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Tango,
ohne Globalisierung hätten wir fast überhaupt kein Erdöl zum Heizen, sondern müßten unsere deutschen Wälder oder teure (und umständliche) Steinkohle und/oder billigere, sehr umweltschädliche Braunkohle (Schwefelgehalt) verheizen.
Ohne Globalisierung und ohne weltweiten Wettbewerb der Produkte wären viele Produkte deutlich teurer, oder es gäbe sie gar nicht. Ich mag nun mal keine deutschen Bananen, und deutsche Fotoapparate sind mir zu teuer. Deutsche Computer mit sämtlich in Dtl. entwickelten Komponenten kann ich mir nur ganz abstrakt in der Phantasie ausmalen.
Ich denke, es ist sinnvoll, daß die weltweit besten Produkte sich überall und auch bei uns durchsetzen. Die Alternative dazu wäre, daß in jedem durch Handelsbarrieren abgesonderten Bereich sozusagen das Rad nochmal erfunden werden müsste. Eine Autoindustrie nur für Luxemburg alleine finde ich zum Beispiel nicht sinnvoll, und dies gilt auch in etwas größerem Maßstab für Deutschland.

Da Deutschland einen deutlichen Handelsbilanzüberschuß (auch eine Folge von Globalisierung, denn Außenhandel ist ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Element der Globalisierung)
aufweist, glaube ich nicht, daß die Globalisierung bzw. der Außenhandel die hohe Arbeitslosigkeit verursacht. So könnte man eher argumentieren, wenn Dtl. ein großes Handelsdefizit hätte.
Ich bin vielmehr der Meinung, die hohe Arbeitslosigkeit wird verursacht
a) durch die Unflexibilität des dt. Arbeitsmarktes.
Da man Angestellte nur schwer und mit hohen Zusatzkosten bei schlechterer Auftragslage wieder entlassen kann, puffern Unternehmen dies durch hohe Überstundenzahlen der Stammbelegschaft ab. Völlig legitim und rational, aber Pech für Arbeitlose, die stattdessen eingestellt werden könnten.
b) die hohen Steuersätze, die Arbeitsteilung innerhalb Dtl. unattraktiv machen. Wenn man 5 Stunden arbeiten muß, um sich den Dienst eines anderen für 1 Stunde leisten zu können, verrichtet man manche Arbeit lieber selber. Pech für potenzielle Dienstleister.
c) nicht zu vergessen die kurzzeitige Arbeitslosigkeit, die durch Berufs- oder Anstellungwechsel entsteht. Kein Problem, macht aber auch einen Teil der Quote aus.
d) wenn man die Wahl hat zwischen Arbeitslosigkeit mit sagen wir 1500 DM Sozialleistungen insgesamt, oder Beschäftigung zu einem Nettolohn von 1800 DM, wie werden sich viele entscheiden? Hier besteht also für einige gar nicht erst ein großer Druck, eine neue Anstellung zu suchen.
e) (was habe ich noch vergessen?)

"Der Mittelstand verreckt"
Stimmt in gewissem Sinn.
Es ist in Dtl. durch die hohen Einkommensteuersätze nicht attraktiv genug, unternehmerisch tätig zu werden. Die Risiken liegen fast ausschließlich beim Unternehmer, im Erfolgsfall jedoch kommt der Staat und kassiert einen großen Teil der Gewinne. So werden viele davon abgeschreckt, tätig zu werden und Arbeitsplätze zu schaffen. Durch die hohen Steuersätze auf Gewinne werden zudem mögliche Investitionen und damit Schaffung von Arbeitsplätzen verhindert.

Außerdem widersprichst Du Dir teilweise selbst, Tango, wenn Du einerseits die Globalisierung anprangerst, aber dann wieder schreibst:
"Nimm mal die exportierende Industrie
weg -dann sieht es ganz düster aus"
Damit anerkennst Du doch die positiven Wirkungen des globalen Handels auf die dt. Wirtschaft.
 
aus der Diskussion: Kerstin Müller jetzt im ZDF - Unglaublich, haben die Grünen denn nur Scheiße im Kopf?
Autor (Datum des Eintrages): gholzbauer  (22.10.00 17:59:52)
Beitrag: 44 von 194 (ID:2145487)
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