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[sfv-energiemail] 3.12.05 Energieeffizienz - aber wie?

*** An die konzeptionellen Vordenker der Umweltbewegung

Würde man alle Appelle zur effizienten Verwendung von Energie und zum
Energiesparen, die seit der ersten Ölkrise 1973 gedruckt wurden,
aufeinanderlegen, so würde der Papierstapel wahrscheinlich schon den Mond
erreichen. Ein Grund zum Stolz ist dies keinesfalls. Nach über 30 Jahren
sollten wir lieber einmal Bilanz ziehen, was die Appelle eigentlich gebracht
haben. Optimisten weisen hier gerne auf Wirkungsgradverbesserungen im
Kraftwerksbereich hin und auf Verminderung des Strombedarfs bei
Kühlschränken und Waschmaschinen. Aber schon die Aufsummierung des
Stromverbrauchs aller deutscher Standby-Schaltungen lässt Zweifel am Konzept
aufkommen. Wer sich durchgreifende Erfolge erhofft hatte, wurde bitter
enttäuscht. Die sich selbst tragende Effizienzbewegung ist ausgeblieben -
Warum eigentlich?

Bei den Erneuerbaren Energien im Wärme- oder im Verkehrsbereich und bei der
Energieeffizienz wird jeder wesentliche Fortschritt ausgebremst, weil
Energie zu billig ist. Niedrige Energiepreise sind die wichtigste Ursache
dafür, dass Leute sich heute noch immer 7- oder 10-Liter-Autos kaufen,
Elektroboiler und Gas- oder Ölheizungen einbauen, das Wort "Passivhaus" für
einen Witz halten und die Zimmertemperatur durch Öffnen der Fenster regeln.

Die Schlussfolgerung ist eigentlich ganz einfach: Energie muss teurer
werden; nicht zögerlich und in ungewisser Zukunft durch die steigende
Nachfrage aus Inden und China, sondern jetzt gleich und ernsthaft durch eine
radikale Erhöhung der Energiesteuern!

Aber nicht einmal die Umweltverbände wagen es, diese Forderung öffentlich zu
stellen. Der Grund ist weniger die Angst vor dem Verlust von Mitgliedern,
sondern hinter ihrer Unsicherheit steckt viel mehr eine argumentative
Schwäche, nämlich die nicht zu Ende geführte intellektuelle
Auseinandersetzung mit dem Totschlagargument: "Teure Energie kostet
Arbeitsplätze".

Wer (fälschlich) davon ausgeht, dass teure Energie Arbeitsplätze kostet - es
zumindest für denkbar hält - der kann natürlich nicht mit gutem Gewissen
höhere Energiesteuern fordern. Die grundsätzliche Lösung bleibt ihm deshalb
verwehrt. So probieren es die Umweltfreunde mit mal einem Förderprogramm
hier und mal einer Subvention dort, mit Einrichtung von Energieagenturen und
mit weiteren Aufklärungsprogrammen zur Energieeffizienz. Seit über 30 Jahren!


"Teure Energie kostet Arbeitsplätze". Die Tatsache, dass hinter dieser
Behauptung handfeste Interessen der Energiewirtschaft zu vermuten sind,
müsste eigentlich zum kritischen Nachdenken führen. Aber die Aussage wird
überhaupt nicht mehr als eine nachprüfbare - und ggf. auch widerlegbare -
Behauptung empfunden. Sie ist vielmehr wie ein Glaubenssatz tief ins
kollektive Unterbewusstsein eingedrungen, so dass keiner mehr auf die Idee
kommt, die zu Grunde liegenden Argumente herauszusuchen, sie zu entwirren
und kritisch zu Ende zu denken. Die Folge ist eine Lähmung der Umweltbewegung.

Doch fehlerhafte Glaubenssätze bestehen glücklicherweise nicht ewig. Fast
unbeachtet von der Öffentlichkeit hat ein interdisziplinäres Team aus
Volkswirtschaftlern, Physikern, Mathematikern und Ingenieuren eine
Argumentenkette entwickelt, die zum eindeutigen Schluss führt:

Nicht billige, sondern teure Energie
schafft Arbeitsplätze.
Eine rasche Erhöhung der Energiesteuern
ist dringend und überfällig!

Obwohl sie kein einziges ökologisches Argument verwendet, kommt somit die
jetzt aufgestellte Argumentenkette mit anderen Begründungen zu ähnlichen
Ergebnissen wie schon die alte ökologische Steuer- und Finanzreform:
Sowohl aus ökonomischer als auch aus ökologischer Sicht ist eine Anhebung
der Energiesteuern dringend erforderlich. Damit leistet die neue Theorie
gleichzeitig einen bahnbrechenden Beitrag zur Versöhnung von Ökologie und
Ökonomie.

Der Solarenergie-Förderverein Deutschland hat sich dem neuen
interdisziplinären Energiesteuer-Team angeschlossen und für die praktische
Umsetzung drei konkrete Forderungen aufgestellt, die weit über die
Forderungen der ökologischen Steuerreform hinausgehen:

1. Ersatz des bisherigen Arbeitgeberanteils zur
Sozialversicherung durch eine Energiesteuer
von zunächst 12 Cent/kWh auf Endenergie,

2. Dauerhafte Gewährung eines Energiegeldes von
100 Euro pro Kopf und Monat,

3. Durchführung der Energiesteuerreform so schnell
dies überhaupt möglich ist, um weiteres Ausbluten
von Staat und Sozialsystemen rasch zu beenden.

Informieren Sie sich über unsere Argumentationskette unter
http://www.sfv.de/lokal/mails/wvf/arbeitun.htm
 
aus der Diskussion: Checkliste und Rentabilität von Photovoltaikanlagen
Autor (Datum des Eintrages): brokerbee  (03.12.05 17:37:06)
Beitrag: 26 von 26 (ID:19145718)
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