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[posting]23888152[/posting]Mit Verlaub, es ist kompletter Unsinn, dass Zwangsheiraten in Deutschland der Normalfall waren.

Es gab in der Tat arrangierte Ehen im Hochadel, wo das sicher sehr verbreitet war aus politischen Gründen.

Für den Rest der Bevölkerung war die Liebesheirat der Normalfall. Und erst recht gab es nie solche Zustände, dass Mädchen fürs Küssen oder Händchenhalten oder auch Sex irgendwo aufgehängt wurden. Liebe, Liebeleien, Liebesaffären - das war für die Leute früher wie heute ein Lebenselixier, was damals noch weitaus mehr wie heute über ein ziemlich hartes Leben half und dem Leben Poesie verlieh.

Gerade im 19. Jahrhundert war ein Sinn für Liebesromantik verbreitet, wie er heute im Alltag kaum noch vorstellbar war - mit allen Facetten: Liebesgedichten, Werben, Erotik, aber auch den Schattenseiten: Selbstmord, Gesichtsverlust usw. usw.

Mit Zwangsheiraten hat das alles nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Kennst du die "Winterreise"? "Die Liebe liebt das Wandern, Gott hat sie so gemacht. Von einem zu dem andern, mein Liebchen, gute Nacht". Die ganze Literatur (auch Volkliteratur, nicht nur elitäre Dichtung) ist voll von solchem Stoff. Gedichte, Märchen, Lieder und Zeitzeugnisse geben Aufschluss darüber. Von Zwangsheiraten kann man da wirklich nicht sprechen. Im Gegenteil: es gab wohl kaum eine Epoche, in der "die Liebe" eine größere Rolle spielte als in der deutschen Romantik im 19. Jahrhundert. Mag sein, dass es da und dort auch eine Zwangsheirat gegeben hat. Ein gesellschaftlich goutiertes Massenphänomen war das mit Sicherheit nicht.

LM
 
aus der Diskussion: Ausländerkriminalität - ein deutsches Tabuthema
Autor (Datum des Eintrages): LadyMacbeth  (13.09.06 21:52:26)
Beitrag: 2,635 von 8,340 (ID:23919494)
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