck ändern lassen. Und als nächstes dürfte die Technik den Stromverbrauch von Laptops oder anderen tragbaren Kleinrechnern stark senken. Sheridon hat sich aber schon ausgedacht, wie ein Papierersatz aussehen könnte: ein stiftähnliches, mit Elektronik und Elektroden voll gestopftes Gerät, das Leser flach über ein Blatt des Plastikpapiers führen, auf dem dann der Text erscheint. Mehr als zwanzig Bücher, die er sich per Funk aus dem Netz zieht, soll dieser High-Tech-Stift speichern können und weniger als hundert Dollar kosten. Genauso ambitioniert ist ein Projekt des Media Lab am Massachusetts Institute of Technology (MIT) mit dem Titel Das letzte Buch. Dort entwickelt Joseph Jacobson, der auch E-Ink wissenschaftlich berät, ein Buch mit elektronischem Papier - das sich auf Knopfdruck in jedes nur erdenkliche Werk verwandeln kann. Die nötige Elektronik soll im Buchrücken untergebracht werden, der auch die Verbindung zu einer Netzbibliothek hält. Kommt mit der Technik dann endlich auch das papierlose Büro? Wohl kaum. Sheridon erwartet, dass Verbraucher seine Folie vor allem für jene Texte verwenden, die sie heute nur für den kurzen Gebrauch ausdrucken, etwa eine E-Mail oder den Entwurf eines Briefes. Aber seinen Arbeitgeber will er damit offenbar nicht in den Bankrott treiben: "Wenn Sie etwas aufheben wollen, können Sie davon ja eine Kopie machen." © beim Autor/DIE ZEIT 1999 Nr. 33 All rights reserved. <<<<<<<<< Elektronisches Papier, drahtlose Netze, Biochips: In Zukunft eine unbegrenzt vernetzte Welt Eine atemberaubende Vision für das 21. Jahrhundert - Durch einen Händedruck die digitale Visitenkarte austauschen Von Christoph Dernbach "Solange man die Wespen nicht mit dem Bildschirm erschlagen kann, wird es die Zeitung aus Papier geben." Der Spruch von Stuttgarts ehemaligen Oberbürgermeister Manfred Rommel könnte schon bald ad absurdum geführt werden: Gut ein Dutzend Firmen rund um den Globus arbeiten intensiv daran, elektronisches Papier ("E-Paper") auf den Markt zu bringen. Das Archivbild zeigt Nick Sheridon (rechts), den Erfinder des elektronischen Papiers, und Fereshteh Lesani, die zusammen ein mehrere Meter langes Stück E-Papier in Händen halten. Gut ein Dutzend Firmen rund um den Globus arbeiten intensiv daran, elektronisches Papier ("E-Paper") auf den Markt zu bringen. Es soll sich wie normales Papier anfühlen und so aussehen, in Wirklichkeit aber ein wiederbeschreibbarer Computerbildschirm sein. Das digitale Papier gehört zu den Zukunftstechnologien, die den Alltag der Menschen in den kommenden Jahren grundlegend ändern könnten. Verfahren funktioniert bereits heute Eine Variante des elektronischen Papiers wurde im legendären kalifornischen Forschungslabor Xerox Parc entwickelt. Sie besteht aus einem transparentem, 0,2 Millimeter dünnen Silikon-Gummi, das mit Millionen winzigen Kügelchen gefüllt ist. Die schwarz-weißen Bällchen schwimmen in ölgefüllten Hohlräumen. Da die Hälften der Kügelchen unterschiedlich geladen sind, kann man mit elektrischen Feldern jeweils die schwarzen oder weißen Seiten der Kügelchen nach oben drehen und somit ein Bild auf dem "Papier" erzeugen. Das Verfahren funktioniert bereits heute schon, allerdings lässt die Auflösung und Lesbarkeit bei hellem Sonnenlicht noch zu wünschen übrig. Eine Konkurrenzentwicklung der Firma E-Ink wird in den USA bereits in einem Supermarkt eingesetzt, um aktuelle Sonderangebote anzuzeigen. "Wir wissen noch nicht genau, welche Minimum-Qualität des digitalen Papiers für einen Durchbruch am Markt benötigt wird", sagt Herve Gallaire, der neue Forschungschef von Xerox. "Ich wäre aber einer der Ersten, der gerne auf das Schleppen von dicken Dokumentenstapeln verzichten würde, wenn ich die Möglichkeit hätte, mir x-beliebige Dokumente auf das digitale Papier zu laden." Der 55 Jahre alte Franzose verbindet die Vision vom "E-Paper" mit der nahen Zukunft einer unbegrenzt vernetzten Welt. "Wenn ich in einem Hotel in Paris ein Dokument von meinem Schreibtisch in New York benötige, würde ich über mein Handy dem Rechner in meinem Büro signalisieren, dass er das Dokument über das Internet auf den Drucker im Hotel schickt." Während Monsieur Gallaire am Mobiltelefon noch das Dokument auswählt, haben sich sein Handy und der Drucker bereits drahtlos über den Übertragungsweg verständigt. Die Kommunikation zwischen den Geräten des modernen Technik- Nomaden, vom Mobiltelefon über die Multifunktions-Armbanduhr bis hin zum kleinen Organizer-Computer oder Laptop läuft künftig drahtlos über das Bluetooth-System ab. Der Funk-Standard wurde von Firmen wie Nokia, Ericsson, Intel, IBM und Toshiba entwickelt und sorgt dafür, dass die einzelnen Kommunikationsbausteine mit einander verbunden werden. Mit Bluetooth dürfte sich auch die Vision des "Personal Area Network" (PAN) erledigen, die Massachusetts Institute of Technology (MIT) geboren wurde. Beim PAN sollten die unterschiedlichen Geräte die Leitfähigkeit der Haut ausnutzen, um untereinander Verbindung aufzunehmen. So wäre es PAN-Anwendern möglich, mit einem Händedruck eine digitale Visitenkarte auszutauschen. Immer winziger und leistungsfähiger Doch etlichen Testkandidaten war es unheimlich, mit einem Hautkontakt Informationen zu übertragen und beispielsweise eine Kreditkarteninformation an einen Automaten zu übermitteln. Beim Computerkonzern IBM, der das Know-how für das PAN erworben hat, arbeitet man dafür intensiv am tragbaren PC in Westentaschengröße. Einen Prototypen eines 233- Megahertz-PCs haben die IBM-Forscher schon 1999 vorgestellt. In den kommenden Jahren werden die Entwickler neuer Kleinstcomputer davon profitieren, dass die Mikroprozessoren immer winziger und leistungsfähiger werden und dabei immer weniger Strom verbrauchen. Das vom Chip-Pionier Gordon Moore 1968 aufgestellte Gesetz, wonach sich die Anzahl der Transistoren auf einem Prozessor etwa alle 18 Monate verdoppelt, wird sich auch in den kommenden Jahren bewahrheiten. Am Horizont zeichnet sich aber bereits ein Ende der herkömmlichen Chip-Entwicklung ab. So arbeitet ein Forschungsteam am Georgia Institute of Technology an der Entwicklung eines "hybriden Biocomputers". Dabei werden Nervenzellen mit Silizium-Schaltkreisen verbunden, um super- intelligente Computer zu schaffen. Sollte ein Durchbruch bei dieser Technologie gelingen, wären die Computer in der Lage, nach den Gesetzen der Künstlichen Intelligenz eigene Lösungen für vorgegebene Aufgaben zu finden, ohne dass die Lösung schrittweise programmiert werden müsste. Bislang haben die Forscher zwei Nervenzellen von Blutegeln gekoppelt und sie mit einem Personal Computer verbunden. Bei dem Versuch mit Signalen, die an die jeweiligen Zellen geschickt wurden, gelang es den Wissenschaftlern immerhin, einfache Additionsaufgaben zu lösen. "Es dauert aber noch mindestens zehn Jahre, bis Biocomputer kommerziell verfügbar sind", dämpft Projektleiter William L. Ditto überzogene Hoffnungen. <<<<<<<<<<<< as Ende der Ära Gutenberg Das elektronische Papier kommt, der Drucker geht. Eine US-Firma bringt elektronisches Papier auf den Markt, das sich beliebig oft löschen und wiederbeschreiben läßt. Naht damit das Ende des gedruckten Buches und der Tageszeitung? Smith Place 29, Cambridge, ein grauer fensterloser Flachdachbau. Eine bescheidene Behausung für ein Unternehmen mit einem so anspruchsvollen Ziel: E-Ink will nichts weniger als den Buchdruck abschaffen. Drinnen sieht es auch nicht besser aus: Winzige Büros und ein chemisches Labor mit tausenden bunten Fläschchen, die allein schon vom Anschauen einen leichten Juckreiz erzeugen. Immerhin, der Empfang ist freundlich. "Willkommen Bild der Wissenschaft" steht in großen blauen Lettern auf einer Tafel. Vielmehr stand, denn plötzlich ist die Schrift verschwunden und wie von Geisterhand erscheint jetzt ein Werbeslogan der Firma. Zehn Sekunden später ist der alte Text wieder da. Ziemlich beeindruckend, das elektronische Papier: Der Hintergrund ist gleichmäßig tiefblau, die Buchstaben sind papierweiß. Geht man ganz nah ran, sieht es so aus, als würde von hinten feiner Schnee auf die Tafel rieseln, wenn ein Buchstabensegment von blau auf weiß wechselt. Das elektronische Papier besteht aus Millionen nur 40 Mikrometer kleinen, transparenten Plastikkügelchen, die wie ein Lack auf eine Folie aufgebracht werden. In den Kügelchen ist eine blaue oder rote ölige Tinte eingeschlossen, in der weiße Farbpigmente schwimmen. Dieser weiße Staub ist negativ geladen. Legt man über hauchdünne Elektroden auf der Vorder- und Rückseite der Folie ein schwaches elektrisches Feld an, we |
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aus der Diskussion: | Neschen. Warum Ihr keine Angst haben braucht. |
Autor (Datum des Eintrages): | Jungzauberer (17.09.00 15:52:58) |
Beitrag: | 15 von 32 (ID:1852693) |
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