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20.

Die Chefin ging mit ihrer Tochter fort. Ich war allein in der Küche, bis Ozzy wieder herein kam.
„Gleich kommen Bestellungen“, sagte er.
„Verkaufe ihnen Salate. Das kann ich schon allein.“
„Die Leute haben sich eben erst hingesetzt und nach den Speisekarten gefragt. Ich habe es der Chefin schon gemeldet. Sie kommt gleich zurück.“
„Alles klar.“
„Mit dem Chef habe ich heue morgen auch schon gesprochen.“
„Aha.“
„Du sollst nach draußen kommen. Er will dir etwas zeigen.“
„Wann?“, fragte ich.
„Jetzt sofort. Das passt noch. Draußen im Hof.“
Das klang fast so, als wollte er mich zum Duell fordern. Hatte man ihm jetzt auch erzählt, ich wäre in seine Tochter verliebt? Oder hatte ich gerade im Kühlhaus zu laut über ihr Gespräch mit ihrer Mama gelacht?
„Im Ernst? Jetzt noch? Wenn gleich Bestellungen kommen?“
„Ja. Beeil dich.“
„Worum geht es denn?“
Vielleicht wollte er auch mit mir unter vier Augen darüber reden, dass ich früher so oft die Schulen gewechselt hatte und als Wehrpflichtiger bei einer Ausbildungseinheit in Morthaim gewesen war, was ich möglichst verschwieg, weil es immer wieder hieß, es handle sich dabei um "Strafkompanie" für schwere Jungs. Vielleicht ging es darum, dass die Aushilfe in unserem Dorfrestaurant vor zwei Wochen mit mir allein in der Küche gewesen war und dann plötzlich so laut geschrieen hatte, dass man es bis auf die Straße hören konnte und der Chef mit noch offener Hose von seiner Frau gekommen war und mich seitdem der versuchten Vergewaltigung verdächtigte.
"Du sollst dich beeilen. Kannst du kein Deutsch mehr? Dépêche-toi!“
Ich ging zum Hinterausgang.

Fortsetzung folgt
 
aus der Diskussion: Die Leiden eines Kochs
Autor (Datum des Eintrages): Wolfsbane  (14.05.06 23:36:26)
Beitrag: 24 von 74 (ID:21582245)
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