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Aus n-tv.de:

Donnerstag, 3. August 2006
Störfall im AKW Forsmark
Schweden entgeht Katastrophe

In Schweden sind nach einem Störfall vom 26. Juli im Atomkraftwerk Forsmark-1 vier der zehn Atomreaktoren abgeschaltet worden. Wie am Donnerstag von den zuständigen Behörden mitgeteilt wurde, soll die Gelegenheit genutzt werden, die Sicherheitssysteme zu überprüfen.

Atomkritiker sehen in dem Zwischenfall in dem Werk nördlich von Stockholm eine Beinahe-Katastrophe. Politiker und Umweltgruppen in Schweden forderten eine umfassende Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen in schwedischen Nuklearanlagen von unabhängiger Seite. Der Sprecher der staatlichen Kernkraftinspektion, Anders Jorl, sprach im schwedischen Rundfunk von einem "unglücklichen" Vorfall.

Die Organisation Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg erklärte, am 26. Juli habe es einen Kurzschluss außerhalb des Kraftwerks gegeben, was zur Trennung des AKWs vom Stromnetz geführt habe. Danach hätte die Notstromversorgung anlaufen sollen. Zwei der vier Dieselaggregate seien aber nicht wie geplant automatisch angesprungen. Es sei nur deshalb nicht zu einer Katastrophe gekommen, weil die Reaktorschnellabschaltung und Teile des Kühlnotsystems funktionierten.

Erinnerungen an Tschernobyl und Harrisburg

Grünen-Chef Reinhard Bütikofer erklärte, der "schwere Unfall " habe schlagartig "die fortdauernde Gefahr dieser Technologie" deutlich gemacht. Erinnerungen an Tschernobyl und Harrisburg seien wachgerufen worden.

Die Umweltorganisation Greenpeace schätzt den Störfall im Kraftwerk Forsmark als "schwerwiegend" ein und begrüßt das Vorgehen der Staatlichen Kernkraftinspektion in Schweden (SKI), die vier bauähnlichen Atomkraftwerke sofort vom Netz zu nehmen. Ein früherer Direktor der SKI habe gesagt, dass es "nur mit purem Glück nicht zu einer Kernschmelze gekommen ist", heißt in der Stellungnahme der Organisation vom Donnerstag.

In einer Volksabstimmung von 1980 waren in Schweden die Weichen gegen die Nutzung der Atomkraft gestellt worden. Zwei der ursprünglich 12 schwedischen Reaktoren, die beiden Blöcke in Barseback unweit Malmö und Kopenhagen, sind inzwischen stillgelegt worden. Etwa die Hälfte der Elektrizität des Landes wird aus Kernenergie gewonnen. Trotz der abgeschalteten Reaktoren wird jahreszeitbedingt nicht mit Strommangel gerechnet.

Neuer Störfall im AKW Temelin

Im umstrittenen tschechischen Atomkraftwerk Temelin sind mehrere tausend Liter von leicht radioaktivem Wasser ausgelaufen. Die Panne sei im nicht nuklearen Kreislauf aufgetreten, und die Flüssigkeit sei nicht in die Umwelt gelangt, sagte AKW-Sprecher Milan Nebesar am Donnerstag. Das Wasser sei am Mittwoch aus noch ungeklärten Gründen im zweiten Block aus einer nicht richtig geschlossenen, manuell bedienbaren Armatur ausgetreten.

In den vergangenen Tagen waren in dem Reaktor bereits zwei ernste Störungen an einer Turbine aufgetreten. Temelin-Gegner vor allem in Bayern und Österreich fordern seit längerem die Stilllegung des grenznahen Atomkraftwerks.
 
aus der Diskussion: Panne im schwedischen Atomkraftwerk
Autor (Datum des Eintrages): AttiMichael  (03.08.06 17:06:12)
Beitrag: 13 von 168 (ID:23301134)
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