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24.

Justine war nicht die Frau meines Lebens und in manchen Momenten fand ich sie nervtötend, aber die Vorstellung, dass Blücher sie kriegen würde, missfiel mir. Das war fast unerträglich. Ich weiß, dass macht den Eindruck, als sei ich eifersüchtig gewesen. Aber eigentlich war ich eher neidisch oder einfach mißgünstig. So war ich eben. Ich versuchte mich zu bessern.
Außerdem hatte ich es geschafft, mich für den nächsten Nachmittag mit Justine zu verabreden. Ehe Blücher zu seiner zweiten Chance kam.
Kaum war ich wieder umgezogen am Arbeitsplatz, kam Dajana durch die Küche ins Haus.
"Du sollst doch nicht den Hintereingang benutzen", sagte ich. "Du hast doch gehört, was deine Mutter gesagt hat."
Ich weiß nicht, warum ich das sagte, doch es machte Spaß.
"Ich komme vom Zwinger", sagte sie. "Darum!"
"Du warst mit dem Hund unterwegs?", fragte ich.
Das erschien mir irgendwie unwahrscheinlich, denn sie war hier die jüngste und schwächste Person.
"Sonst tut es doch keiner!"
Sie hielt ihre rechte Hand.
"Ich wollte ja...", begann ich.
"... aber du tust es auch nicht!", beendete sie. "Das habe ich schon gehört. Ich bin sehr enttäuscht."
"Was ist mit deiner Hand?", fragte ich.
"Der Hund hat einen anderen Hund gesehen und ist vor Neugier ausgeflippt. Meggie ist wild herumgesprungen, wollte sich im Überschwand der Gefühle losreißen und hat mir bei dem ganzen Tanz die Leine um die Finger gewickelt."
"Was ist mit deiner Hand?", fragte ich.
"Kaputt. Sie hat mir einen Finger gebrochen."
Ihr Blick sagte alles. Das war meine Schuld.
"Das tut mir leid."
"Okay. Ich gehe jetzt und hole mir ein Pflaster."
"Damit musst du zu einem Arzt", sagte ich.
"Das mache ich schon", sagte sie. "Darum brauchts du dich nicht zu kümmern."
Sie ging.
Ich sah ihr nach.
Es gibt etwas, wofür Frauen nie zu jung sind.
Sie können einem immer Sorgen bereiten.
Danach ging ich jeden Nachmittag mit dem Hund raus. So war das eben. Man sah ein weibliches Wesen, guckte ihr zu tief in die Augen, lernte sie kennen und dann...
...endete man mit einem Hund.
Darum fing diese Geschichte erst mit Dajana an. Weil mein vorheriges Leben nicht anders gewesen war.
Ich wollte mich nicht wiederholen.

Fortsetzung folgt
 
aus der Diskussion: Die Leiden eines Kochs
Autor (Datum des Eintrages): Wolfsbane  (23.05.06 12:53:09)
Beitrag: 30 von 74 (ID:21754831)
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