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9.

Ozzy hielt mir die Leine hin.
„Da du schon gerade so schön mit ihr zusammen bist, kannst du ihr auch schon die Leine anlegen!“, rief er.
Ich hielt mir die Hand vor das Gesicht und drückte mit dem Unterarm gegen Meggies kurzen, dicken Hals, um ihre Zunge aus meinem Gesicht zu kriegen. Mit der anderen Hand fischte ich in ihrem dicken, dichten, verfilzten Fell nach dem Halsband. Sobald ich ein Zipfelchen von einem Halsband erwischte, machte ich die Leine daran fest, wobei ich zulassen musste, dass sie mich noch einmal heftig mit ihrer Zunge attackierte. Dann kämpfte ich mich auf die Beine. Ich war kaum ganz oben, als sie mich wieder ansprang. Diesmal überraschte es mich nicht. Ich stand wie ein Fels.
„Du darfst dich nicht immer anspringen lassen“, sagte der Chef, der irgendwie dazu gekommen war, während ich am Boden gewesen war.
„Alles klar“, sagte ich.
Meggie zog in Richtung Ausgang und ich gab ihr Recht. Wir verließen diese Besserwisser. Ich folgte ihr um das Haus herum in Richtung Straße.
Als ich über die Schulter schaute, standen Ozzy und der Chef zusammen und lachten.
Auf dem Parkplatz blieb Meggie stehen. Sie sah mich an. Ich ging mit ihr in einen nahe gelegenen kleinen Wald, wo wir einen kleinen See umrundeten. Schließlich lief Meggie auf ein hübsches, schwarzhaariges Mädchen zu und blieb bei ihr stehen. Die Fremde schien Meggie zu kennen, denn sie tätschelte ihren Kopf. Sie lachte mich an. Ehe ich mich vorstellen konnte, passierte die Katastrophe. Meggie entdeckte einen anderen Hund. Sie riss sich einfach los. Die Leine in meiner Hand erschlaffte. Meggie rannte davon.
„Bist du doof“, sagte das hübsche Mädchen.
„Das darf doch nicht wahr sein“, sagte ich stöhnend.
Sie nahm die Leine und zeigte mir das Halsband.
„Das ist nur ein Flohband!“
„Was?“
Ich hatte nie einen Hund besessen. Der Begriff „Flohband“ war mir völlig neu.
„Blöd.“ Sie kicherte. „Echt blöd!“
„Ich würde mich gern weiter mit dir unterhalten“, sagte ich, „aber ich habe einen Hund zu fangen!“
„Fass“, sagte sie und kicherte sich fast zu Tode.
Mich überkam das dringende Bedürfnis, sie zu packen und übers Knie zu legen, aber mir wurde bewusst, dass das nicht leicht werden würde, da sie ziemlich groß war. Das ließ mich zögern. Während ich immer noch gegen meinen Ärger ankämpfte, hörte ich einen anderen Hundebesitzer schreien, dessen frei laufender Jagdhund mit Meggie durchging. Er warf sein Fahrrad hin und stürmte den beiden hinterher.
Die Fremde beobachtete meine Mimik und sagte: „Du bist der Neue!“
„Und du bist die Nichte von meinem Chef“, sagte ich.
Sie lachte nur.
Ich ließ sie stehen und holte mir Meggie zurück.
Sie rief mir etwas hinterher.
„Bis heute abend!“

Fortsetzung folgt
 
aus der Diskussion: Die Leiden eines Kochs
Autor (Datum des Eintrages): Wolfsbane  (28.04.06 22:24:20)
Beitrag: 11 von 74 (ID:21371843)
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