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28.

Sie wirkte nett, natürlich und sportlich.
"Super", dachte er.
"Diese Marke Inliner ist wirklich vom Preisleistungsverhältnis und von der Art der Schuhe her die beste, wenn man keine Stunts machen und keine Rekorde brechen, sondern nur Strecke laufen will", sagte sie.
"Genau."
"Bei schlechtem Wetter gehe ich auch Joggen, aber Skaten ist eine gute Abwechslung und schont die Gelenke, weil man gleitende, sanfte Bewegungen hat und nicht von einem Bein auf das andere springt und jedesmal die Knie mit einem vielfachen des eigenen Körpergewichts belastet."
"Hast du einen Freund?"
"Nein. Man schont obendrein die Wirbelsäule, die nicht gestaucht wird."
"Warst du schon einmal verheiratet?"
"Nein. Ich finde Skaten besser als Fahrradfahren, weil mehr Muskeln angesprochen werden und man auch diese vertikalen Bewegungen hat, die das Spazierengehen so gesund machen."
"Lebst du allein?"
"Nein, ich wohne mit meiner Freundin zusammen. Bei dieser Hitze ist Skaten auch besser als Joggen, weil man keinen Hitzschlag riskiert. Es ist nicht so anstrengend und man hat Fahrtwind."
"Hat deine Freundin einen Freund?"
"Nein. Sie will auch keinen. Vorsicht, da kommt ein Radfahrer von hinten."
Das wurde immer besser. Zwei Frauen ohne Männer und einen von beiden wollte keinen festen Freund, bevorzugte also freie Liebe.
"Wohnst du hier in der Nähe?"
"Fahrradfahrer!"
Sie wiederholte sich. Das nervte. Und das Geklingel auch.
Eine Radfahrerin überholte auf einem Rennrad mit etwa 30 km/h. Sie trug eine schwarze Stretchhose und hatte Oberschenkel wie eine professionelle Schlittschu-Sprinterin. Ihre Haare flatterten im Wind.
"Immer diese Radfahrer", sagte er, um die Konversation in Gang und das Niveau auf dem bereits erreichten Niveau zu halten.
"Normalerweise dürfen wir überhaupt nicht auf Radwegen fahren". sagte sie. "Meine Freundin und ich sind schon einmal von der Polizei angehalten worden, weil wir auf dem Bürgersteig zu schnell waren und den Radweg als Überholspur benutzt haben."
"Ich stehe auf schnelle Frauen!"
"Was?"
"Was?"
"Was hast du gesagt?"
"Nichts", sagte er.
"Da sind wir!"
"Wo?"
"Hier. Wo ich wohne!"
Sie standen vor einem Zwei-Familienhaus, ganz in der Nähe von Jean Pauls Wohnung.
"Ach so."
"Wann läufst du wieder?", fragte sie.
"Da muss ich erst in meinen Terminplaner gucken. Kann ich dir das später sagen? Wir können das bei einem Bier diskutieren. Das haben wir uns verdient."
"Gut. Du kannst mich in einer Stunde abholen."
Er sah ihr nach. Sie winkte. Er guckte auf die Uhr. Er musste sich richtige Schuhe anziehen und sich irgendwo Deo kaufen.
Machbar!

Fortsetzung folgt

Vorschau:
Keine Vorschau. Alles bleibt nebulös und unvorhersehbar!
 
aus der Diskussion: Telefon-Agent: Die Abenteuer des
Autor (Datum des Eintrages): Wolfsbane  (20.09.06 11:07:08)
Beitrag: 41 von 352 (ID:24057889)
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