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Ich glaube übrigens nicht, daß die in Rede stehenden Übergriffe einen meßbaren Einfluß auf das Verhalten der Terroristen (früher und heute) haben oder ihre Chancen irgendwie positiv beeinflußen. Hätte z. B. damals die Schmidt-Regierung anläßlich der Schleyer-Entführung foltern lassen, hätte das aus meiner Sicht der RAF nicht wirklich geholfen. Sie wäre so oder so untergegangen. Übrigens hätte die Folter im Schleyer-Fall gar nix gebracht, denn die Inhaftierten wußten ja nicht, wo der war. Und so ist es oft, wenn gefoltert wird. Man foltert erstmal auf Verdacht. Das ist ja das perfide an der Folter.

Die Anwendung von Folter schadet der Gesellschaft nur mittelbar, zunächst unbemerkt und dann schleichend. Sie senkt das Unrechtsbewußtsein, schafft Täter (die Folterer), die nach solchen Aktionen als beamtete Vertreter eines Rechtsstaates nicht mehr zu gebrauchen sind, und sie setzt die Hemmschwelle in der Bevölkerung herab. Wenn dieser Damm bricht, werden auch viele andere Errungenschaften der modernen Gesellschaft den Weg alles Irdischen gehen: Keine Haft ohne richterlichen Haftbefehl, humane Haftbedingungen, Abschaffung der Todesstrafe, Schutz der Privatsphäre und so weiter.
 
aus der Diskussion: Verdeckte Folter
Autor (Datum des Eintrages): JosefSchulz  (22.11.05 16:29:14)
Beitrag: 80 von 759 (ID:18940497)
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