Bankenaufsicht besorgt über Kredite an Telekom-Unternehmen Die Bankenaufsicht mehrerer europäischer Länder ist nach einem Bericht der britischen Wirtschaftszeitung The Financial Times über die neuen Großkredite an Telekommunikations-Firmen besorgt. Der große Kreditbedarf zur Finanzierung der teuren Lizenzen für die dritte Generation des Mobilfunks und den Aufbau der UMTS-Infrastruktur habe die Aufsichtsbehörden alarmiert. Innerhalb kurzer Zeit hätten europäische Banken rund 375 Milliarden Mark an Telekommunikationsunternehmen geliehen. Die Vertreter der Aufsichtsbehörden hätten bei einem Treffen vor zwei Wochen ihre Informationen ausgetauscht und seither eine Reihe von Prüfungen bei Banken ihres Zuständigkeitsbereiches eingeleitet, schrieb das Blatt. Sir Howard Davies, Chef der britischen Bankenaufsicht (Financial Services Authority) habe die Kredite als "Gegenstand großer Sorge" beschrieben, weil die Banken von einer einzigen Branche abhängig zu werden drohten. Weltweit seien in diesem Jahr 30 Prozent des Marktes für Konsortialkredite vom Telekommunikationsbereich beansprucht worden. In Europa seien es sogar mehr als 40 Prozent gewesen. In Großbritannien seien vor allem Citigroup, Chase Manhattan, Morgan Stanley Dean Witter, Barclays und HSBC stark engagiert. Es sei möglich, dass die Banken aufgefordert würden, ihre Kredite an die Branche zurückzuschrauben. Sollte dies geschehen, so würden sich die Kreditkosten für die Telekom-Branche weiter erhöhen. Wegen der hohen Kosten der UMTS-Lizenzen sei das Kredit-Rating beispielweise für Vodafone und France Telecom von AA auf A verschlechtert worden. Dies bedeute auch höhere Zinsen für Darlehen. Mit Herunterstufungen durch die Agenturen, die die Kreditwürdigkeit von Firmen beurteilen, müssten in näherer Zukunft auch British Telecom und Deutsche Telekom rechnen. Alleine in der vergangenen Wochen hätten Vodafone, Deutsche Telekom und die spanische Telefonica Kredite im Volumen von 44 Milliarden Dollar aufgenommen, schrieb die Financial Times. In den vergangenen beiden Jahren habe die Branche Konsortialkredite in Höhe von 400 Milliarden Dollar erhalten, von denen die Hälfte auf die zehn größten Kreditnehmer entfalle. Das Blatt zitierte den Chef eines britischen Telekommunikationsunternehmens mit den Worten: "Diese Überprüfung (durch die Bankenaufsicht) ist eine Katastrophe. Ich kann nur hoffen, dass sie wissen, was sie tun." Die deutsche Bankenaufsicht will sich nicht zum möglichen Risiko der hohen Bankkredite für die UMTS-Pläne der Telefonfirmen äußern. "Wir geben dazu keine Bewertung ab", sagte eine Sprecherin des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen am Freitag in Berlin. Sie verwies darauf, dass es in Deutschland mit der Evidenzzentrale einen "sehr guten Überblick" über die Kreditsituation deutscher Banken gebe. Nicht viele Länder verfügten über solche Strukturen. Auch die deutsche Bankenaufsicht sei über die Kredithöhen informiert. Zudem werde die Vergabe von Großkrediten durch vorgegebene Grenzwerte beschränkt. Dabei würden die Darlehen an einen Konzern einschließlich aller Tochterfirmen in einer "Kreditnehmereinheit" zusammengefasst. Diese Großkreditgrenzen, die 1998 nochmals gesenkt worden seien, hätten eine "stabilisierende Wirkung". (dpa)/ (wst/c`t) CB http://www.kabelinfo.de |
|
aus der Diskussion: | PRIMACOM Thread 85 |
Autor (Datum des Eintrages): | Cyberbob (30.09.00 10:29:47) |
Beitrag: | 106 von 167 (ID:1961119) |
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE |