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Der älteste Traum des Menschen ist die Unsterblichkeit. Ewig jung zu sein und keine Existenz vom Tod gilt es mit Hilfe der Biotechnologie zu verwirklichen. Welche Prozesse und altern und sterben lassen, wissen die Biologen schon heute. Die Geschwindigkeit, mit der diese Prozesse nach und nach entschlüsselt werden ist atemberaubend. Das Fazit: Unsterblichkeit ist möglich, fraglich ist nur noch ob in 10, 20 oder 1000 Jahren.
Vorrangiges Ziel der Wissenschaft ist es, das Altern der Zellen aufzuhalten und abgenutzte Zellen durch neue zu ersetzen, so könnten die Gesetze der Natur überwunden werden.
Das Altern unseres Körpers ist so programmiert, dass wir nicht Konkurrenten unserer Nachkommen werden, das ist der Sinn der Evolution. Der Mensch ist nur während seiner Fortpflanzungszeit gesund, danach treten Krankheiten ein, denn das Altern und der Tod sind in unseren Genen vorprogrammiert.
Es gibt augenblicklich eine Reihe spektakulärer Experimente, die sich mit diesem Themenkomplex praktisch auseinandersetzen.
Fruchfliegen:
In Kalifornien werden momentan Fruchfliegen mit einer doppelt so hohen Lebenserwartung geschaffen. Die Fruchtfliegen paaren sich während des ganzen Jahres, wobei die Eier junger Fliegen im Experiment zerstört und nur die Eier älterer Fliegen mit Genen für ein langes Leben am Leben erhalten wurden. Die Fruchtfliegen lernten so im Laufe der Zeit, dass sie sich erst im fortgeschrittenen Alter fortpflanzen sollen. Somit konnte die Lebensspanne dieser Tiere innerhalb von einem Jahrzehnt verdoppelt werden. Diese Fruchtfliegen sind wesentlich resistenter als schnell alternde Zeitgenossen, sie fliegen mehr herum und haben auch mehr Sex.

Der Mensch hat eine festgelegte Lebensspanne: im Alter von 120 Jahren spätestens ist der Körper verschlissen, Gewebe und Organe funktionieren nicht mehr problemlos.
In der Entwicklung des menschlichen Lebens teilen und verfielfachen sich die Zellen im menschlichen Körper, alte und kranke werden durch neue ersetzt. Nach ungefähr 100 Teilungen stirbt eine Zelle ab, es kommt zu Herzproblemen, Arthritis und anderen Krankheiten im Alter. Diese Krankheiten können nur verhindert werden, wenn die innere Uhr des Menschen erkannt und zu seinen Gunsten verstellt wird.
Das anschaulichste Beispiel des schnellen Alterns des menschlichen Körpers ist die Krankheit Progerie. Die meisten Progeriekranken sterben an Herzkrankheiten, Schlaganfällen oder Arteriosklerose spätestens im zweiten Lebensjahrzehnt. Das Rätsel dieser Krankheit ist, dass bei den betroffenen Kindern der Alterungsprozeß ganz plötzlich eintritt, was aber wiederum die Schlussfolgerung zulässt, dass der Alterungsprozeß auch verlangsamt werden kann, wenn er beschleunigt eintreten kann. Es tickt eine Zeitbombe in den Zellen des menschlichen Körpers, bei Progeriekranken ist diese und somit die der Zellen falsch eingestellt.
An den Enden eines Chromosoms befinden sich Telomere, sogenannte Schutzkappen. Bei jeder Zellteilung werden diese Telomere immer kürzer, bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Informationen der Zelle, die DNA, beschädigt werden und nach weiteren Teilungen letztendlich zerstört werden.
Progeriekranke haben schon von Geburt an viel zu kurze Telomere, die Frage ist nur: warum? Findet man darauf die Antwort, so kann die Beschleunigung des Alterns bei diesen Menschen verlangsamt werden. Bei diesen Kindern kann also bewiesen werden, wie man das Altern en général verlangsamen kann, indem man Zellen zum langsameren Altern bringen kann.
Zuerst müssen die lebensnotwendigen Zellen, wie beispielsweise Herzkranz- und Blutgefäße durch gesunde Zellen ersetzt werden.

In einem Labor in Texas versuchen Forscher augenblicklich, die Telomere von Zellen neu zu strukturieren: Progerie könnte so geheilt und der Alterungsprozeß verzögert werden. Ziel ist es, dass sich die Telomere bei den Zellteilungsprozessen nicht verkürzen dürfen.
Es existiert ein Enzym, welches für den Aufbauprozeß der Telomere verantwortlich ist: die Telomerase. Erwachsene Zellen produzieren dieses Enzym nicht mehr, nur Spermien und Eizellen besitzen dieses Enzym. Die Frage ist nun: wie können erwachsene Zellen dieses Enzym produzieren?
Ein Experiment wurde vor kurzer Zeit an Zellen eines alten Mannes vollzogen:
Kopien des Gens, welches an der Produktion von Telomerase verantwortlich ist, wurde in die Zellen in einer Petrieschale eingespritzt, die Analyse zeigte ein paar Tage später, dass Telomerasemoleküle nachzuweisen waren, das Enzym hatte sich gebildet.
Der Alterungsprozeß einer Zelle konnte so zum ersten Mal aufgehalten werden und eine alte Zelle konnte wieder wie eine junge funktionieren. Jetzt, zwei Jahre später, teilen sich die Zellen immer noch, ohne dass die Telomere kürzer werden. Normale Zellen teilen sich 90-100 Mal, diese Zellen teilten sich mittlerweile schon über 400 Mal. Man geht davon aus, dass sie sich niemals aufhören zu teilen.
Wird Telomerase in eine gewöhnliche Zelle gebracht, so ist diese nicht mehr zu stoppen, ein winziger Teil des menschlichen Körpers hat somit Unsterblichkeit erlangt. Telomerase ist ein hilfreiches Mittel gegen das Altern.
Einziger Haken an der Sache ist, dass die Telomeraseherstellung bisher nur in einer Petrieschale funktioniert, der menschliche Körper ist viel zu komplex, und es stellt sich die Frage, wie es ermöglicht werden soll, diese Gene in die einzelnen Zellen eines Menschen zu bringen. Ein weiterer Haken ist, dass das Anheizen der Zellen, Telomerase zu produzieren unweigerlich zu Krebs führt. Krebszellen bilden Tumore, weil sie nicht aufhören, sich zu teilen, sie sind unsterblich. Es würde dem Menschen dadurch kein ewiges Leben sondern Krebs geschenkt werden.

Aber es gibt noch andere Wege zur Unsterblichkeit.
In Philadelphia wurde eine erstaunliche Entdeckung gemacht:
Der menschliche Körper besitzt eine urzeitliche Funktion der Selbsterneuerung.
In einem Experiment mit Mäusen, denen ein Teil vom Immunsystem fehlte, wurde ihnen zur Identifizierung Ohrlöcher gestochen. Als das Ergebnis drei Wochen später ausgewertet werden sollte, stellten die Wissenschaftler fest, dass die Mäuse zwar noch da waren, aber die Ohrlöcher nicht mehr. Auch fand man kein vernarbtes Gewebe, sie hatten sich vollständig regeneriert und sowohl Knorpel, Haut als auch Blutgefäße hatten sich neu gebildet.
Diese Mäuse hatten somit die besondere Fähigkeit erlangt, Wunden selbst zu heilen.
Weitere Beispiele für solche Fälle finden wir im Reich der Amphibien: Salamander und Molche beispielsweise haben die Fähigkeit, verlorene Körperteile wie Beine oder Schwänze durch neue ersetzen zu können. Die Zellen dieser Tiere sind auf Neuproduktion programmiert. Den Säugetieren ist im laufe der Evolution diese Fähigkeit verloren gegangen. Die Mäuse von Philadelphia jedoch hatten diese Fähigkeit auf wundersame Weise wieder erlangt.
Das Phänomen wurde weiter untersucht. Die folgenden Experimente sollten zeigen, inwieweit diese Mäuse sich selber heilen konnten. Abgeschnittene Schwänze wuchsen wieder nach, durchtrennte Sehnerven wuchsen wieder zusammen, Knochen, Muskeln als auch Teile des zentralen Nervensystems konnten wieder nachwachsen, was mit der Regeneration einer teilweise entfernten Wirbelsäule deutlich wurde. Die Tragweite dieser Experimente ist enorm:
Wissenschaftler könnten den menschlichen Körper so stimulieren, dass verletzte oder kranke Organe durch neue ersetzt werden, war der Gedanke, der aus den Versuchen resultierte. Diese Mäuse machen uns vor, wie der menschliche Körper völlig erneuert werden könnte.
Die zentrale Frage ist jedoch: wie ist es den Nagern möglich, Teile ihres Körpers zu regenerieren?
Fakt ist, dass ihnen ein Teil vom Immunsystem fehlt. Weiter steht fest, dass es nur einen Zeitpunkt gibt, an dem sich Zellen selbst regenerieren können. Dies ist im Stadium des Embryos, in dem sich die embryonalen Stammzellen einen Tag nach der Befruchtung beginnen zu teilen, um die Grundelemente des menschlichen Körpers wie das Skelett, das Gehirn und das Herz zu bilden. Ist der Fötus schließlich gebildet, sind keine embryonalen Stammzellen mehr vorhanden.
Diese Art der Zellen tritt nur noch bei einer bestimmten Art von Krebs wieder auf:
Dem Terratokarzinom. Dabei handelt es sich um die bizarrste Art eines Tumors. Er ist sogar in der Lage Zähne, Blutgefäße, Nerven, Haare oder gar ein Herz zu bilden. Die Nerven reagieren sogar auf Berührungen, dies ist bei keiner anderen Krebsart ähnlich. Die embryonalen Stammzellen dieses Tumors versuchen einen neuen Embryo zu bilden.
Auf Grund dieser Tatsache ließen Wissenschaftler Stammzellen eines Terratokarzinoms in einer Petrieschale wachsen. Ziel ist es, die Selbsterneuerung der Zellen und die Entwicklung dieser Zellen zu kontrollieren. Auf diesem Wege könnten alte, kranke oder verletzte Organe des menschlichen Körpers eines Tages ersetzt werden können durch neue.

Ein weiteres äußerst interessantes Experiment wurde an einem Schlaganfallpatienten in Pittsburgh vorgenommen, dessen Gehirnzellen repariert werden sollten. Embryonale Stammzellen eines Terratokarzinoms, die Gehirnzellen (Neuronen) gebildet hatten, wurden eingefroren und bei diesem Schlaganfallpatienten in ein kleines Loch im Kopf in das Gehirn gespritzt. Die neuralen Verbindungen sollten auf diesem Wege wieder verknüpft werden.
Fazit war, dass der Patient tatsächlich wieder vollkommen geheilt werden konnte. Mit diesem Experiment vor kurzer Zeit war man der Unsterblichkeit wieder ein Stück näher gekommen. Ein alternder Körper könnte mit Hilfe embryonaler Stammzellen vollkommen erneuert werden. Die alten Zellen sterben weg und wir würden immer jünger werden.

Eine völlig neue Technologie macht es möglich, Körperzellen in embryonale Stammzellen zurückzuverwandeln, diese zu klonen und danach in den menschlichen Körper zurückzuführen. Die Zellen müssten jetzt nur noch so programmiert werden, dass eine embryonale Stammzelle jeden Teil des Körpers auf Kommando formen kann. Dann könnte die DNA aus jedem Teil des menschlichen Körpers genommen werden. Diese Technologie muß schon bei der Geburt genutzt werden, wo Körperzellen eingefroren werden müssen. Diese müssten dann verschieden programmiert werden und verschiedene Zellkomplexe der Körpergrundstruktur bilden, die dann je nach Bedarf aufgetaut werden können und beispielsweise, bei Verbrennungen der Haut, die zerstörten Bereiche ersetzen können.
Bisher weiß jedoch noch niemand so recht, wie der Körper den Zellen signalisiert, zu welchen Zellen sie innerhalb des Körpers werde sollen.
Doch Human Genome Sciences ist bereits weiter. Das Unternehmen rechnet damit, dass es bereits im Jahre 2075 den ersten unsterblichen Menschen geben wird. Ehrgeiziges Ziel des Unternehmens ist es, sämtliche chemischen Signale des Körpers zu entschlüsseln, mit denen der Körper festlegt, was mit den einzelnen Zellen passiert. Beispielsweise zeigen Hormone und Proteine dem Körper, dass Zellen sich erneuern sollen. Es besteht jetzt schon eine virtuelle Sammlung aller Signale (Beispiel Gewebeaufbau zur Geburt), jetzt muß dieses bestehende Puzzle nur noch zusammengesetzt werden, um herausfinden zu können, welche Signale beginnen und enden lassen. Diesbezüglich herrschen bis dato lückenhafte Informationen. Wenn man ein Blutgefäß entnimmt und die drei bestehenden Gewebearten voneinander trennt und die einzelnen Zellverbände getrennt voneinander wachsen lässt und sie dann wieder aufrollt, schafft man ein funktionierendes Blutgefäß, welches transplantiert werden kann. Zellen sollen ohne chirurgischen Eingriff die Fähigkeit erlangen, sich selbst zu reproduzieren. Dies soll mit Hilfe von Spritzen ermöglicht werden. Auf diesem Wege ist es möglich, die Lebensspanne unendlich zu verlängern.

Eine weitere Möglichkeit Unsterblichkeit zu erlangen wäre die genetische Manipulation:
Zellen sollen so genetisch bearbeitet werden, dass der Alterungsprozeß unterbunden wird. Dazu muß allerdings das komplette genetische Programm des Menschen verstanden werden und schon am Embryo eine genetische Korrektur erfolgen. Wissenschaftler müssen dafür die Gene kennen, die den Alterungsprozeß auslösen, um diese schon im Embryoalter umprogrammieren zu können. Unsterblichkeit wäre auf diesem Wege in den Genen der Menschheit festgeschrieben und es würde unsere Art und unsere Entwicklung grundlegend verändern.
Es wäre das Ende der Evolution.
Kritiker merken an, dass momentan leichtsinnig mit den Gesetzen der Natur gespielt wird.
Eine weitere Tatsache wäre, dass nur Reiche ewiges Leben in der jetzigen Gesellschaft erringen könnten.
Wie aber ließe sich die Weltbevölkerung kontrollieren – wäre das das Ende der 3.Welt?
Wie würden wir die mehrgewonnene Zeit nutzen?


Quelle: www.suntrade.de
 
aus der Diskussion: mitgedacht
Autor (Datum des Eintrages): andiw  (07.11.00 20:15:07)
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