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AKW sind genauso sischer wie Norbert Blüms Rente! :mad:

Aus Spiegel online:
ATOMKRAFTWERK-STÖRFALL

Rätselraten um Notstrom-Aggregat

Von Sönke Klug

Nicht einmal der Hersteller AEG weiß, warum die Notstrom-Aggregate im schwedischen Atomkraftwerk Forsmark versagt haben. Dennoch melden deutsche Kraftwerksbetreiber, ein solcher Störfall sei hier nicht möglich. Die Bundesregierung will das genauer prüfen.

Nur wenige Tage nach der Panne am schwedischen Reaktor Forsmark-1 geben sich deutsche Kraftwerksbetreiber unbeirrt, was die Sicherheit in ihren Atommeilern betrifft. Der Vorfall in Schweden - bei dem die Dieselaggregate für die Notstromversorgung kurzzeitig ausgefallen waren - sei nicht auf Deutschland übertragbar. E.On-Sprecherin Petra Uhlmann erklärte, in den deutschen Kraftwerken des Konzerns gebe es einen anderen Stromversorgungs-Plan als im Fall Forsmark. Daher könne E.On einen solchen Vorfall ausschließen, obwohl die Untersuchungen in Schweden noch nicht beendet seien.

Knapp an der Katastrophe vorbei: Das Atomkraftwerk Forsmark
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Vattenfall / Hans Blomberg
Knapp an der Katastrophe vorbei: Das Atomkraftwerk Forsmark
"Natürlich haben wir auch AEG-Bauteile", sagte Uhlmann, "aber die sind in ein ganz anderes Konzept eingebaut - mit ganz anderer Wirkung bei Notfällen." E.On ist in Deutschland am Betrieb der Kraftwerke Isar-1 und -2, Brunsbüttel, Grohnde, Brokdorf, Krümmel, Unterweser, Grafenrheinfeld sowie Gundremmingen-B und -C beteiligt.

"Erstaunlich" findet Heinrich Otterpohl solche frühen Beteuerungen. Otterpohl ist Geschäftsführer von AEG Industrial Engineering - der Firma, in der die in Schweden eingesetzten Notstrom-Aggregate hergestellt wurden. Er bestätigte, dass sowohl die Anlage zur unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) als auch die Diesel-Notstromaggregate von AEG hergestellt und an das Kraftwerk Forsmark geliefert wurden. "Aber was da passiert ist, weiß ich nicht", sagt Otterpohl. Er kenne bisher nicht einmal die Typnummer der in Schweden eingesetzten Geräte, vom schwedischen Kraftwerk sei noch keine Anfrage gekommen.

Ohnehin wollte sich Otterpohl nur zu den USV-Geräten äußern, die im Unterschied zu den wuchtigen Diesel-Aggregaten "gerade mal genug Strom für einen Fernseher liefern". Die USV-Geräte stellen die Funktion von elektrischen Kontrollen sicher. Nach dem, was er wisse, "ist da bei Reparaturarbeiten ein Kurzschluss ausgelöst worden", so Otterpohl. "Wenn man die USV kurzschließt, ist das ja nicht die Schuld des Geräts."

Einzelanfertigungen, ohne Wartung von AEG

Dass die für die Stromversorgung des Reaktors wichtigen Diesel-Aggregate dann offenbar nicht angesprungen sind, wollte Otterpohl nicht kommentieren. Diese Anlagen seien extra für das Kraftwerk einzeln angefertigt worden, und die zuständige Abteilung bei AEG gebe es nicht mehr. Einem Bericht der "taz" zufolge soll die AEG die schwedischen Kraftwerke gewarnt haben, nachdem im Jahr 2004 das deutsche Kernkraftwerk Isar-2 einen Defekt an der Notstromanlage gemeldet hatte.

Allerdings seien von AEG aus Wartungen in vielen europäischen Kraftwerken unternommen worden, "aber aus Forsmark hatten wir keine Serviceorder. Wir wurden nicht gerufen", sagt Otterpohl.

Das deutsche Umweltministerium will trotz der Beteuerungen der Kraftwerksbetreiber weiter prüfen, ob in Deutschland die Aggregate eingesetzt wurden, die in Schweden möglicherweise versagt haben. Beteiligt an der Untersuchung sind die Gesellschaft für Reaktorsicherheit, das Bundesamt für Strahlenschutz und die Atomaufsichtsbehörden der Länder.

Schnelle Aufklärung unmöglich

Greenpeace hat bereits gestern gefordert, sämtliche deutschen Notstromaggregate unabhändig vom Hersteller zu überprüfen. Heinz Smital, Atomexperte der Umweltorganisation, sagte, bei derart vielen Unterkomponenten in einer solchen Anlage sei unmöglich so schnell zu klären, wo der Fehler lag und welche Komponente wo in Deutschland eingebaut sei.

In den vergangenen Jahren hatte es mehrere Zwischenfälle mit Notstromsystemen in deutschen Atomkraftwerken gegeben. Im Juli 2004 führte ein Elektronikfehler zu einer Panne im Notstromaggregat der Anlage Biblis. Ein Riss an einem Dieselaggregat im AKW Philippsburg konnte im Dezember 2003 schnell repariert werden und hatte nach Angaben des Stuttgarter Umweltministerium keine schwerwiegenden Folgen. Einen ähnlichen Riss hatte man dort erst ein halbes Jahr zuvor entdeckt. Beide Vorfälle wurden in die geringste Gefährdungsstufe eingeordnet.
 
aus der Diskussion: Panne im schwedischen Atomkraftwerk
Autor (Datum des Eintrages): AttiMichael  (04.08.06 18:07:25)
Beitrag: 85 von 168 (ID:23320533)
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