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[posting]18.622.651 von Erstausgabe am 06.11.05 15:20:40[/posting]Meine Hochachtung gilt dem Unterzeichner Erich Loest,
den haben die Stalinisten in den 1950er eingesperrt.



Habe während meines Studiums von ihm " Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene" gelesen.

In diesem Zusammenhang ist das Getue der Neoliberalen bezüglich Vermögenssteuer und Erbschaftssteuer sehr interessant.

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Wohlhabend und zahlungswillig
ERSTELLT 10.11.05, 21:54h
Es gibt zwei Sätze, die hört man so gut wie nie in Deutschland. Ich bin reich. Und: Ich zahle zu wenig Steuern. In Hamburg gibt es einen Reeder, der ist anders. Er sagt diese Sätze, und er schaltet auch noch eine Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen: Ich will mehr Steuern zahlen. Die Rede ist von Peter Krämer. 54 Jahre, Hanseat, der eine Reederei erbte und sein Geld mit dem Vermieten von Ozeanriesen verdient.

Krämer und 20 Mitstreiter appellieren an Angela Merkel und Franz Müntefering: „Belasten Sie die Vermögenden statt den Arbeitnehmern und Rentnern weitere Opfer abzuverlangen.“ Deutschland brauche „exzellente Lehrer, bessere Schulen und gute Kinderbetreuung, aber keine Steuerparadiese für Reiche.“ Klingt wie neulich am PDS-Wahlstand.

Krämer meint es ernst. Er wolle keine „französischen Verhältnisse“, sagt er in Anspielung auf die Krawalle in den Trabantenstädten. Ob er die Reichensteuer bezahlen würde, um die die SPD mit der Union ringt? „Sicher“, sagt Krämer, der sich selbst als einen „Gerechtigkeitsfanatiker“ bezeichnet.

Es ist ja nicht gerade so, dass die Reichen hier zu Lande überhaupt keine Steuern zahlen. Zur Einkommensteuer tragen sie sogar recht erheblich bei: Das obere „ein Prozent“ der Einkommenspyramide - etwa 290 000 Steuerpflichtige mit einem Durchschnittseinkommen von 442 000 Euro - trägt rund ein Fünftel zum gesamten Einkommensteueraufkommen bei. Noch kräftiger wird bei den 29 000 Steuerpflichtigen zugelangt, die einkommenstechnisch zur 0,1-Prozent-Creme gehören: Sie verdienen im Schnitt 1,7 Millionen Euro und steuern mehr als acht Prozent zum Einkommensteueraufkommen bei. „Ich sehe nicht ein“, sagt Krämer dennoch, „dass es bei allen Einschnitte gibt, und wir Reichen ungeschoren davon kommen.“

Unter Deutschlands Topverdienern steht Krämer mit dieser Ansicht recht allein da. Als er die Idee zur Anzeige hatte, fand sich kaum jemand. Nur die Schriftsteller Günter Grass und Peter Rühmkorf wollten mitmachen. „Da war für mich die Idee eigentlich gestorben“, erzählt Krämer. „Ich habe keine prominenten Konservativen gefunden, die die Idee unterstützten“. Erst per Zufall stieß er auf Gleichgesinnte. Er hielt eine Rede bei einer Stiftung junger Erben und erzählte von seiner Idee. Sie sicherten ihm Unterstützung zu. Auch der Leipziger Schriftsteller Erich Loest hat unterschrieben. „Ich verstehe das als moralischen Appell“, sagt er. „Ich gehöre zwar nicht zu den Reichen. Ich habe aber mehr Geld als ich brauche.“ Und davon könne er abgeben. „Es geht bestimmt vielen Menschen ganz ähnlich.“

Nicht so ganz, und auch dass der Hamburger Reeder Krämer mit seiner weiteren Forderung - „Schaffen Sie das Steuerparadies für wirklich Reiche ab“ - wenig Fans im Unternehmerlager findet, hat einen Grund: 83 Prozent der Unternehmen sind Personengesellschaften. Sie zahlen ihre Gewinne in Form von Einkommensteuern. Höhere Steuern mindern somit die Gewinne der Unternehmen, was Folgen haben kann für die Wettbewerbsfähigkeit. Einer der wenigen Unternehmer, der sich zur Reichensteuer bekennt, ist der Burladinger Textilfabrikant (Trigema) Wolfgang Grupp. „Wenn unser Land nach vorne gebracht werden soll, müssen wir eine Vorbildfunktion übernehmen.“

http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1131049240296.sh…
 
aus der Diskussion: In BILD : 38 Mrd. € durch Vermögenssteuer und Erbschaftssteuer
Autor (Datum des Eintrages): Erstausgabe  (12.11.05 11:34:24)
Beitrag: 151 von 167 (ID:18764457)
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