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Guter Bericht aus der neuen Zürcher Zeitung (www.nzz.ch)
Orbit/Comdex
Potenter Pixel-Pusher
Playstation als Modell für zukünftige Computer-Hardware?
Von Sabina Müller und Devrim Zafer*

Computer sind Alleskönner; doch oftmals können sie gerade das nicht, was man von ihnen erwartet. Mit dem Modewort Appliance werden neuerdings Geräte beschrieben, die nur etwas können, das dafür aber gut; Geräte, die stets zu Diensten und einfach zu bedienen sind. Um am konkreten Beispiel zu erläutern, was damit gemeint sein könnte, verweist man am besten auf ein Produkt, das es schon gab, bevor Appliance zum Modewort avancierte: die Spielkonsole. Ein prominenter Vertreter dieser Gattung ist die Sony Playstation. Das Gerät wurde 1994 in Japan auf den Markt gebracht und verkaufte sich innert eines Jahres eine Million Mal. Bis April 2000 hat Sony 73 Millionen Playstations und 630 Millionen Spiele verkauft.

Wie erklärt sich dieser Erfolg? Es gibt dafür verschiedene Gründe. Die Playstation konzentriert sich einmal auf einen Anwendungsbereich; sie ist speziell auf das Darstellen komplexer Grafiken und rasch ablaufender Bildsequenzen ausgelegt. Während die PC-Industrie sich allmählich an die 64-Bit-Wortbreite herantastet, sich damit aber noch ziemlich schwer tut, kommt die Playstation 2 bereits mit einem 128-Bit-Prozessor daher. Der Grafik-Koprozessor vermag 75 Millionen Vielecke pro Sekunde darzustellen.

Ein weiterer wichtiger Grund für den Erfolg der Playstation ist die einfache Bedienung und die Stabilität der Software. Ihre Bedienung erfordert, im Gegensatz zum PC, keine weitverzweigten Hilfedateien und keine dicken Handbücher. Plug and Play, ein Marketingbegriff, mit dem die PC-Hersteller seit einigen Jahren hausieren, ohne ihn aber bis heute mit Inhalt füllen zu können, ist in der Welt der Spielkonsolen seit je Selbstverständlichkeit. Während PC öfters neu gestartet werden müssen, erleben die Besitzer von Spielkonsolen Abstürze höchsten bei «Jump-and-Run»-Spielen, wo sie Teil der Spielanlage sind.

In jüngster Zeit haben Spielkonsolen viel dazugelernt und sich zu eigentlichen Internet-PC oder besser: Info Appliances weiterentwickelt. Die Playstation 2 wartet eigentlich nur noch darauf, dass schnelle Auffahrtsrampen ins Internet benutzt werden können. Einerseits erstellt Sony teilweise eigene Breitbandnetze, anderseits sind Verträge mit paneuropäischen Internet-Service-Providern in Vorbereitung. Mit ersten technischen Versuchen dürfte Ende Jahr begonnen werden.

Im Internet sollen sich den Playstation-Fans vielfältige neue Anwendungsbereiche eröffnen. In Zukunft wird über das Web nicht nur mit anderen Playstation-Besitzern im gleichen Level eines Spiels herumgeballert werden können. Vielmehr sollen die Konsolen auch für den elektronischen Handel, Instant Messaging, Chatting und für das Versenden und Empfangen von E-Mails benutzt werden können.

Die PS One ist ungefähr ein Drittel so gross wie die ursprüngliche Playstation. Das Gerät braucht zwar immer noch einen normalen Stromanschluss, lässt sich aber mit einem LC-Display erweitern, so dass der Spieler nicht mehr auf einen Fernseher angewiesen ist. Mittels eines speziellen Kabels lässt sich die PS One auch an Mobiltelefone anschliessen, die mit dem japanischen I-Mode-Standard von NTT Docomo funktionieren. In Japan hat die PS One bereits 17 Millionen Abnehmer gefunden. Um diesen Anhängern neuartige, über ein Mobiltelefon zugängliche Funktionen und Online-Spiele zu bieten, hat Sony mit dem Aufbau eines Netzes von speziellen Servern begonnen.

* Sabina Müller ist Leiterin Public Relations bei Sony Overseas SA, Devrim Zafer Marketing Manager bei Sony Computer Entertainment.
 
aus der Diskussion: Rambuspower in Pl2
Autor (Datum des Eintrages): Indiancigar  (27.11.00 12:08:20)
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