Fenster schließen  |  Fenster drucken

so noch einer dieser Artikel die man gar nicht gerne liest:
aus:
http://www.invest.ch/nonvip/articles/show.cfm?ui=17048149244…



Die US-Wahlen: Was nun?
Die US-Wahlen sind noch nicht entscheiden, trotzdem kann man sich fragen, wohin die Reise nun gehen soll. Schwierig wird sie allemal


Das Kernproblem liegt darin, dass der Ausgang der Wahl sehr eng gewesen ist. Das gilt nicht nur für das Amt des Präsidenten, sondern auch für die beiden Abgeordnetenkammern. Im Senat stehen 50 Republikaner und 49 Demokraten gegenüber wobei 1 Sitz unentschieden ist. Im Kongress ist die Lage so, dass die Republikaner 220 Sitze halten gegenüber 212 der Demokraten, wobei hier 2 Sitze unentschieden sind und 2 Parteilosen gehören. Gleichzeitig fehlt dem Präsidenten aufgrund des sehr knappen Wahlausgangs ein Mandat. D.h., er wurde nicht, wie z.B. Ronald Reagan mit einer deutlichen Mehrheit gewählt, kann also nicht auf eine sehr große Popularität zählen, die er z.B. an Fernsehansprachen noch ausbauen kann. Wenn ihm nun eine solche breite Abstützung in der Bevölkerung abgeht, dann hat er mit erheblich mehr Schwierigkeiten zu rechnen, wenn es darum geht, eine kontroverse Vorlage im Parlament durchzubringen, denn er muss immer wieder damit rechnen, dass auch einer seiner Parteigänger mit den Gegner "fraternisiert" respektive er wird nur mit größter Mühe einen Parteigänger des gegnerischen Lagers zu sich herüberziehen können.

Nun stellt sich die Frage, wie gefährlich denn eine solche politische Paralyse ist. Als Freund der freien Marktwirtschaft kann man nämlich nicht zu unrecht so argumentieren, dass wenn sich die Staatsmacht de facto paralysiert, der Staat wenigstens keinen Schaden in Form höherer Abgaben oder neuer Regulierungen anrichten kann. Nicht zuletzt dieser Zustand hat ja dazu beigetragen, dass die Märkte mit der Präsidentschaft Clintons recht gut leben konnten. Nur ist entscheidend, dass die Präsidentschaft Clintons in einen Boom eingebettet war, zu welchem er herzlich wenig beigetragen hatte. Wichtigste Träger war das Fed, die neuen Technologien, welche den Unternehmergeist der US-Bürger neu beflügelten und wohl nicht zuletzt die unter Reagan durchgeführten Deregulierungen.

USA in Rezession?
Die Ausgangslage hat sich aber geändert. Es mehren sich die Anzeichen, dass für die US-Wirtschaft schwierigere Zeiten anbrechen. Der Tech-Boom kommt nun nicht zu seinem Ende, jedoch in die schwierige und schmerzvolle Phase der Konsolidierung, in welcher sich die Spreu vom Weizen trennt. Das bedeutet aber auch, dass er als Nachfrager von hoch qualifizierten Arbeitskräften an Bedeutung verlieren wird und von ihm in dieser Periode generell weniger Wachstumsimpulse ausgehen. Gleichzeitig werden die Effekte der Zinserhöhung immer stärker spürbar. Berichte über ungenügende Standards bei der Kreditvergabe der Banken und sich markant ausweitende Differenzen zwischen den Zinsen für erstklassige und solche niedrigeren Ranges geben hier wichtige Signale. Das bedeutet aber auch, dass sich möglicherweise schon im zweiten Halbjahr 2001 die wirtschaftlichen Schwierigkeiten häufen. Für den Präsidenten eine unangenehme Situation, denn die Wähler werden wohl sehr rasch die neuen Probleme mit dem neuen Präsidenten assoziieren. Aber auch die Lage der Parlamentarier ist unerquicklich.

Wieder erwachte Ausgabenfreude
Im Kongress stehen in zwei Jahren schon wieder die Zwischenwahlen an. Auf diesen Zeitpunkt hin muss etwas geboten werden. Und dies von beiden Seiten. Dem Lager des Präsidenten als auch jenem seiner Gegner. Das wird dann allerhand wirtschaftspolitischen Aktivismus nach sich ziehen. Ein Aktivismus, welcher sich nicht mehr an langfristigen Zielen orientieren wird, sondern nur noch am Zwischenziel der "Mid terms". Zu diesem Aktivismus wird nicht nur der Versuch gehören, die Initiativen des Gegners zu blockieren, unabhängig davon, wie sinnvoll sie sein mögen, sondern auch mit Staatsausgaben an eine geschätzte Wählerklientele Stimmung für die eigene Sache zu machen. Zu diesem Zweck kann es durchaus sein, dass die Politiker sich einig werden, die gegenseitige Blockade zu lockern. Man wird sich dann rasch im gleichen Lager, wie die immer wieder gerügte japanische LDP finden und der viel gerühmte Budgetüberschuss wird dahinschmelzen wie Schnee an der Sonne.

Die schöne Mär vom Budgetüberschuss
In Bezug auf diesen Budgetüberschuss ist auf einen sehr guten Artikel mit dem Titel "he Surplus Hoax" von Professor Sennholz auf der Website des Ludwig von Mises Instituts (www.mises.org) hinzuweisen. Sennholz zeigt ganz klar, wie sich das Schatzamt bei den diversen Sozialeinrichtungen bedient und deren Überschüsse sich einverleibt, somit lediglich eine Verschiebung von Schulden stattfindet, jedoch kein Abbau. Sennholz weist dann noch auf eine andere sehr fragliche Praxis hin. Ich zitiere aus dem erwähnten Artikel: Bei Rubrik "Diverse Einnahmen", die in den Berichten des Schatzamtes zu finden ist, handelt es sich um Einnahmen, die durch Taschenspieler Tricks des Kongresses möglich geworden sind. Sie, diese Einnahmen, bestehen in erster Linie aus den Nettoeinnahmen des Federal Reserve Systems. In den Fiskaljahren 1998 und 1999 hat das Federal Reserve System USD 32.658 respektive 34.929 Mrd. beim Schatzamt eingelegt.. Für das Fiskaljahr 2000 wird geschätzt, dass dieser Betrag auf USD 37 Mrd. steigt. Die Unterlagen zum Budget zeigen leider nicht, dass das Federal Reserve System Regierungsausgaben massiv mitfinanziert hat, indem es USD 507 Mrd. an Treasuries mit gedrucktem Geld gekauft hat. Das Schatzamt hat dann für mehr als USD 30 Mrd. Zinsen an das Fed bezahlt, welches diese Gelder dann wieder beim Schatzamt als "Diverse Einnahmen" erscheinen liess. Kurz und bündig: Eine Regierungsstelle, das Fed, druckt nun Geld zu minimalen Kosten, eine andere Regierungsstelle, das Schatzamt, gibt es aus, aber zahlt Zinsen an das Fed, welches diese Gelder wieder an das Schatzamt retourniert. (Federal Reserve Bulletin, Oktober 2000, S. A5, A26). Wenn eine Unternehmung so agieren würde, dann würde sie ruck zuck im staatlichen Strafvollzug landen." (Meine Übersetzung).


Es muss somit noch einmal in aller Deutlichkeit gesagt werden:

EINEN BUDGETÜBERSCHUSS GIBT ES IN DEN USA NICHT.
Daran ändert sich nichts auch wenn es weltweit über all in der Finanzpresse und von Brokern wiederholt wird. Es ist einfach ein Blödsinn und wenn Ihnen jemand eine Investment verkaufen will, indem er die US-Finanzpolitik rühmt und vom Büdgetüberschuss schwärmt. Dann sollten Sie schon einmal sehr zurückhaltend werden, denn da hat jemand seine Hausaufgaben möglicherweise nicht so ernst genommen, wie er eigentlich sollte.


Eine möglicherweise noch grössere Gefahr besteht jedoch darin, dass sich der Druck auf das Fed, der Politik zu diensten zu sein erheblich erhöhen wird.

Wenn das passiert, d.h. Druck auf das Fed und "Kauf von Popularität", dann wird die "Entmystifizierung" der USA weitgehend vollzogen sein. Woran werden sich dann die Finanzmärkte wohl noch halten?
 
aus der Diskussion: Sell Off am Montag?
Autor (Datum des Eintrages): rich  (14.11.00 16:36:39)
Beitrag: 22 von 22 (ID:2345838)
Alle Angaben ohne Gewähr © wallstreetONLINE