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spicault, ich möchte Dir einen Rat geben: es hat noch nie Erkenntnisgewinn gebracht, sich durch unseriöse Beiträge im Internet "fortzubilden". Du zitierst hier Leute, die klar ihre politischen Überzeugungen über wissenschaftliche Regeln stellen. Es gibt einen wissenschaftlichen Konsens darüber, was auf der Erde geschieht, und der hat sich in mühevoller Diskussion gebildet. Da ist es einfach nicht zielführend, wenn dann eine kleine Minderheit von Wissenschaftlern dies alles inklusive IPCC einfach zur Verschwörung erklärt, und einen Haufen Dummköpfen.

Ich weiß auch nicht, wie Du eigentlich hier die Wahrheit herausfinden willst. Willst Du über wissenschaftliche Fachliteratur und sektiererische Grauliteraturpamphlete gleichgewichtet mitteln? Das ist etwa so vernünftig, wie die Länge der Nase des Kaisers von China zu ermitteln, den niemand ansehen darf, indem man die Angaben aller Untertanen über die Nasenlänge mittelt.

Die Leipzig-Erklärung kannst Du in die Mülltonne stopfen, weil sie veraltet ist. Seit Mitte der 90er Jahre ist bereits ein Jahrzehnt vergangen, in dem alle Zweifel, die in dieser Deklaration geäußert wurden, klar widerlegt wurden. Das ist nämlich ein weiteres Problem bei Deiner Recherche, daß Du Dir nicht im klaren darüber bist, wie Du all diese Pamphlete im Internet auch in ihrer zeitlichen Reihung zu gewichten hast. Ich würde Dir anraten, Dich über www.wmo.ch und dort über IPCC kundig zu machen. Ich glaube aber, daß das schwierig wird schon dadurch, daß Du zuvor erst mal Deine naturwissenschaftlichen Kenntnisse entsprechend ausbauen müßtest, um überhaupt ein Gefühl dafür zu bekommen, wie man Daten wichtet und woran man seriöse Publikationen erkennt. An puhvogels Diagrammen (dankeschön) kannst Du z.B. schön erkennen, was für eine bösartige Verdrehung der Daten es ist, wenn man ausgerechnet die Zeit von 1998 bis 2005 aus dem Gesamttrend herausgreift, also direkt nach einem lokalen Maximum. Das wäre so sinnvoll wie zu sagen, Aktien wären eine untaugliche Geldanlage, indem man nur die Zeit vom Frühjahr 2000 bis Frühjahr 2004 betrachtet.

Daß Du auf Argumente, die man Dir bringt, einfach irgendwelche Kopien anderen an den Kopf wirfst, zeigt meiner Ansicht nach auch, daß Du Dich hier selbst überforderst. Erwarte nicht von anderen, daß sie Dir etwas erklären, was Du im Internet gefunden hast; das würde jedes vernünftige Zeitbudget übersteigen. Wenn Du selbst etwas verstanden hast und das mit Deinen eigenen Worten vorbringst, ist es viel eher sinnvoll, das auch zu diskutieren. Deine Pamphlete hier sind Tendenzbeiträge, keine Wissenschaft, und daher für die Diskussion wertlos. Ich würde nicht so weit gehen, wie bares&nobles, der die Klimawandelleugner im gleichen Umfeld sieht, wie die Kreationisten. Ich selbst hatte den Vergleich nur gebracht, um den wissenschaftlichen Wert der Pamphlete zu kennzeichnen. Aber andererseits ist es plausibel, daß hier einiges parallel läuft, nicht nur aus den genannten Gründen von bares&nobles, sondern eigentlich noch mehr, weil der politische Hintergrund der gleiche ist. Es sind bestimmte konservative Kreise aus den USA, die gleichermaßen Interesse daran haben, die Evolutionstheorie anzugreifen wie auch den wissenschaftlichen Konsens über den ablaufenden Klimawandel. Beim ersteren geht es um das Durchsetzen konservativer Werte in der Ethikdebatte, beim zweiten um eine bestimmte Wirtschaftsagenda des laissez-faire. Ich deute den Hintergrund an, aber ich baue nicht meine Argumentation darauf. Die Argumentation baue ich darauf, daß die wissenschaftliche Begründung der Klimawandelleugner im Vergleich zu dem allgemeinen wissenschaftlichen Konsens schwach ist.
 
aus der Diskussion: Globale Erwärmung durch Treibhauseffekt - nur ein Mythos der Linken?
Autor (Datum des Eintrages): for4zim  (28.06.06 07:41:16)
Beitrag: 14 von 57,972 (ID:22308962)
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