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Bei GEOX stimmt die Richtung, auch wenn die Investoren heute Dampf ablassen und Gewinne mitnehmen. Vor allem im Ausland geht der Run auf die Kultschuhe mit den atmungsaktiven Sohlen weiter - und beschert der Firma aus Montebelluna in Norditalien ein passables Quartalsergebnis.




Der Umsatz sprang um 32 Prozent auf 245,3 Millionen Euro und lag damit im Rahmen der Erwartungen. Eines wird deutlich: Der Heimatmarkt Italien, auf dem die Erlöse um ganze fünf Prozent zulegten, verliert gegenüber dem Auslandsgeschäft an Bedeutung. Dagegen hat der Absatz in Europa um fast 47 Prozent auf 121,9 Millionen Euro zugenommen. Deutschland ist dabei mit 43 Millionen Euro Erlösen der zweitwichtigste Markt nach Italien.

Der operative Gewinn (EBITDA) von 85,4 Millionen Euro bedeutet ein Plus von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Konzerngewinn verbesserte sich um 16 Prozent auf 52,6 Millionen Euro. Damit hat sich die Dynamik gegenüber dem ersten Quartal 2005 abgeschwächt. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass der positive Effekt des Vorjahres teilweise durch die Umstellung der Bilanzierung von GAAP auf IFRS zustande kam.

Für das zweite Quartal erwartet Firmengründer Mario Moretti Polegato bei Umsatz und Ertrag ähnliche Wachstumsraten wie zuletzt. Richtig durchstarten will GEOX dann im zweiten Halbjahr. Dann sollen sich auch die Investitionen für die Expansion in Europa und in den USA auszahlen. Positive Signale kommen Auftragseingang für die Herbst- und Winterkollektion 2006: Dieser hat um 33 Prozent angezogen - deutlich mehr als bislang erwartet. Auch die Zahl der GEOX-eigenen Monobrand-Shops hat sich im April um 38 Prozent deutlich erhöht.

Hier setzt Europa mit einem satten Plus von 45 Prozent die Akzente. Nach oben zeigt auch die Tendenz am US-Markt, auf dem sich die Orders sich von einer niedrigen Basis ausgehend verdoppelten. Verträge mit Einzelhändlern wie Lord&Taylor oder Macy's West sollen helfen, lokalen Platzhirschen wie Timberland Marktanteile abzujagen. Dazu kommt das eigene Branding. Die Eröffnung eines Flagship-Store auf der New Yorker Edel-Shoppingmeile Madison Avenue im vergangenen Jahr gibt die Richtung vor. Auch in London will Geox noch 2006 einige Läden in Bestlagen eröffnen.

Geox ist bei den Casual-Schuhen die weltweite Nummer Drei. Mit vielfach patentierten Schuhsohlen, deren Membran Schweißausdünstungen rauslässt, aber das Eindringen von Wasser verhindert, ist das Unternehmen innerhalb eines Jahrzehnts zur weltweiten Nummer Drei unter den Herstellern von Freizeitschuhen aufgestiegen. Dem Preisdruck durch asiatische Anbieter weicht das Unternehmen aus, indem es Tochtergesellschaften in Rumänien und in der Slowakei sowie Drittfirmen produzieren lässt.


Der Anfangserfolg der neunziger Jahre mit Schuhen für Kinder hat sich längst auf Sneakers, Stiefel und Business-Schuhe übertragen. Der Anspruch als Gesundheitsapostel, den der Presidente Polegato mit dem Slogan "Der Schuh, der atmet" erhebt, wird damit geschickt in trendigen Schuhen mit ansprechendem Design verpackt. GEOX operiert dabei im mittleren Preissegment zwischen 70 und 150 Euro.

Nach dem Durchmarsch zur Nummer Eins in Italien soll die Expansion ins Ausland Garant dafür werden, dass die hohen Wachstumraten in den kommenden Jahren konstant bleiben. Gespannt darf man vor allem sein, wie sich Geox auf dem schwierigen US-Markt behauptet. Und die jüngsten Zahlen lassen erkennen, dass künftig auch der Verkauf mit atmungsaktiven Jacken und Mänteln signifikante Impulse liefern wird. Hier wird Geox im Frühjahr 2007 die erste Kollektion präsentieren. Langfristig plant das Management zwischen Schuhen und Bekleidung mit einem Einnahme-Split von 50:50.

Seit dem IPO Ende November war die Aktie auch ein Börsenrenner: Der Aktienkurs hat sich seitdem mehr als verdoppelt. Investoren zahlen für die Aktie des selbsternannten Schweißkillers das 23-fache des für 2007 erwarteten Gewinns je Aktie. Das ist ein happiger Preis, der deutlich über dem 2007er-KGV von Puma (17) oder Nike (15) liegt und eher an das Level von Luxusmarken made in Italy wie Tod's oder Bulgari reicht.

Zugegeben, die Aktie ist einen Touch spekulativer als Adidas-Salomon oder Puma. Dementsprechend hoch ist der Performancedruck, zumal sich die Wachstumskurve im bislang margenstärksten Heimatmarkt Italien abschwächt. Umgekehrt ist der Chance-Risiko-Hebel deutlich größer, wenn Geox weiterhin positiv überrascht - die entwicklung des Kult-Labels Puma seit 2001 läßt grüßen. Der heutige Kursverlust ist aus fundamentaler Sicht jedenfalls nicht begründet, denn die starke Auftragslage und das boomende Europageschäft sind Basis genug, um das dynamische Wachstum bei Geox fortzuschreiben. Langfristig orientierte Anleger greifen jetzt zu.
 
aus der Diskussion: GEOX-Italienische Ausnahmen
Autor (Datum des Eintrages): Dochmann  (16.05.06 07:51:09)
Beitrag: 8 von 12 (ID:21599191)
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