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Und die makroökonomischen Rahmenbedingungen verbessern sich laufend weiter - jedenfalls für die regenerativen Energiewerte :)

Der folgende Artikel war heute auf S.1 der FTD...


Europa droht Engpass bei Gas

VON Wolfgang Proissl, Brüssel

21.03.2006

Internationale Energiebehörde warnt vor Lieferschwierigkeiten des russischen Versorgers Gasprom · 70 Milliarden Kubikmeter verloren gegangen

Europa droht nach Einschätzung der Internationalen Energiebehörde (IEA) eine Gasversorgungskrise. IEA-Exekutivdirektor Claude Mandil warnte die G7-Energieminister in einem vertraulichen Brief, dass „Gasprom in einigen Jahren in Lieferengpässe im Verhältnis zu seinen bestehenden Verträgen geraten wird, die 80 bis 90 Milliarden Kubikmeter erreichen werden“. 2005 exportierte Russlands staatlicher Gasversorger 171 Milliarden Kubikmeter Gas. Deutschland ist mit 40 Milliarden Kubikmetern größter Abnehmer.

Mandils Brief, der der FTD vorliegt, heizt die Debatte über die Energieversorgungssicherheit in Deutschland und der EU weiter an. Beim EU-Gipfel in Brüssel beraten die 25 Staats- und Regierungschefs ab Donnerstag über das Thema. Für Anfang April hat Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin zu einem nationalen Energiegipfel geladen.

Der russisch-ukrainische Gaspreisstreit hatte den Europäern Anfang Januar ihre Abhängigkeit von russischem Erdgas drastisch vor Augen geführt. Gasprom drosselte die Lieferungen an das Transitland Ukraine und provozierte so auch Engpässe in einigen EU-Staaten. Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigte gestern zudem, die deutschen Gasvorräte seien auf Grund des strengen Winters stark strapaziert.

Ein hochrangiger internationaler Energie-Experte bestätigte gestern Mandils Warnungen: „Es gibt eine allgemeine Fragilität des russischen Energiesystems. Das könnte zu Spannungen bei der Gasversorgung führen.“ In der EU-Kommission hieß es, Russland könne Lieferengpässe nur vermeiden, wenn es schnell Milliarden in Gasförderung und -transport investiere.

Die IEA warnte auch öffentlich vor Gefahren durch die europäische Abhängigkeit von russischen Gasimporten. „Die IEA sorgt sich um den zunehmend monopolistischen Status der staatlich kontrollierten Gasprom“, heißt es in einer aktuellen Mitteilung auf der Website der Agentur. „Europäer können nur Gas aus Russland importieren, wenn Gasprom zustimmt. Diese Einschränkung unterminiert die europäische Energiesicherheit.“ Aufgabe der IEA ist es, die Versorgungssicherheit ihrer 26 Mitgliedsstaaten, darunter Deutschland, zu koordinieren.

IEA-Chef Mandil machte in seinem Brief konkrete Vorschläge, wie künftige russische Lieferengpässe zumindest abgefedert werden könnten. Allein 2004 habe Russland rund 70 Milliarden Kubikmeter Gas beim Transport, der Zulieferung und durch Abfackeln nutzlos „verbraucht oder verloren“. Die IEA glaubt, dass davon 30 Milliarden Kubikmeter durch bessere Technik oder Energieeffizienz „eingespart“ werden könnten.

Gasprom spielte gestern die IEA-Warnungen herunter. „Namhafte deutsche Unternehmen würden nicht mit Gasprom an dem Milliardenprojekt Ostsee-Pipeline arbeiten, wenn sie Zweifel an Gasproms Lieferfähigkeit hätten“ , sagte Claus Bergschneider, Geschäftsführer der Gasprom-Tochter ZMB in Berlin. Auch Wirtschaftsstaatssekretär Georg Wilhelm Adamowitsch sagte: „Die Russen haben bislang alle Verträge eingehalten.“

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Russlands Staatschef Wladimir Putin hatten am Freitag in Moskau über Europas Energiesicherheit beraten. „Putin hat mir versichert, dass sich Europa keine Sorgen um die russischen Gaslieferungen machen muss“, sagte Barroso gestern der FTD. Allerdings weigere sich Russland weiter, die internationale Energiecharta zu ratifizieren und ausländischen Firmen Zugang zum russischen Pipelinenetz zu gewähren.
 
aus der Diskussion: Phönix Sonnenstrom AG - Zahlen und Fakten
Autor (Datum des Eintrages): florie78  (21.03.06 19:44:44)
Beitrag: 92 von 134 (ID:20895366)
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