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ZAPF

Dompteur im Puppenzirkus

Der Puppenhersteller Zapf kommt nicht zur Ruhe. Vor wenigen Tagen ging der Aufsichtsratschef im Streit, gegen den Ex-Kämmerer ermittelt die Staatsanwaltschaft. Ob der neue Oberkontrolleur die laufende Übernahmeschlacht im Sinne der Anleger entscheidet, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

München - Der vor der Übernahme stehende fränkische Puppenhersteller Zapf Creation hat wenige Tage nach dem Rücktritt des bisherigen Amtsinhabers einen neuen Aufsichtsratschef gefunden. Der Spanier Miguel Perez-Carballo Villar sei zum neuen Chef des Kontrollgremiums gewählt worden, teilte Zapf mit. Das Gremium, das derzeit nur aus drei Personen besteht, habe zudem Francesc Robert zu Villars Stellvertreter bestimmt.

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Unprofitabel, aber begehrt: Der Puppenhersteller Zapf
Villars Vorgänger Martin Gruschka war am vergangenen Montag mitten im laufenden Zapf-Übernahmepoker zwischen dem japanischen Bandai-Konzern und dem US-Unternehmen MGA ohne Angabe von Gründen zurückgetreten. Zuvor hatte sich Gruschka mit den drei spanischen Aufsichtsratsmitgliedern überworfen. Der zurückgetretene Aufsichtsratschef stellte sich wie der Vorstand an die Seite der Japaner und befürwortete deren Angebot von 10,50 Euro je Zapf-Aktie. Die restlichen Aufsichtsratsmitglieder lehnten nach dem Einstieg des US-Puppenhersteller MGA die Offerte jedoch ab - offensichtlich in der Hoffnung, einen höheren Preis erzielen zu können. Der Spielehersteller Bandai jedoch erklärte, sein Angebot nicht erhöhen zu wollen.

Derzeit streiten Bandai und MGA um die Kontrolle bei den Franken. Bandai, der Hersteller von "Power-Rangers"-Spielpuppen und des elektronischen Haustiers Tamagotchi, hatte Mitte Juni sein Übernahmeangebot vorgelegt. MGA konterte mit dem Erwerb von mehr als 18 Prozent der Zapf-Anteile und dem Angebot einer Vertriebskooperation. Nach der Freigabe durch das Bundeskartellamt kündigte MGA an, seinen Zapf-Anteil weiter aufstocken zu wollen. Vor wenigen Wochen hat MGA nach SPIEGEL-Informationen bereits ein Büro in Darmstadt eröffnet, um seine Offensive vorzubereiten.

MGA ist in Amerika mit seinen "Bratz-Puppen", die den Barbie-Puppen von Mattel ähneln, sehr erfolgreich. Zapf produziert Puppen, die gebadet werden oder weinen können. Aufgrund von Absatzschwierigkeiten war Zapf in die Krise gerutscht und musste mehrfach seine Geschäftsprognosen zurücknehmen. Im Zuge der Restrukturierung baute der Hersteller von "Baby Born" oder "Chou Chou" massiv Personal ab. Zusätzlich belastete eine Sonderprüfung wegen Unstimmigkeiten in den Bilanzen das Unternehmen.

Der Rödentaler Puppenhersteller beschäftigte Ende März 374 Mitarbeiter und wies im Geschäftsjahr 2005 einen Verlust von rund 27 Millionen Euro bei einem Umsatz von 140,7 Millionen Euro aus. Die Staatsanwaltschaft Hof ermittelt gegen den früheren Zapf-Finanzvorstand Rudolf Winning wegen Verdachts des Betrugs und der Untreue.

manager-magazin.de mit Material von reuters
 
aus der Diskussion: Zapf Creation kaufen
Autor (Datum des Eintrages): MichaelFK  (28.07.06 15:50:07)
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