Fenster schließen  |  Fenster drucken



http://www.ftd.de/boersen_maerkte/marktberichte/74104.html

Dax und Stoxx-Schlussbericht

Inflationsangst löst Börsencrash aus

von Ralf Blasig, Hamburg

Furcht vor steigenden Zinsen und schwächerem Wachstum hat Europas Aktienmärkte dramatisch einbrechen lassen. Der Dax fiel mit fast 200 Punkten so stark wie seit fast vier Jahren nicht mehr an einem einzigen Tag.

Auslöser für die Verkaufswelle waren Inflationsdaten aus den USA. Dortstiegen die Preise im April im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Prozent. Die so genannte Kernrate, bei der die Energiekosten unberücksichtigt bleiben, kletterte wie im März um 0,3 Prozent. Experten hatten mit einem geringeren Anstieg gerechnet, sodass weitere Zinserhöhungen wahrscheinlicher geworden sind. In Europa legte die jährliche Inflationsrate auf 2,4 Prozent zu, im März waren es noch 2,2 Prozent.

Die heftige Reaktion auf US-Daten zeigt, wie anfällig die Börsen für schlechte Nachrichten geworden sind sind. "Der Markt ist hochgradig nervös", sagte Tim Sommer, Aktienstratege bei der BHF-Bank. "Da reichen kleine negative Meldungen aus, um die Kurse nach unten zu bringen."

"Der Markt will einfach nach unten", sagte auch Fidel Helmer, Leiter Wertpapierhandel bei Hauck & Aufhäuser. Nach der überraschenden Rally der vergangenen Wochen sei die Unruhe groß. "Wir waren überkauft. Es musste mal eine kräftige technische Reaktion kommen. Die haben wir jetzt." Nach Bekanntgabe der US-Daten war der Dax zunächst bis auf gut 5750 Punkte abgerutscht und fiel dann deutlich unter diese Marke. Zu Handelsschluss notierte er mit einem Minus von 3,4 Prozent bei knapp 5663 Punkten. Der europäische Soxx 50 gab 3,4 Prozent nach, der französische CAC 40 3,2 Prozent und der britische FTSE 2,9 Prozent.

"Riesige Gewinnmitnahme"

"Die Angst vor schwächerem Wachstum und steigenden Zinsen ist der entscheidende Grund für den Kursrutsch", sagte Gérard Piasko, Chief Investment Officer Private Banking bei Julius Bär. Noch dazu trübe der starke Anstieg von Europas Gemeinschaftswährung die Stimmung: "Wenn der Euro um sechs Prozent steigt, kann das Konjunkturklima nicht auf den vorherigen Rekordständen bleiben." Daher zögen Anleger die hohen Erwartungen des Markts auf steigende Unternehmensgewinne zunehmend in Zweifel.

Alain Bokobza, Leiter Europäische Aktienstrategie bei Société Générale, sieht in dem Kursrutsch gar die Umkehr eines seit 2003 anhaltenden Trends: "Die Phase in der europäische Aktien die US-Titel überflügelt haben ist vorbei. Es ist Zeit, US-Aktien höher zu gewichten und bei europäischen Werten vorsichtig zu sein." Der Hauptgrund dafür sei die Rückkehr der Inflationsangst, sagte Bokobza: „Das ist das Ende des Goldilocks-Szenarios von Wachstum ohne Inflation. Der Markt preist dieses Ende ein.“

"Das ist eine riesige Gewinnmitnahme raus aus Europa in die USA", sagte Ralf Elgeti, Leiter Europäische Aktienstrategie bei ABN Amro. Obwohl die US-Inflationszahlen den Crash der Aktienmärkte auslösten, verloren europäische Aktien und Anleihen stärker als die Titel in New York und sogar stärker als viele Papiere in Schwellenländern Südamerikas und Osteuropas.
 
aus der Diskussion: 10 Spekulative Gold-Silber-Uran-Gas Explorer / Produzenten mit 300 ++% Chancen!!
Autor (Datum des Eintrages): SilberEagle  (17.05.06 23:37:40)
Beitrag: 2,075 von 6,701 (ID:21630901)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE