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Unter dem Schwert des Islam
Wer als Moslem zum Christentum übertritt, muß auch in Deutschland mit Bedrohung und Verfolgung bis hin zum Tod rechnen
Der angeklagte Afghane Abdul Rahman


"Dein Grab ist schon geschaufelt", drohte der aus Syrien angereiste Onkel seiner in Augsburg lebenden Nichte. Die Syrerin Asiye M. ist zum Christentum konvertiert, für Muslime das schlimmste Verbrechen. Zwei Tage lang wurden sie und ihr Ehemann vom Abgesandten ihrer Großfamilie ins Verhör genommen und zur Umkehr gedrängt. Denn wer die islamische Glaubensgemeinschaft verläßt, ist ein Murtadd, ein Abtrünniger. Ihm droht der Koran den Tod an: "Wer von euch von seinem Glauben abfällt, der soll als Ungläubiger sterben, denn ihre Werke sind im Diesseits und Jenseits fruchtlos, und sie sind die Genossen des Feuers auf immer."




Unter dem Schwert des Islam (2)

Als Asylbewerber schlägt den Apostaten aber meist das Mißtrauen der deutschen Behörden entgegen, die den Religionswechsel als taktische Maßnahme einschätzen, um sich Asyl zu erschleichen. Der Fall der Iranerin Zahra Kameli illustriert das Dilemma: Kurz nach der Ankunft in Deutschland hatte sich die damals zwanzigjährige Asylsuchende von ihrem Mann getrennt, mit dem sie im Iran zwangsverheiratet worden war, und trat drei Jahre später zum Christentum über. Die Behörden entschieden, die Iranerin müsse in ihre Heimat zurückkehren. Zahra Kamelis Konversion, so das Innenministerium in Hannover, sei "nicht glaubwürdig".

Der Regensburger Religionswissenschaftler Hermann Roettger hält nicht nur diese Entscheidung für höchst fragwürdig. Selbst wenn die junge Frau im Iran dem Christentum wieder abschwöre, würde sie gemäß den Vorschriften der Scharia drakonisch bestraft, Männer müßten sogar mit Auspeitschung rechnen. Als Ehebrecherin drohe ihr die Steinigung. Man dürfe auch nicht außer acht lassen, daß die Entscheidung zum Religionswechsel für Muslime ein radikaler Schritt sei. Schon daran könne man erkennen, wie stark sich der Asylbewerber mit seinem Gastland zu identifizieren bereit sei. Die Rückkehr in das Heimatland sei damit für immer verbaut. Heimo Schwilk
Das Islam-Archiv in Soest schätzt die Zahl der Muslime, die jedes Jahr den Religionswechsel riskieren, auf sechzig. Genaue Zahlen sind nicht bekannt, weil die Statistiken der Kirchen Herkunft und frühere Religionszugehörigkeit der getauften Konvertiten nicht dokumentieren. Die Islam-Expertin Christine Schirrmacher glaubt den Grund zu kennen, warum sich so wenige zu ihrem neuen Glauben bekennen: "Auch in einem Rechtsstaat wie Deutschland fühlt man sich bedroht. Viele haben Angst um ihre Familie, um ihre Kinder, die von Verwandten unter Druck gesetzt, vielleicht sogar entführt werden könnten." Immer wieder bekämen die "Apostaten", die vom islamischen Glauben Abgefallenen, Briefe mit Gewehrkugeln zugesandt, in denen es heißt: "Der nächste Schuß gilt dir."

Der heute 34jährige Nassim Ben Iman mußte die Ausgrenzung sogar innerhalb der eigenen Familie erleben. Kurz vor seinem achtzehnten Geburtstag hatte er sein "Erweckungserlebnis", das ihn vom Radikalislamisten, der für seinen Glauben sterben wollte, zum begeisterten Jesus-Anhänger machte. Vor seiner Familie verheimlichte er lange, daß er zum Christentum konvertiert war. Erst nachdem er sich eine eigene Wohnung genommen hatte, vertraute Nassim sich seinen strenggläubigen Eltern an. Sie forderten ihn auf, zum Islam zurückzukehren, sonst würden sie ihn verstoßen. "Melde dich wieder, wenn du bekehrt bist", sagten sie, wenn er anrief, und legten auf. Auch die Geschwister brachen den Kontakt ab.

Nassim, der einer Freikirche angehört, muß noch immer mit Drohungen leben. Nach einem Auftritt als Prediger in der Berliner Südsternkirche sprach ihn im Oktober vergangenen Jahres ein junger Mann auf Arabisch an und gab ihm zu verstehen, daß er für seine Entscheidung mit schlimmsten Konsequenzen rechnen müsse. "Du weißt, was passiert, wenn du nicht umkehrst", zischte der Moslem und verschwand.

Gertrud Scharr, Mitarbeiterin des katholischen Missionswerkes der Erstverkündigung, kennt die Ängste der Apostaten: "Das Schwert des Islam hängt immer über diesen Leuten." Der Abtrünnige gelte als vogelfrei, jeder könne ihn töten, ohne mit einer Strafe rechnen zu müssen, denn der Islam betone die Mitverantwortung der Glaubensgemeinschaft für die Lebensführung des einzelnen. Viele Muslime, die als Asylbewerber nach Deutschland kommen, hätten negative Erfahrungen mit dem Islam gemacht und suchten nun nach anderen Werten, nach einem Leben, das nicht von Unterdrückung und den strengen Vorschriften der Scharia geprägt sei.

Diese religiöse Prägung sei aber auch eine Chance für die westliche Gesellschaft, meint Christine Schirrmacher, die selbst einer evangelischen Freikirche angehört. Gerade für Muslime gehöre der Gottesglaube zum Alltag. "Die Begegnung mit engagierten Christen, die in einer säkularen Gesellschaft ihre Glaubensüberzeugungen vorleben, ist für moslemische Migranten sehr interessant. Oft suchen sie das Gespräch über ihre Nöte in dieser für sie so fremden westlichen Gesellschaft."
 
aus der Diskussion: Bald mehr Migranten als Deutsche
Autor (Datum des Eintrages): Allokation  (26.03.06 04:19:47)
Beitrag: 20 von 76 (ID:20949066)
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