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Zapf Creation droht ein heißer Sommer

Von Christine Benders-Rüger und Michael Matern
Dow Jones Newswires

RÖDENTAL (Dow Jones)--Dem fränkischen Puppenhersteller Zapf Creation droht bis zur Hauptversammlung Ende August ein heißer Sommer. Nicht nur hat der Aufsichtsrat in seiner HV-Einladung vorgeschlagen, den meisten ehemaligen Vorständen die Entlastung zu verweigern. Im derzeit herrschenden Übernahmekampf um das angeschlagene Unternehmen hat sich ein dritter Akteur eingeschaltet. Die britische Trafalgar Asset Managers ließ Zapf wissen, dass sie 5,65% der Aktien halte. Weitere Angaben zu ihren Plänen wollte sie am Montag nicht machen.

Der Einstieg des Beteiligungsfonds zeige, dass die Branche auf ein höheres Übernahmegebot spekuliert, meint Analyst Roland Koenen vom Bankhaus Lampe. Für die Aktionäre von Zapf sei dies eine gute Entwicklung. Trotzdem rät der Analyst zum abwarten, bis klarer wird, wie die weitere Entwicklung bei Zapf aussieht. Weder habe der US-Spielwarenkonzern MGA Entertainment, der 19,4% an Zapf hält, ein konkretes Übernahmeangebot vorgelegt, noch habe er Angaben zur angestrebten Beteiligung gemacht.

Mit dem Einstieg des Hedgefonds Trafalgar spitzt sich die Situation eine Woche vor dem Ende der Übernahmefrist von Bandai zu. Denn mit der Übernahme von 5,65% durch Trafalgar und den 19,4%, die MGA direkt und indirekt hält, kann Bandai die selbst gesteckte Latte von mindestens 75% nicht mehr erreichen, wenn nicht einer der beiden Aktionäre verkauft.

Auch Gerhard Jäger von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) glaubt nicht, dass die vom japanischen Bandai-Konzern gebotenen 10,50 EUR je Zapf-Aktie das letzte Wort sein könnten. "Der erste Preis war wohl nicht das Ende der Fahnenstange", so der Aktionärsschützer. Für den Zapf-Aktienkurs sei die aktuelle Entwicklung auf jeden Fall positiv.

Seit der Tamagotchi-Hersteller Namco Bandai im Juni seine Absicht veröffentlicht hat, Zapf vollständig zu übernehmen, notierte der Aktienkurs kontinuierlich über dem gebotenen Preis von 10,50 EUR. Am Montag legen die Aktien bis zum frühen Nachmittag um 0,4% auf 10,81 EUR zu, ihr Jahreshoch hatten sie im Juli mit 11,10 EUR markiert.

Neuer Spieler im Übernahmepoker

Der kalifornische Spielwarenkonzern MGA Entertainment hält seit seinem Einstieg Anfang Juli ziemlich bedeckt. Während es zunächst geheißen hatte, MGA strebe "die Realisierung von Synergien zwischen beiden Gesellschaften durch eine strategische Partnerschaft" an, kam vergangenen Freitag die Mitteilung, MGA habe die kartellrechtliche Freigabe für eine Übernahme von Zapf erhalten. Nun habe MGA die Möglichkeit, weitere Aktien zu kaufen, hieß es lediglich.

Zapf Creation selbst scheint nun wieder hin- und hergerissen, nachdem es zunächst schien, dass das Traditionsunternehmen mit der Übernahme durch Namco Bandai die Turbulenzen der vergangenen Monate endlich hinter sich lassen könnte. Nach Manipulationen, die zu einem Neuausweis der Bilanzen 2004 führten, und einem umfassenden Umbau des Vorstandes sah Zapf in der Übernahme durch Namco Bandai die Möglichkeit, "von der weltweiten Präsenz und Vertriebskraft Bandais" zu profitieren, "vor allem in den für die Gesellschaft strategisch wichtigen asiatischen und nordamerikanischen Märkten".

Doch während das Bandai-Angebot vom 12. Juni noch einen 18-prozentigen Aufschlag auf den durchschnittlichen Aktienkurs der drei vorhergehenden Monate darstellte, hat die MGA-Beteiligung auch die Harmonie bei Zapf durcheinander gebracht. Der überwiegende Teil des Zapf-Aufsichtsrates kam Anfang Juli zu der Überzeugung, dass MGA mit ihrem Einstieg deutlich gemacht habe, mehr als die von Bandai gebotenen 10,50 EUR je Zapf-Aktie zu zahlen. Der Aufsichtsrat empfahl daher, dass Bandai-Angebot nicht anzunehmen. Nur der Vorsitzende des Gremiums enthielt sich der Stimme.

Der Vorstand von Zapf unterstützt das Angebot von Bandai dagegen weiterhin und erachtet den Angebotspreis als angemessen. Trotzdem wollte auch er seinen Aktionären nicht mehr empfehlen, dass Bandai-Gebot anzunehmen. Er begründete dies mit Unsicherheiten über den künftigen Aktienkurs. Weder sei auszuschließen, dass der Kurs "bei einer möglichen künftigen Zusammenarbeit mit MGA über den Angebotspreis" von Bandai steigen werde, noch sei auszuschließen, "dass der Aktienkurs unter das aktuelle Niveau fallen wird, sollte das Angebot von Bandai scheitern und MGA kein alternatives Übernahmeangebot gemäß WpÜG vorlegen".

MGA hat indes deutlich gemacht, dass die Zeit drängt. "Aber Schnelligkeit ist ein wichtiger Faktor und wir müssen sofort handeln, damit uns jetzt nicht die Chance entgeht, mehr Produkte in diesem Herbst sowie im Frühjahr 2007 verkaufen zu können, insbesondere in Nordamerika", sagte der Gründer und CEO von MGA, Isaac Larian laut einer Mitteilung.

Bilanzunregelmäßigkeiten haben ein Nachspiel

Als hätte Zapf Creation mit seinen beiden Interessenten nicht genug offene Fragen zu klären, sind auf der kommenden Hauptversammlung am 29. August auch noch verschiedene Altlasten aufzuarbeiten. Der Aufsichtsrat von Zapf will eine Entlastung seiner Ex-Vorstände verhindern und hat einen dementsprechenden Antrag in die HV eingebracht. Nur Entwicklungsvorstand Angelika Marr soll für das Geschäftsjahr 2005 die Entlastung erteilt werden.

Die Entlastung der übrigen Vorstandsmitglieder soll "aufgrund der laufenden Untersuchungen" dagegen vertagt werden, heißt es in der Zapf-Einladung zur Hauptversammlung weiter. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Thomas Eichhorn sowie die Ex-Finanzvorstände Rudolf Winning und Peter Klein sollen nicht entlastet werden. Damit wolle sich das Unternehmen die Möglichkeit offen halten, auch rechtlich gegen die ehemaligen Manager vorzugehen und eventuelle Schadenersatzansprüche geltend zu machen, heißt es von Beobachtern.

Seltsam still bleibt dagegen Zapf selbst. Mehrfacher Versuche, das Unternehmen zu kontaktieren, schlugen fehl. Man sei in Besprechungen, hieß es stets.

Gerhard Jäger von der Sdk wollte sich zu der bevorstehenden HV noch nicht im Detail äußern. In einem Punkt zeigte er sich aber sicher: Es werde wohl eine "turbulente" Veranstaltung.

-Von Christine Benders-Rüger und Michael Matern, Dow Jones Newswires,
+49 (0)69 29725 111, unternehmen.de@dowjones.com
DJG/DJN/cbr/mim/smh
 
aus der Diskussion: Zapf Creation kaufen
Autor (Datum des Eintrages): dragon99  (24.07.06 21:46:58)
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