Fenster schließen  |  Fenster drucken

Was will uns MLP mit diesem Vorschlag sagen?

1. Signalling 1: Die Ankündigung einer höheren Dividende führt trotz Irrelevanztheorem zumindest bis zur Zahlung zu einem vorübergehend steigenden Aktienkurs. Das will man wohl erreichen, warum auch immer, gerade im Vergleich zur derzeitigen Bewertung anderer MDAX-Unternehmen.

2. Signalling 2: Man schütte aus, um in finanztechnischer Hinsicht zu demonstrieren, dass man über nichtbetriebsnotwendige Finanzmittel verfüge. Damit wenigstens Signalling 1 erreichen.

3. Investitions- und finanzierungstheoretisch im Sinne der Kapitalkosten bzw. Kalkulationszinssatz der besten Opportunitätsanlage: Man schütte besser aus, weil die mit den Mitteln erzielbare Rendite im Unternehmen niedriger ist als die einer alternativen Anlage.

Ein paar weitere Anmerkungen dazu:

Zur "Beteiligung der Aktionäre" an den Erlösen für die Versicherungstöchter: Das Unternehmen gehört den Aktionären. Egal, ob ausgeschüttet oder ob thesauriert wird. Das ist das Grundverständnis, das eigentlich jedem geläufig sein sollte, der als Vorstand einer Aktiengesellschaft Verwalter fremden Vermögens, nämlich das der Aktionäre, ist. Man muss niemanden an etwas "beteiligen", was demjenigen gehört. Es macht also keinen Sinn, jemandem vorher in die linke Tasche der Hose zu langen, um es in einer generösen Geste eines vermeintlichen Geschenks in dessen rechte Tasche zu stopfen. Ergo: Die Ausschüttung ist diesbezüglich völlig irrelevant. Es sei denn, man müsste von Punkt 3. oben ausgehen. Dann kann der Aktionär wenigstens die ausgeschütteten Mittel sinnvoller anlegen.

Bei der Unternehmensbewertung wird die Ertragskraft in Beziehung zum eingesetzten Kapital und dem zur Erwirtschaftung erforderlichen betriebsnotwendigen Vermögen gesetzt. Dies kann letztlich z.B. durch EBIT x Multiplikator abzgl. Marktwert des Fremdkapitals bzw. ein KGV ausgedrückt werden.

Nichtbetriebsnotwendige Cash-Positionen sind in diesem Sinne Unternehmenswert-steigernd. Ausschüttungen verringern die nichtbetriebsnotwendige Cash-Position und vermindern insoweit den in der Börsenkapitalisierung ausgedrückten Unternehmenswert in gleichem Maße. Offensichtlich setzt man bei MLP darauf, dass dieser Zusammenhang den wenigsten, auch nicht den Analysten geläufig ist.

Wie das ausgewiesene Ergebnis 2005 zustande gekommen ist, darüber konnte man hier bei WO seit über einem Jahr einiges lesen. Dazu wird noch einiges zusätzlich geschrieben werden. Es geht um das Verständnis, um sich selbst ein Urteil bilden zu können. Nichts für bloße Überschriften-Leser.

Was den prognostizierten Gewinnsprung 2006 betrifft, gab es ja vor einigen Wochen eine kryptische Andeutung in dem Statement eines MLP-Haus- und Hof-Analysten, dass die Bezugsbasis ja um € 40 Mio. erhöht sei...

MLP besinnt sich also wieder alter Werte - der Kreativität in den Zahlenwerken. Welch Überraschung :D

Meint
crude_facts
 
aus der Diskussion: MLP - magere Sonderdividende 2006
Autor (Datum des Eintrages): crude_facts  (21.03.06 20:09:06)
Beitrag: 3 von 4 (ID:20895931)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE