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[posting]21845533[/posting]Financial Times Deutschland 28.04.06


» Teures Spielgeld «
von Claus Hecking
Beim Online-Auktionshaus Ebay gibt es offenbar gar nichts mehr, was es nicht gibt. Nachdem Produkte wie Original-Laub aus Schleswig-Holstein, der Stein der Weisen sowie das äußerst dubiose Angebot "Kiste Bier + Sixpack (wbl. 30-36)" Abnehmer fanden, wagen sich findige Versteigerer nun an den Währungsmarkt.
"Investieren SIE JETZT in die NEUEN IRAKISCHEN DINAR!", steht in dicken Lettern auf den Ebay-Seiten - und tatsächlich haben die Anbieter schon Kunden gewonnen. Am Donnerstag etwa legte ein Hobby-Währungsspekulant für 250.000 neue irakische Dinar stolze 180 Euro plus Porto hin. Dabei liegt der tatsächliche Marktwert der Viertelmillion nicht einmal bei 140 €.

Die Verkäufer setzen auf Monopolgewinne. Schließlich lässt sich die Währung des Krisenstaates zurzeit weder bei Banken in Europa noch in den USA erwerben. "Der Irak erlaubt pro Person maximal eine Ausfuhr von fünf Dinar (knapp 0,003 Euro)", sagt Harwig Wild, Schwellenländer-Experte des Bankhauses Metzler.

Außerdem winken den Dinar-Käufern astronomische Profite - glaubt man den Anpreisungen der Versteigerer: "Wenn die Währung ihren Wert vom Jahr 2002 wieder erreichen sollte, werden Ihre 41.000 Dinar ca. 11.788 Euro wert sein", verspricht ein Angebot. Die Chancen hierfür stünden gut, da dem Irak satte Ölgewinne winkten. "Experten sind der Meinung das die Währung wieder auf den Vorkriegswert von 2002 Steigen wird", heißt es in überarbeitungsbedürftiger Rechtschreibung.


"Purer Nepp"

Von der FTD befragte Fachleute sind anderer Ansicht. "Das ist purer Nepp", meint Christian Pohl, Stratege der auf den Devisenhandel spezialisierten FXdirekt Bank: "Der Irak rechnet seine ganzen Öleinnahmen in US-Dollar ab." Auch Dietmar Hornung, Schwellenländer-Experte der Deka-Bank, schließt Kursgewinne aus: "Der Dinar ist an den Dollar gekoppelt. Und wäre er das nicht, so würde er wohl kräftig unter Druck geraten."

Schließlich weise der Irak im Gegensatz zu fast allen anderen Golfstaaten ein "desaströses" Leistungsbilanzdefizit von mehr als zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf. Im neuesten Kreditwürdigkeitsranking der Zeitschrift "Institutional Investor" liegt der Golfstaat auf Rang 172 von 173 Nationen. Dahinter lauert Nordkorea - dessen Bonität sich im Gegensatz zum Irak deutlich verbessert. "Wer in solche Währungen investiert, geht extreme Risiken ein" , warnt Hornung.


"Die Scheine sind echt"

Hinter den Versteigerungen stehen Großhändler wie die in Portugal ansässige Iraqi Dinars Trading Company. "Wir haben seriöse Bezugsquellen vor Ort: Die Scheine sind echt", versichert Firmenchef Bruce Topholme. Allerdings könne er nicht kontrollieren, ob das Geld geschmuggelt werde. "Natürlich ist es ein Glücksspiel, irakische Dinar zu kaufen", sagt Topholme, "aber niemand wird dazu gezwungen."

Ihre neuen Dinar werden die stolzen Käufer so schnell nicht mehr los. "Dieses Geld tauscht Ihnen keine Bank mehr zurück", sagt Thomas Heidl von der auf Exoten-Devisen spezialisierten Reisebank.:cry::cry: "Ich würde den angolanischen Kwanza bevorzugen", spöttelt FXdirekt-Mann Pohl: "Die haben auch Öl - und der Krieg ist dort schon vorbei."
 
aus der Diskussion: Irakische Dinar - Chance od. Trash
Autor (Datum des Eintrages): stiefelriemen  (28.05.06 21:06:12)
Beitrag: 11 von 25 (ID:21852953)
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